Musikpavillon in Kirchdorf
Faltwerk aus massiven Holzplatten
Aus den akustischen Notwendigkeiten und gemäß dem Motto „form
follows function“ entstanden, bietet der freistehende
Musikpavillon eine witterungsgeschützte offene Bühne für das
gemeinschaftliche Leben im Herzen der Gemeinde Kirchdorf. Entworfen
haben den skulpturalen Holzsolitär Parc Architekten und Markus
Fuchs Architekten. Nachdem die Architekturbüros zuvor den
Wettbewerb für den Neubau der angrenzenden Volksschule und des
Kindergartens in Kirchdorf gewonnen und ausgeführt hat, wurde mit
dem Pavillon das letzte und abschließende Element im Dreigespann
des neu gestalteten Dorfzentrums vollendet.
Gallerie
Selbsttragende, einschalige Holzkonstruktion
Der Musikpavillon ist von allen Seiten sichtbar und bildet nach Süden zum Platz die Bühne und straßenseitig nach Norden eine Bushaltestelle für den Schulbus aus. Die Form ist gleichermaßen aus den akustischen und tragwerkstechnischen Erfordernissen heraus entstanden. Auf einer Basis aus Beton erhebt sich ein selbsttragendes Faltwerk. Es besteht aus einer einschaligen, mit Blech überzogenen Holzkonstruktion aus Brettsperrholzplatten, die insgesamt nur 20 cm stark ist und alle konstruktiven Funktionen übernimmt. Die Bühnenöffnung ist 7 m hoch und 15 m breit, was bei den hohen aufkommenden Schneelasten der Region im Winter eine statische Herausforderung darstellt. Durch die Faltung kann der Bau diesen extrem hohen Lasten dennoch trotzen.
Gezielte Schallreflexion durch das Faltwerk
Die
Neigung der Falten wurde vor allem an die akustischen
Notwendigkeiten angepasst. Was im Normalfall mithilfe von
nachträglich applizierten Schalleitpaneelen an Bühnen bewirkt wird,
steckt hier in der architektonischen Ausgestaltung. Durch die
gezielte Setzung und Dimensionierung der einzelnen Flächen wird die
Schallreflexion innerhalb der Skulptur gelenkt. Die großen Flächen
sind zum Publikum gerichtet, das eine gleichmäßige Beschallung
erzielt wird. So ist der Klang auch in den hinteren Reihen gut zu
hören, dabei nah an der Bühne nicht zu laut. Die kleineren Flächen
zeigen nach innen, damit sich die Musiker gegenseitig gut hören
können und das Zusammenspiel funktioniert.
Simulation der Schallausbreitung
Die Ausbreitung des Schalls wurde vom Akustikplaner vorab digital in einem Raytracing-Prozess simuliert, um die akustischen Erfordernisse festlegen zu können. Auf dieser Grundlage konnten die einzelnen gekippten und unterschiedlich großen Flächen definiert und optimiert werden. -si
Bautafel
Architektur: Parc Architekten, Innsbruck; und Markus Fuchs Architektur, Kufstein
Projektbeteiligte: Dimitri Stefanoudakis (Tragwerksplanung Holzbau); Hanel Ingenieure, St. Johann in Tirol (Tragswerksplanung); AIS Kitzbühel, Langkampfen (Bauaufsicht); Zimmerei Oberleitner, Waidring (Zimmererarbeiten); Spenglerei Hörhager, Kirchdorf (Metallarbeiten); Dankl, Kirchdorf (Austattung Ton, Licht, Elektroinstallation); Rupert Maleczek, Universität Innsburch (Beratung Faltwerk); Müller BBM Tonmeister Marcus Blome, Planegg (Akustikplanung)
Bauherrschaft: Gemeinde Kirchdorf
Fertigstellung: 2017
Standort: Dorfplatz 4, 6382 Kirchdorf / AT
Bildnachweis: Michael Fuchs, Innsbruck; David Schreyer, Wörgl; Thomas Plattner, St. Johann in Tirol