Quarantäne-Hütte Voxel im Naturpark Serra de Collserola

Prototyp für ökologisches und lokales Bauen

„Villa Voxel" wird der kleine, autarke Neubau in einem Naturpark nahe Barcelona auch genannt. Das besondere Tiny House ist das Ergebnis eines Hochschulprojekts: Im Masterstudiengang Advanced Ecological Buildings and Biocities (MAEBB) des Instituts Advanced Architecture von Katalonien (IAAC) lernen die Studierenden ökologische Projekte unter Verwendung lokaler Materialien zu entwerfen. Dabei spielt der Materialkreislauf eine große Rolle und die Grenze zur Selbstversorgung wird ausgelotet. Zum Ende des elfmonatigen Programms entwerfen und bauen die Studierenden und Experten gemeinsam ein grünes Gebäude. Das Schlussprojekt Voxel gibt eine architektonische Antwort auf die Corona-Pandemie und versucht den biologischen Kreislauf auf die Bauindustrie zu übertragen.

Gallerie

Zero Kilometer Material
Voxel – kurz für Volumetric Pixel – ist ein gebauter Prototyp für eine fortschrittliche ökologische Quarantäne-Hütte für eine Person. Gelegen zwischen Bäumen im Naturpark Serra de Collserola, nahe Barcelona, nutzten die Studierenden bloß das dort vorhandene Holz. Das nachhaltige Forstprogramm des Naturparks sieht vor, dass ein bestimmtes Waldvolumen genutzt werden darf, um das Wachstum von kleineren Bäumen und die Biodiversität zu fördern.

Verknappt könnte der Bau wiefolgt skizziert werden: annähernd quadratischer Grundriss, zwölf Quadratmeter, eine Tür, zwei Übereckfenster und ein gestuftes Flachdach. Hinter einer vorgehängten Fassade aus diagonal montierten Latten öffnet sich ein Raum, der alles beherbergt, was zum Wohnen benötigt wird: Koch-, und Sitz-, Arbeitsgelegenheit, Stauraum, WC, Dusche und eine Hochebene zum Schlafen – alles gelöst durch Einbaumöbel.

Das kleine Bauwerk besteht aus Brettsperrholz der Aleppo-Kiefer, die vollumfänglich auf dem Bauplatz verarbeitet wurde. Sämtliches Holz stammt aus einem Radius von weniger als einem Kilometer rund um den Bauplatz, weshalb die Schule von „Zero Km Materials" spricht. Die Verantwortlichen möchten zudem das nachhaltige Bauen mit Brettschichtholz fördern. Gemäß der Schule könnte es zu einem wichtigen Material für Gebäude werden, die gegen den Klimawandel vorzugehen.

Für die Quarantäne-Hütte ernteten die Studierenden 40 Kiefern, die anschließend in 3 cm dicke Bretter geschnitten wurden. Diese mussten danach drei Monate trocknen. Als der gewünschte Feuchtegrad erreicht wurde, verarbeiteten die Zuständigen die Bretter in viele Lamellen, die zu 30 Brettschichtholzplatten gepresst wurden. Um die Materialflüsse auch in Zukunft noch nachvollziehen zu können, ist jedes Holzelement bis zum früheren Baumstandort nachverfolgbar.

Die Holzpaneele werden durch Überlappungsverbindungen und Holzdübeln zusammengehalten. Die metallfreien Verbindungen entspringen dem Wunsch, möglichst wenig CO2-intensive Materialien zu verwenden. Nach dem Rohbau wurde die Struktur in eine Schicht Korkisolation eingehüllt, die von vorgehängten Paneelen geschützt werden. Jene entstanden aus dem Abfall- und Rindenmaterial, das sich bei der Herstellung des Brettsperrholzes angesammelt hat. Die hölzerne Außenhaut haben die Studierenden mit der japanischen Shou-Sugi-Ban-Methode behandelt. Dabei wird das Holz verkohlt, was es widerstandsfähiger gegenüber dem Wetter und resistenter gegenüber Pilzen und Insekten macht.

Biogas lokal hergestellt
Voxel ist so ausgelegt, dass eine Person 14 Tage lang in der Quarantäne-Hütte versorgt wird. Der Wassertank und die von innen begehbare Außendusche bilden sich strukturell in hervorspringenden Fassadenteilen ab. Auf dem Dach der Hütte befinden sich Gartenboxen, die ohne Schrauben und ohne Leim, lediglich durch CNC-gefräste Verbindungen zusammengehalten werden. Die darin gezogenen lokalen Pflanzen filtern das Wasser, das im Tank darunter gesammelt wird. Die Kabine ist zudem mit drei Solarpaneelen, die je 100 Watt erzeugen, und einer Batterie ausgestattet, sodass die Bewohnerin oder der Bewohner mit Licht und Strom versorgt ist. Das Wassersystem besteht aus Regenwassersammlung und Grauwasserrecycling. Aus dem Schwarzwasser entsteht in einem Biogassystem Koch- und Heizbrennstoff sowie Dünger als Nebenprodukt. Voxel demonstriert, dass fortschrittliche ökologische Architektur mit lokalen Materialien und industrialisierten Techniken vielversprechend ist. -sh

Bautafel

Architektur: Studierende des Masters in Advanced Ecological Buildings and Biocities (MAEBB), Barcelona: Alex Hadley, Anfisa Mishchenko, Sena Kocaoglu, Camille Garnier, Dania Aburouss, Ester Camps Bastida, Filippo Vegezzi, Giada Mirizzi, Juan Gabriel Secondo, Maitri Joy Uka, Camila Fajardo, Nathalie Botbol Shreya Sharma, Yue Zhang, Zhiqian Liu, Rafael Abboud, Irene Rodriguez Perez
Projektbeteiligte: Vicente Guallart und Daniel Ibañez (Leitung); Michael Salka (Akademische Koordination); Laia Pifarré (Valldaura Management); Oscar Aceves, Miquel Rodriguez, Jochen Scheerer, Elena Orte, Guillermo Sevillano, Eduardo Chamorro, David Valldeoriola, Miguel Nevado, Jordi Prat, Gustavo Escudero (Leiter); Bruno Ganem, Luis Leveri, Akshay Mhamunkar, Daniel Nahmias, Layth Sidiq, Kya Kerner (Assistenten)
Bauherr/in: Valldaura Labs am Institute for Advanced Architecture of Catalunya (IAAC), Barcelona
Fertigstellung: 2020
Standort:
Naturpark Serra de Collserola, Ctra. de l'Església, 92, 08017 Barcelona, Spanien
Bildnachweis: Adrià Goula, Barcelona / Valldaura Labs, Barcelona

Fachwissen zum Thema

Das C2C-Prinzip bezeichnet einen idealisierten, geschlossenen Rohstoffkreislauf nach dem Vorbild der Natur, bei dem alle Rohstoffe eines Produkts nach dem Nutzungszeitraum zu 100% im Kreislauf bleiben und wiederverwendet werden können.

Das C2C-Prinzip bezeichnet einen idealisierten, geschlossenen Rohstoffkreislauf nach dem Vorbild der Natur, bei dem alle Rohstoffe eines Produkts nach dem Nutzungszeitraum zu 100% im Kreislauf bleiben und wiederverwendet werden können.

Baustoffe/​-teile

Cradle-to-Cradle-Prinzip

Das Prinzip bezeichnet einen idealisierten, geschlossenen Rohstoffkreislauf nach dem Vorbild der Natur.

Bauwerke zum Thema

Lendager Architekten planten die Reihenhäuser auf einem langen und schmalen Grundstück in Ørestad Süd.

Lendager Architekten planten die Reihenhäuser auf einem langen und schmalen Grundstück in Ørestad Süd.

Wohnen

Upcycle Studios in Kopenhagen

Qualitativ hochwertige Betonreste aus dem U-Bahn-Bau kommen beim Tragwerk und den Fassaden der Reihenhäuser zum Einsatz, die so flexibel konzipiert sind, dass sie für verschiedene Lebensphasen passen.

Der Anbau für ein Familienhaus in Ahmedabad von Studio Sangath besteht aus einem Innenhof mit rundherum angeordneten Wohnräumen und schattiger Veranda.

Der Anbau für ein Familienhaus in Ahmedabad von Studio Sangath besteht aus einem Innenhof mit rundherum angeordneten Wohnräumen und schattiger Veranda.

Wohnen

Wohnhauserweiterung in Ahmedabad

Den extremen Umweltbedingungen hält dieser Anbau ausgeklügelte Wetterschutzelemente aus schwarz verkohltem Holz entgegen.

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Mauerwerk sponsored by:
Wienerberger | Kontakt 0511 / 610 70-0 | www.wienerberger.de
Zum Seitenanfang

Studierende haben im Rahmen des Masterprogramms „Advanced Ecological Buildings and Biocities" der IAAC Barcelona eine selbstversorgende Quarantäne-Hütte entworfen und gebaut.

Studierende haben im Rahmen des Masterprogramms „Advanced Ecological Buildings and Biocities" der IAAC Barcelona eine selbstversorgende Quarantäne-Hütte entworfen und gebaut.

Sonderbauten

Quarantäne-Hütte Voxel im Naturpark Serra de Collserola

Prototyp für ökologisches und lokales Bauen

Azócar Catrón Architekten haben im kontaminierten Boca Maule Feuchtgebiet in Chile zwei Aussichtstürme gebaut, welche auf die Grünraum-Krise in Chiles Städten aufmerksam machen sollen.

Azócar Catrón Architekten haben im kontaminierten Boca Maule Feuchtgebiet in Chile zwei Aussichtstürme gebaut, welche auf die Grünraum-Krise in Chiles Städten aufmerksam machen sollen.

Sonderbauten

Aussichtstürme im Boca Maule Feuchtgebiet

Landmarken für den Landschaftsschutz

Das IBBTE Stuttgart erforscht, ob sich Reet als Baumaterial in alpinen Lagen eignet.

Das IBBTE Stuttgart erforscht, ob sich Reet als Baumaterial in alpinen Lagen eignet.

Sonderbauten

Umbau Pumpenhäuschen im Rätikon

Gebäudehülle aus Reet im hochalpinen Raum

Durch die Aufgliederung in vier gestapelte Volumen, die jeweils dem unteren gegenüber deutlich verkürzt sind, entstehen weite Dachgärten (Ostseite)

Durch die Aufgliederung in vier gestapelte Volumen, die jeweils dem unteren gegenüber deutlich verkürzt sind, entstehen weite Dachgärten (Ostseite)

Sonderbauten

Tribunal de grande instance in Paris

Viel Tageslicht, Photovoltaik an der Fassade und ausgedehnte Dachgärten

Eingangsseite: Das dreieckige Fenster ist neu, der Fensterladen entstammt dem Altbau

Eingangsseite: Das dreieckige Fenster ist neu, der Fensterladen entstammt dem Altbau

Sonderbauten

Hühnerhaus in Berlin

Umbau eines ehemaligen Hühnerstalls in ein modernes Atelier

Der Eingang befindet sich zurückversetzt an der Südwestseite

Der Eingang befindet sich zurückversetzt an der Südwestseite

Sonderbauten

Geburtshaus Terra Alta in Oberkirch

Holzelementbau aus heimischer Fichte

Das Strohhaus dient den Golfspielern als Unterstand und Treffpunkt

Das Strohhaus dient den Golfspielern als Unterstand und Treffpunkt

Sonderbauten

Schutzhütte Langeggarten auf dem Golfplatz Lauterhofen

Strohhaus nach alter Handwerkskunst mit lokalen Baumaterialien

Das kleine, eingeschossige Gebäude am Rande eines Sees scheint über dessen sandigem, schilf- und grasbewachsenen Ufer zu schweben

Das kleine, eingeschossige Gebäude am Rande eines Sees scheint über dessen sandigem, schilf- und grasbewachsenen Ufer zu schweben

Sonderbauten

Schwarzes Teehaus in Ceská Lípa

Pavillon aus Holz, Lehmputz und Sisal

Die Skulptur aus Weidengeflecht wirkt wie ein natürlicher Bestandteil der Dünenlandschaft

Die Skulptur aus Weidengeflecht wirkt wie ein natürlicher Bestandteil der Dünenlandschaft

Sonderbauten

Begehbare Skulptur Sandworm in Wenduine

Struktur aus Weidengeflecht als Teil der Landschaft

Die Lamellenstruktur aus unbehandeltem Lärchenholz bietet wechselnde Ein- und Ausblicke

Die Lamellenstruktur aus unbehandeltem Lärchenholz bietet wechselnde Ein- und Ausblicke

Sonderbauten

Parkhaus im Schildepark in Bad Hersfeld

Offene Lamellenstruktur zur natürlichen Belüftung und Entrauchung

Schmale Fensterbänder ziehen sich von der Fassade über das Dach

Schmale Fensterbänder ziehen sich von der Fassade über das Dach

Sonderbauten

Bootshaus in Møre og Romsdal

Neubau aus 150 Jahre altem Holz, recycelten Fenstern und regionalen Materialien

LED-Lampen ließen den Pavillon bei Nacht wie eine Skulptur wirken

LED-Lampen ließen den Pavillon bei Nacht wie eine Skulptur wirken

Sonderbauten

Kreislaufpavillon in Hamburg

Temporäres Gebäude nach dem Cradle to Cradle-Prinzip

Die Büroetage kragt aus

Die Büroetage kragt aus

Sonderbauten

Altstoffsammelzentrum in Grieskirchen

Sorgfältiger Umgang mit Ressourcen

Garage für zwei Autos, Fahrräder und Gerätschaften im Erzgebirge

Garage für zwei Autos, Fahrräder und Gerätschaften im Erzgebirge

Sonderbauten

Doppelgarage in Marienberg

Brettstapelkonstruktion aus Resthölzern

Der Messestand zeigt, was heutzutage mit Holz alles machbar ist

Der Messestand zeigt, was heutzutage mit Holz alles machbar ist

Sonderbauten

Holzpavillon in der Schweiz

Messestand und Exponat in einem

Das von innen erleuchtete Palettenhaus bei Nacht

Das von innen erleuchtete Palettenhaus bei Nacht

Sonderbauten

Palettenhaus

Wenig Energie, wenig Kosten, große Wirkung

Bei Tageslicht wirkt das Labor hell und homogen

Bei Tageslicht wirkt das Labor hell und homogen

Sonderbauten

Laborgebäude in Hamburg

Transluzente Fassade

Demonstration des Bausystems in Frankfurt a. M.

Demonstration des Bausystems in Frankfurt a. M.

Sonderbauten

Notbehausungen aus PET - Flaschen

Für den Einsatz in Krisengebieten

Südwest-Ansicht

Südwest-Ansicht

Sonderbauten

Feuerwache in Heidelberg

Ökologisch, ökonomisch und energieeffizient

Wandaufbauten vergleichen

Das Berechnungs-Tool von Wienerberger ermöglicht den schnellen Vergleich verschiedener Wandaufbauten im Hinblick auf ihre CO2-Emissionen.

Partner-Anzeige