Holzhaus Linse in Berlin
Nachverdichtung in Holzhybridbauweise
Schöneberger Linse ist der bezeichnende Name eines Geländes im Süden Berlins, zwischen Bahnhof Südkreuz und S-Bahnhof Schöneberg. Aufgespannt zwischen dem südwestlich gewölbten Sachsendamm und den gen Nordosten geschwungenen Bahngleisen ähneln die Umrisse des Areals einer Linse. Hier soll bis 2025 ein vielfältig genutztes Stadtquartier mit unterschiedlichen Wohnbauten für alle Generationen, mit Gebäuden für Büros und Dienstleistung, sozialer Infrastruktur und Verkehrsflächen entstehen. Eine nachhaltige Energieversorgung soll dem Quartier Modellcharakter verleihen. Ein mehrgeschossiger Holzbau nach Plänen der ortsansässigen Scharabi Architekten, das Holzhaus Linse, schließt seit 2022 eine Baulücke und bildet eine gelungene, nachhaltige Nachverdichtung des innerstädtischen Raums.
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Wohnungen, Gewerbefläche und Gemeinschaftsbereiche
Der Neubau hat einen rechteckigen Grundriss von etwa 12,00 x 22,00 Metern. Das Erdgeschoss, fünf Obergeschosse und ein Staffelgeschoss bilden ein siebengeschossiges Wohnhaus mit einer Höhe von 24 Metern. Insgesamt sind es rund 2.750 Quadratmeter Bruttogeschossfläche, die sich auf 18 Wohneinheiten (davon eine Clusterwohnung), einen Jugendtreff und mehrere Gemeinschaftsräume verteilen. Neben der sozialen Durchmischung war auch eine gemischte Nutzung gefordert. Im Erdgeschoss gibt es daher neben drei mietpreisgebundenen Wohnungen auch eine Gewerbeeinheit. Die Raumhöhe liegt hier bei rund vier Metern, in den Obergeschossen hingegen bei etwa 2,75 Metern. Im ersten Obergeschoss befinden sich eine Cluster-Wohnung mit drei Einheiten und ein Gemeinschaftsraum. Die Wohngemeinschaft ist als Eigentumsfläche für Frauen über 50 vorgesehen. Außer den übrigen Wohnungen gibt es drei Gemeinschaftsräume und einen Gemeinschaftsgarten.
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Gute Akustik dank Holz-Massivbauweise
Das Mehrfamilienhaus wurde in Holzhybridbauweise im Standard KfW 40+ errichtet. Keller- und Erdgeschoss, das Treppenhaus und die Brandschutzwände sind aus Stahlbeton gefertigt. Die Obergeschosse sind in massiver Holzbauweise aus Brettsperrholz errichtet. Für die Geschossdecken kamen Hohlkörper-Holzelemente zum Einsatz. Die Holzmassivbauweise sorgt für eine gute Akustik in den Wohnungen. Der Aufzugsschacht ist selbsttragend aus fünflagigen, 20 cm starken Brettsperrholzelementen gefertigt und befindet sich innerhalb des Treppenhauses. Durch die Erstellung des Aufzugsschachtes in Holzbauweise sollen rund 165 Tonnen CO₂ gegenüber einer Bauweise in Beton eingespart worden sein. Sämtliche Holzbauteile an Decken und Wänden verbleiben mit ihrer unbehandelten natürlichen Oberfläche holzsichtig.
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Unbehandeltes Lärchenholz für die Fassade
Die tragenden Fassaden sind hofseitig mit unbehandeltem Lärchenholz bekleidet. Auf der Straßenseite kamen Faserzementplatten zum Einsatz. Balkone sind auf beiden Seiten und über alle Geschosse als filigrane Seilkonstruktionen angehängt. Zur Verminderung des Lärmpegels sind sie teilweise mit Glas eingehaust. Hochschalldämmende Fenster zur lärmbelasteten Straße sorgen für niedrige Schallpegel innerhalb der Wohnungen. Eine Kombination aus Sole-Wärmepumpe und Mikro-Blockheizkraftwerk (BHKW) versorgt das Gebäude mit der notwendigen Heizwärme. Ein Batteriespeicher nimmt den Stromüberschuss aus dem BHKW auf. Im Sommer lassen sich eine passive Kühlung über die Fußbodenheizung und ein Kühlregister in der Lüftungsanlage aktivieren, welche in Kombination mit dem außenliegenden Sonnenschutz für den sommerlichen Wärmeschutz sorgen.
Bautafel
Architektur: Scharabi Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: ifb frohloff staffa kühl ecker, Berlin (Tragwerksplanung); Dernbach, Berlin (TGA-Planung); Akustikbüro Krämer+Stegmaier, Berlin (Akustik); hutterreimann landschaftsarchitektur (Landschaftsarchitektur); Dipl.-Ing. Architekt Ingo Andernach, Berlin (Energieberatung)
Bauherr*in: Planungsgemeinschaft Linse, Berlin
Fertigstellung: 2022
Standort: Gotenstraße 44, 10829 Berlin-Schöneberg
Bildnachweis: Jan Bitter, Berlin; Christian-Hagemann, Berlin
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