Fassadenbegrünung: Wartungs- und Pflegeaufwand

Für den langfristigen Erhalt einer Fassadenbegrünung ist die sorgfältige Planung im Vorfeld ebenso wichtig wie die richtige Pflege der Vegetation bis zur Fertigstellung und während der darauffolgenden Entwicklungs- und Unterhaltungsphase. Versäumnisse führen in beiden Phasen zwangsläufig zu Ausfall, kümmerlichem Wachstum oder unerwünschtem Fremdbewuchs und in weiterer Folge zu Mehrkosten bei der Beseitigung dieser Folgen. Darüber hinaus schadet eine auf den ersten Blick sichtbare Verwahrlosung einer grünen Fassade dem Image des gesamten Gebäudes.

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Unterscheidung nach Art der Begrünung und Wahl der Pflanzen

Der Wartungs- und Pflegeaufwand einer Fassadenbegrünung variiert in Abhängigkeit von der Begrünungsart und der Wahl der Pflanzen. Mit zunehmender Komplexität der Begrünungsform wächst der Pflegeaufwand, sodass sich die Beauftragung von Fachfirmen empfiehlt, die sowohl über das nötige Fachwissen als auch über erforderliche Einrichtungen zur Erreichung höher gelegener Stellen am Gebäude verfügen. Bauseitig ist diesem Umstand ebenfalls Rechnung zu tragen und eine gute Erreichbarkeit aller begrünten Bereiche mit zu bedenken und vorzuhalten, da schlecht erreichbare Stellen automatisch zu schlechterer Pflege führen. Dies gilt auch für Bereiche im unmittelbaren Umfeld des Gebäudes. Sind beispielsweise Leitern für das sichere Erreichen höher gelegener Pflanzbereiche nicht mehr ausreichend, kommen Hubeinrichtungen oder mobile Lifte zum Einsatz, die entsprechende Zufahrts- und Aufstellflächen benötigen.

Während bodengebundene Begrünungen, insbesondere mit Selbstklimmern wie Efeu oder Wildem Wein als in der Regel pflegearm gelten, erhöht sich der Aufwand bei einer wandgebundenen Begrünung, da diese mit einem Mehreinsatz konstruktiver oder technischer Einrichtungen einhergehen, die ebenfalls einer regelmäßigen Instandhaltung bedürfen.

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Die Einordnung des Pflegeaufwandes erfolgt gemäß den Richtlinien der FLL wie folgt:

  • Geringer Pflegeaufwand: In der Regel ein Pflegegang pro Jahr
  • Mittlerer Pflegeaufwand: Zwei bis drei Pflegegänge pro Jahr
  • Hoher Pflegeaufwand: Mehr als drei Pflegegänge

Die Pflegemaßnahmen an der Vegetation umfassen je nach Erfordernis:

  • Wässern und Düngen
  • Aufbinden, Fixieren oder Leiten neuer oder junger Triebe
  • Rückschnitt zur Verjüngung, zur Beseitigung von Totholz oder zur Freihaltung nicht für den Bewuchs vorgesehener Flächen und technischer Einrichtungen
  • Beseitigung von Herbstlaub, Blüten- und Fruchtresten
  • Beseitigung von Ausläuferbildungen oder Sämlingen
  • Bekämpfung von Schädlingen oder Krankheiten
  • Entfernen von Fremdvegetation
  • Austausch oder Ersatz ausgefallener Pflanzen
Die Instandhaltung konstruktiver oder technischer Einrichtungen umfasst je nach Vorhandensein:
  • Kontrolle konstruktiver Bauteile wie Verankerungen oder Kletterhilfen
  • Inspektion und Wartung von Pflanzgefäßen
  • Inspektion, Wartung und Anpassung von Be- und Entwässerungsanlagen inklusive der Nährstoffversorgungsanlage
  • Inspektion des Feuchtigkeits- und Durchwurzelungsschutzes
  • Reinigung oder Austausch von Verbrauchsgütern wie Filtern
Bodengebundene Begrünung
Kletterpflanzen bodengebundener Begrünungen wachsen selbständig durch Ausbildung von Haftorganen oder mittels Kletterhilfen, die sie umranken. Es gibt sowohl immergrüne als auch laubabwerfende Arten, solche, die stark blühen oder Früchte ausbilden und solche, deren Wuchs sehr stark oder nur gering ausgeprägt ist. In Abhängigkeit davon hat die FLL ein Punktesystem entwickelt und den Pflegeaufwand gängiger Kletterpflanzen in gering, mittel und hoch eingestuft. Davon unabhängig kann die Fassade generell als gering pflegeaufwändig mit jährlich nur einem Pflegegang eingestuft sein, dieser jedoch aufgrund der erforderlichen Arbeiten umfassender ausfallen.

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Zu den Pflanzen mit hohem Aufwand zählen (Reihung absteigend nach Höhe der Punkte):
  • die Trompetenblume
  • der Knöterich
  • sehr stark wüchsige Arten des Strahlengriffels (Kiwi)
  • sehr stark wüchsige Arten der Waldrebe
  • nahezu alle Rebenarten
  • sehr stark wüchsige Arten des Wilden Weins
Bei diesem Pflanzen ist das Leiten der Triebe sowohl wegen des sehr starken als auch teilweise wirren Wuchses oder der kletterspezifischen Form erforderlich. Die Schnittmaßnahmen reichen von der Erhaltung eines klaren Grundgerüstes bis zur Förderung des Blüten- oder Fruchtreichtums und neben dem Herbstlaub sind, je nach Art, auch Blüten- oder Fruchtreste zu beseitigen.

Zu den Pflanzen mit geringem Aufwand zählen (Reihung absteigend nach Höhe der Punkte):
  • die Beerentraube
  • eine Form der Baumschlinge (Periploca sepium)
  • der Winter-Jasmin
  • eine Form der Pfeifenwinde (Aristolochia tomentosa)
  • eine Form der Akebie (Akebia trifoliata)
  • der Spindelstrauch
  • eine Form des Strahlengriffel (Actinidia kolomikta)
Bei diesen Pflanzen ist das Leiten der Triebe nicht oder nur in geringem Ausmaß erforderlich, vereinzelt sind Schnittmaßen durchzuführen und lediglich das Herbstlaub bei allen zu entfernen.

Alle übrigen, für den Einsatz an begrünten Fassaden gängigen Kletterpflanzen weisen einen mittleren Pflegeaufwand auf. Eine detaillierte Auflistung sowie auch Differenzierung der einzelnen Maßnahmen kann den Richtlinien der FLL entnommen werden.

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Wandgebundene Begrünung
Pflanzen in wandgebundenen Begrünungssystemen haben aufgrund der Bauweise eine sehr geringe Niederschlagseinzugsfläche. Daher ist eine künstliche Bewässerung zwingend erforderlich, was den Hauptunterschied gegenüber bodengebundenen Bepflanzungen ausmacht. Die Bewässerung kann manuell erfolgen, jedoch werden in der Regel Bewässerungsanlagen verbaut, die parallel auch die Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen übernehmen. Zur Pflege der Vegetation kommt die Wartung und Instandhaltung der technischen und konstruktiven Einbauten hinzu. Außerdem erhöht sich der Turnus der Inspektionen wodurch wandgebundene Begrünungsformen grundsätzlich mit einem höheren Pflegeaufwand einhergehen als bodengebundene Formen.

Zur Verwendung eignen sich neben den oben genannten Kletterpflanzen auch Stauden, Kleingehölze und Moose, jeweils abhängig vom angestrebten Erscheinungsbild und dem verfügbaren Wurzelraum. Abgesehen davon ist die Auswahl schier unbegrenzt, weswegen an dieser Stelle nur eine übergeordnete Kategorisierung der einzelnen Pflanzengruppen erfolgt.

Stauden zeichnen sich überwiegend durch einen geringen bis mittleren Pflegeaufwand aus, allerdings ist auch ihre Lebensdauer im Vergleich zu Gehölzen geringer. So müssen Staudenbegrünungen etwa alle 10 Jahre vollständig ausgetauscht werden, wobei es artenbedingt Abweichungen gibt.

Unter den freitragenden Kleingehölzen für die Verwendung in Pflanzgefäßen an der Fassade bedürfen lediglich die Blut-Buche und der Hecken-Bambus eines hohen Pflegeaufwandes. Dies geht einher mit der starken und sehr starken Wüchsigkeit und den damit zusammenhängenden Schnittmaßnahmen zur Erhaltung des gewünschten Erscheinungsbildes.

Gräser sind ebenso wie Moose pflegearm. Bei Letzteren ist lediglich auf die Qualität des Gießwassers zu achten, da Moose empfindlich auf einen hohen Kalkgehalt reagieren. Entsprechend ist bevorzugt Regenwasser zu verwenden, idealerweise über Nebeldüsen zugeführt, da Moose keine Wurzeln besitzen sondern benötigte Nährstoffe aus der Luft aufnehmen.

Literatur: KRAUS, F. (2019) – Leitfaden Fassadenbegrünung. MA 22 – Wiener Umweltschutzabteilung, Bereich Räumliche Entwicklung // Dopheide, R. (2021) – greening UP! Nachhaltige Grünpflege, Wartung, Instandhaltung von Vertikalbegrünungen inklusive rechtlicher Aspekte. Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) // FFL, Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau (2018) – Fassadenbegrünungsrichtlinien // Köhler, M. (2022) – Handbuch Bauwerksbegrünung, 2. Auflage, Planung - Konstruktion - Ausführung. Verlag Rudolf Müller // Pfoser, N. (2018) – Vertikale Begrünungen, Fachbibliothek grün. Verlag Eugen Ulmer

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