Garden Pavillion in Prag
Sommerhaus und Wintergarten
Auf das Wesentliche reduziert ist der kleine Holzpavillon, den sich die Eigentümer*innen auf ihrem Gartenstück inmitten von Prag errichten ließen: Vier Wände und ein Pultdach definieren den Raum mit Abmessungen von gerade einmal drei mal fünf Metern im Grundriss. Das Gartenhaus ist als Rückzugsort für schlechtes Wetter und gelegentliche Übernachtungen auf dem Kleingartenstück vorgesehen – und soll außerdem als Überwinterungsort für die nicht-winterharten Pflanzen dienen.
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Vom Innenraum zur Loggia
Nach Bauherr*innenwunsch sollte der Garden Pavillion so angelegt sein, dass er keine Barriere zum umgebenden Grünraum ausbildet, sondern diesen vielmehr erweitert. Daraus resultierte die Idee, eine der Fassaden als mehrschichtige Faltwand auszubilden. Im aufgeklappten Zustand entstehe durch die Gestaltung der Eindruck, als säße man in einer Loggia mit Blick ins Grüne – die konzeptionelle Inspiration der Architekt*innen.
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Das Öffnen der Fassade geschieht in zwei Schritten: Nachdem die beiden Fensterläden aus Holz jeweils zweifach zur Seite geklappt werden, erscheint eine transluzente Wand aus Polycarbonat mit hellem Holzrahmen. Diese Paneelwand kann dank eines ausgeklügelten Mechanismus aus Stahlseilen, Umlenkrollen und Gegengewichten ohne große Mühe von einer Person um 90 Grad nach oben geklappt werden – wodurch die Wand zum Dach wird. Damit vergrößert sich der überdachte Außenraum für regenreiche Tage.
Ist die Faltwand geschlossen, wirkt der Pavillon introvertiert und lässt kaum Einblicke zu. Lediglich ein Bullaugenfenster im Erdgeschoss und eine rechteckige Öffnung auf der gegenüberliegenden Seite unterbrechen die Gebäudehülle aus dunkel gebrannten, vertikalen Holzlatten (Shou-sugi-ban-Technik). Diese äußere Erscheinung ist an die Gartenpavillons und Lagerhäuschen in der Umgebung angelehnt.
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Holz in Holz
Der Pavillon ist als Holzrahmenbau ausgeführt und gründet auf den Fundamenten des Holzhauses, das hier vormals stand. Der Innenausbau ist stark reduziert: Im Erdgeschoss ist die Fläche offen und weitestgehend unmöbliert, darüber schwebt eine kleine Galerieebene aus Holzlatten für den Schlafbereich. Ein Regal auf der Rückseite reicht über die gesamte Höhe des Baus und verbindet die beiden Bereiche gestalterisch miteinander. In das Regal integriert ist außerdem eine Leiter zur Erschließung der Schlafebene. Belichtet wird dieser Bereich durch ein Oberlicht sowie ein seitliches Fenster auf der gegenüberliegenden Seite der Ebene. Während Boden, Decke und Rückwand mit Holzlatten verkleidet sind, sind die beiden Seitenwände weiß verputzt.
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Netzautarke Beleuchtung
Ebenso simpel wie die Gestaltung ist die technische Ausstattung des Pavillons. Er ist nicht ans Versorgungsnetz angeschlossen und verfügt lediglich über eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Diese genügt, um den geringen Strombedarf der Nutzer*innen – vor allem für die Beleuchtung – zu decken. Gesteuert wird das Licht über drei schwarze Schalter mit rundem Rahmen, die farblich mit den sichtbaren Konstruktionselementen und der Klappmechanik der Fassade korrespondieren. -si
Bautafel
Architektur: BYRÓ architekti, Prag
Projektbeteiligte: Viktor Bakstein (Bauingenieur); Ideal Lux, Mirano (Leuchten); ABB, Mannheim (Lichtschalter)
Fertigstellung: 2023
Standort: Nezamyslova 726/5, 128 00 Prag, Tschechien
Bildnachweis: Alex Shoots Buildings; BYRÓ architekti, Prag
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