Gemeindehaus in Pforzheim-Büchenbronn

Transluzente Wärmedämmfassade aus Polycarbonat

Eine kleinteilige, aufgelockerte Bebauung prägt den Pforzheimer Stadtteil Büchenbronn. Er liegt auf einem Ausläufer des Nordschwarzwaldes, wo man traditionell Häuser mit einem steinernen Sockelgeschoss und hölzernen Obergeschossen baute. Als Neuinterpretation dieser Bauweise beschreiben die Architekten vom Büro AAg Loebner Schäfer Weber aus Heidelberg ihren Entwurf für das neue evangelische Gemeindehaus. Es ersetzt einen aus bautechnisch und funktionalen Gründen abgebrochenen Vorgängerbau und greift die althergebrachte Holzbau- und Fachwerktradition in ungewohnter Form und mit neuen Materialen auf.

Gallerie

Die Architekten konzipierten das Gemeindehaus als kompakten zweigeschossigen Baukörper mit Pultdach und platzierten ihn von der Straße abgerückt am südlichen Ende des abschüssigen Grundstücks. Ein Fußweg verbindet ihn mit der Kirche; zur Straße hin sind Parkplätze entstanden. Das gewählte Fassadenmaterial, eine transluzente Hülle aus Polycarbonat, legt sich homogen um den gesamten Baukörper und überdeckt auch einige der Fensteröffnungen, die bei abendlicher Beleuchtung hell durchscheinen. Hinter der Kunststofffassade verbirgt sich im unteren Geschoss eine Stahlbetonkonstruktion, die aufgrund der Hanglage teilweise im Erdreich verschwindet, darüber eine Holzkonstruktion.

Über einen in das Bauvolumen eingeschnittenen Eingangsbereich auf der Westseite gelangen die Besucher ebenerdig in das großzügige Foyer auf der oberen Ebene. Linkerhand erstreckt sich der große Saal über die gesamte Nordseite. Er ist durch eine Trennwand in zwei Raumeinheiten teilbar. Gegenüber befinden sich hinter einer teilweise verglasten Wand eine Küche mit angeschlossenem Lagerraum und ein Behinderten-WC. Eine Treppe führt hinab ins untere Gerschoss. Hier sind das Pfarrbüro mit Sekretariat, zwei Mehrzweckräume mit angrenzender Außenterrasse, sowie Garderobe, WC-Anlagen und Technikräume angeordnet. Ein zweiter Zugang auf der Ostseite führt wiederum ebenerdig ins Freie. Vorherrschende Materialien im Gebäudeinneren sind Holz und Schiefer. Wand- und Deckenverkleidungen sowie die meisten Böden und feste Einbauten sind aus regionalem Holz gefertigt, die Fußböden in den Fluren und im Foyer mit Schieferplatten belegt. Im unteren Geschoss blieb die Sichtbetondecke unverkleidet.

Wärmedämmung/Konstruktion
Das zweigeschossige Gebäude besteht aus einem massiven Stahlbetonsockel und einem Obergeschoss in Holzmassivbauweise aus Brettsperrholz. Die 30 cm starke Stahlbetonbodenplatte ist unterseitig mit einer Perimeterdämmung aus extrudiertem Polystyrol (XPS) gedämmt, die der hohen Druckbelastung und Feuchtebeanspruchung standhält. Sie ist 10 cm dick und hat eine Wärmeleitfähigkeit λ von 0,040 W/mK. Im Bereich des erdberührten Sockel wurde sie in gleicher Stärke an den Außenwänden hochgeführt. Oberhalb der Bodenplatte liegt eine 5 cm starke Wärmedämmung aus Mineralwolle; ihre Wärmeleitfähigkeit beträgt 0,035 W/mK. Darüber ist die Fußbodenheizung in eine Systemplatte mit 30 mm Trittschalldämmung integriert.

Die Außenwände erhielten eine transluzente Fassadenverkleidung aus 40 mm Polycarbonat-Mehrschichtplatten, die auf einer je 40 mm vertikalen und horizontalen Lattung befestigt sind. Die Kunststoffplatten lassen die Wärmestrahlung an die massiven Holz- und Betonwände durch und erwärmen sie. Durch die Speicherfähigkeit der Massivbauteile wird die Wärmeenergie aufgenommen, mit zeitlicher Verzögerung an die Räume abgegeben und gleichzeitig ein Energieabfluss nach außen verhindert. Die warme Luft verbleibt im Fassadenzwischenraum und wird von dort durch eine Lüftungsanlage dem Gebäude zugeführt. Durch die so gewonnene Wärmestrahlung wird das Haus weitgehend beheizt. Die 24 cm dicken Stahlbetonaußenwände wurden nicht zusätzlich gedämmt, die Außenwände des Obergeschosses aus 16,5 cm Brettsperrholz erhielten eine 35 mm starke Holzweichfaserdämmung.

Die oberste Geschossdecke besteht ebenfalls aus 16,5 cm Brettsperrholz. Sie bekam eine Stahlbetonauflage, die im niedrigen Gebäudeteil 80 mm dick ist, im höheren 100 mm. Auf einer darauf aufgebrachten Dampfsperre wurde mit 140 bzw. 120 mm nicht brennbarer Steinwolle der Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/mK gedämmt. Mit einer Dachneigung von 15 Grad ist das Pultdach als Holzkonstruktion aufgesetzt. Der schräge Dachraum blieb ungedämmt, hier fand die Lüftungszentrale ihren Platz, der Luftraum ist ebenfalls Teil des Lüftungssystems. Das Gebäude hat einen Heizenergiebedarf von etwa 15 kWh/m² und entspricht damit den Vorgaben eines Passivhauses.

Bautafel

Architekten: AAg Loebner Schäfer Weber, Heidelberg
Projektbeteiligte: Holzbau + Statik Malthaner, Rülzheim (Tragwerksplanung);  Planungsbüro Haustechnik Peter Sawitzki, Ettlingen (TGA); TU Darmstadt, FB Architektur, Prof. Pfeiffer (Energieberatung); Balck + Partner Facility Engeneering, Gerhard Kuder, Heidelberg (Energiekonzept/Simultation); knp Bauphysik Ingenieurgesellschaft, Köln (Bauphysik)
Bauherr:
Evangelische Kirche in Pforzheim
Fertigstellung: 2014
Standort: Am Kirchhof 6, 75180 Pforzheim
Bildnachweis: Thomas Ott, Mühltal für AAg Loebner Schäfer Weber, Heidelberg

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