_Holz
Haus K in Alpnach
Holzbau ohne Metall, Leim und chemische Baustoffe
Zu Füßen des Schweizer Bergmassivs Pilatus öffnet sich das Sarneraatal, dessen Schlusspunkt die Gemeinde Alpnach bildet. In der von ausgedehnten Wald- und Weideflächen geprägten Berglandschaft hat Holzwirtschaft eine lange Tradition. Da ist ein hölzerner Neubau wie das Haus K nur stringent. Das großzügige Einfamilienhaus entwarfen Seiler Linhart Architekten aus dem nahen Luzern.
Gallerie
Dreigeschossiger Holzbau
Der giebelständige Bau steht auf einem leicht abschüssigen
Grundstück in einer architektonisch heterogenen Wohngegend. Ein
Sockelgeschoss aus Sichtbeton schiebt sich in den Hang und bildet
das rechteckige Fundament für einen dreigeschossigen Holzbau. Im
Untergeschoss sind die Garage und Nebenräume untergebracht. Die
ausschließliche Verwendung von Holz über dem Fundament bestimmt das
Erscheinungsbild. Gestalterisch wird eine traditionelle, regionale
Bauform mit Satteldach
aufgegriffen, aber neu interpretiert.
Von außen klar ablesbar ist eine vertikale Dreiteilung des Gebäudes: Während jeweils die Mitte der Längsseiten durch wettergeschützte Loggien mit großflächigen Verglasungen betont ist, sind die flankierenden Fenster kleiner gehalten. Hölzerne Gitter vor den Loggien und quadratische Felder unter den Fenstern mit geometrischen Reliefs bilden das Ornament. Sogar die Beschattungselemente sind als hölzerne, automatisierte Zugläden entwickelt und mit kunstvollen Schnitzereien verziert.
Raumaufteilung
Eine sechsstufige Außentreppe führt zum Eingang, der mittig in der
nördlichen Längsseite liegt. Man kommt in einen Vorraum vor dem
zentralen Treppenhaus aus Stampflehm. Dieser Kern verbindet alle
Geschosse und markiert die Mitte des Hauses. Östlich und westlich
sind die Zimmer angeordnet, die sich teils durch raumhohe
Schiebetüren verbinden lassen. Im ersten Obergeschoss ist die Zone
um den Treppenkern offen gestaltet. Von hier aus werden die Zimmer
erschlossen. Im Dachgeschoss ist die Mittelzone als offene Galerie
ausgebildet. Zur Wärme- und Stromerzeugung dienen ein Holzofen und
eine Solarthermieanlage.
Vollholzsystem aus Fichte und Weißtanne
Natürliche und ökologische Baumaterialien aus der Region sowie ein
Minimum an grauer Energie während der Produktion waren wichtige
Kriterien bei der Planung und Erstellung. Es verwundert nicht, dass
ein Holzbau entstanden ist, denn die Bauherren betreiben ein
ortsansässiges Holzbauunternehmen. Das Wohnhaus wurde als
Vollholzsystem aus lokalen Fichten und Weißtannen errichtet.
Sämtliche Außen- und Innenwände sowie die Dachkonstruktion bestehen
aus unverkleideten Holzelementen. Diese setzen sich zusammen aus
kreuzweise geschichteten und an den Kreuzpunkten verbundenen
Holzlagen, was sie besonders steif macht. Verbunden sind die
Schichten mit Holznägeln. Alle verwendeten Hölzer sind unbehandelt,
ohne Imprägnierung
oder Lack. Die Geschossdecken sind als massive Brettstapeldecken
ausgebildet. Eine zusätzliche Dämmung ist nicht notwendig.
Verzichtet wurde auch auf Metall, Leim oder chemische
Zusätze.
Holz und Lehm im Zusammenspiel
Auch bei den anderen eingesetzten Baustoffen wurde viel Wert auf
Natürlichkeit gelegt. So stammt der Stampflehm für den
Erschließungskern aus der eigenen Baugrube des Unternehmens von den
Bauherren; der betonierte Sockel ist mit Bambus
bewehrt. Lehm ergänzt den Holzbau optimal. Im Zusammenspiel
regulieren Holz und Lehm die Luftfeuchtigkeit
besonders gut und sorgen für ein behagliches Raumklima.
Die Luftfeuchtigkeit im Innern soll das ganze Jahr über konstant
bei etwa 45 Prozent liegen. Aufgrund der feuchteregulierenden
Eigenschaft bildet sich kein Befall mit Schimmelpilzen oder anderen
schädlichen Mikroorganismen. Lehm absorbiert zudem Gerüche und
weist eine hohe Wärmespeicherfähigkeit mit verzögerter Abgabe auf.
Durch die unmittelbare Nähe zum Stückholzofen verteilt die Lehmwand
die Wärme über alle Ebenen.
Die Wände in den Feuchträumen sind mit Tadelakt beschichtet, einem traditionellen marokkanischen Kalkputz. Die starke Verdichtung bei der Verarbeitung führt zu einer hohen Festigkeit und Wasserbeständigkeit der Oberfläche sowie zu einem Glanzeffekt. Im Eingangsbereich sowie im Bad wurden fugenlose Lehmkaseinböden eingebracht. Dieser Bodenbelag ist strapazierfähig und frei von Schadstoffen. Er besteht aus einer Lehmrezeptmischung, die mit dem Milcheiweiß Kasein (lat. caseus = Käse) vergütet wird. Die Masse wird auf den vorbehandelten Untergrund dünn aufgezogen und die Oberfläche schließlich mit Öl und Carnaubawachs behandelt. -dg
Bautafel
Architekten: Seiler Linhart Architekten, Luzern
Projektbeteiligte: Küng Holzbau, Alpnach (Holzbau, Tragwerksplanung, Bauphysik); René Odermatt, Küssnacht am Rigi (Holzkunst)
Bauherr: privat
Standort: 6055 Alpnach, Schweiz
Fertigstellung: 2018
Bildnachweis: Rasmus Norlander, Zürich
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