Repositorium in Amsterdam
Energieneutrales Archivgebäude
In der Internetstraat im Norden Amsterdams hat das Archiv der niederländischen Großstadt ein neues Depotgebäude mit 45 Regalkilometern in Betrieb genommen. Der Neubau, der fortan den historischen Archivbau De Bazel ergänzt, wurde durch das Delfter Büro Cepezed sowie dessen Tochterunternehmen, das sich auf die Gestaltung von für Interieurs spezialisiert hat, entworfen. Anders als das backsteinerne Hauptgebäude in der Innenstadt, das auch Vortragssäle und Forschungsräumlichkeiten birgt, muss das Gebäude an der Internetstraat keinen Publikumsverkehr bewältigen. Vielmehr ist das Repositorium der Konservierung, Pflege und Aufbewahrung von Dokumenten aus den vergangenen beiden Jahrhundert vorbehalten.
Gallerie
Das grau-schwarze Volumen, das kaum Fenster aufweist, dafür aber
mit Solarzellen besetzt ist, unterscheidet sich zunächst kaum
von den benachbarten Gewerbehallen. Es sind allein die drei
kolossalen roten Kreuze auf der Fassade, die in ähnlicher Weise
auch im Amsterdamer Wappen zu finden sind und somit signalisieren,
dass es sich um ein städtisches Gebäude handelt. Der Zugang wie
auch die Laderampe der elektrisch getriebenen Lieferfahrzeuge, die
zu Forschungszwecken angeforderte Dokumente in den innerstädtischen
Lesessal transportieren, liegen hingegen versteckt auf der
Rückseite.
Monumentales Regal
Ungeachtet des nüchternen Erscheinungsbildes, das sich von der
Straße bietet, korrespondiert die Struktur des Archivgebäudes doch
unmittelbar mit seinem Zweck – beschreibt das Architekturbüro die
beiden zwölf Meter hohen Hallen doch als große Regale. Tatsächlich
gleicht das Repositorium insofern einer gigantischen Etagère, als
den Hallen strukturelle Geschossebenen fehlen. An ihrer Stelle
finden sich hölzerne Decken, die, nicht anders als Regalböden, in
die Struktur eingehängt sind. Auf diese Weise soll nicht allein der
Materialaufwand reduziert, sondern zudem auch die für Archivbauten
so wichtige Regulierung des Raumklimas erleichtert werden.
Ausgeglichenes Klima
Da im Magazin des Stadtarchivs
vornehmlich Dokumente aus industriell produzierten Papieren
aufbewahrt werden, die sich, seit Mitte des 19. Jahrhunderts
hergestellt, anfälliger als handgeschöpftes Papier ausnehmen, muss
der Neubau stabile Luftfeuchtigkeit bei niedrigen Temperaturen
bieten. Dazu trägt nicht nur die luftdichte und hochgedämmte Hülle
bei, sondern auch die ungedämmte Bodenplatte, die dem Erdreich
direkt aufliegt. Eine mechanische Klimasteuerung wird infolgedessen
nur bei extremen Temperaturen erforderlich.
Energieaktiv durch Solarpaneele
Was aber den Aufbewahrungsbedingungen zugute kommt, hilft
zugleich dem globalen Klima. So wurde darauf verzichtet, das
Magazingebäude aus Ortbeton zu fertigen, da einer zukünftigen
Umnutzung dadurch enge Grenzen gesetzt wären. Die Struktur aus
standardisierten Elementen gestattet demgegenüber nicht nur die
späteren Demontage wie einen veränderten Wiederaufbau; vielmehr
kommt sie, da die präfabrizierten Bauteile weniger Feuchtigkeit
abgegeben, auch den Archivalien zugute. Überdies sind es neben
einer Regegnwasserzisterne, die unter dem Parkplatz liegt,
insbesondere die Solarpaneele, die für einen ressourcenschonenden
Betrieb des Magazingebäudes sorgen. Dabei erzeugen die mehr als
eintausend Elemente, die eine Fläche von über 1.600 Quadratmeter
einnehmen, mehr Energie als für den Betrieb – einschließlich der
Ladung der Elektrofahrzeuge – benötigt wird. –ar
Bautafel
Architekten: cepezed, Delft
Projektbeteiligte: cepezedinterior, Delft (Interieur); DGMR, Den Haag (Bauphysik und Brandschutz); Halmos, Wassenaar (Gebäudetechnik); Bam Construction & Technology, Amsterdam (Statik und Bauausführung); VIC, Obdam (Stahlbau)
Bauherr: Stadt Amsterdam
Fertigstellung: 2019
Standort: Internetstraat 10, 1033 MS Amsterdam, Königreich Niederlande
Bildnachweis: cepezed, Delft / Lucas van der Wee
Fachwissen zum Thema
Bauwerke zum Thema
Baunetz Wissen Elektro sponsored by:
Jung | Kontakt 02355 / 806-0 | mail.info@jung.de