Brandschutz großflächig begrünter Fassaden
Empfehlungen des Deutschen Feuerwehrverbandes
Die positiven Einflüsse von Fassadenbegrünungen sind mittlerweile unbestritten und bauphysikalisch mit Daten und Fakten nachgewiesen. Immer öfter werden solche Begrünungen als boden- oder fassadengebundene Systeme von Umweltämtern gefordert und auch in Bebauungsplänen festgesetzt. Fassadenbegrünungen wirken sich sowohl auf das Makroklima Stadt wie auch das Mikroklima Gebäude verifizierbar aus.
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Großflächige Begrünungen von Gebäudefassaden stellen den Brandschutz jedoch vor neue Herausforderungen, da es (noch) an allgemeingültigen Regelwerken, Normen oder einem Eingang in Muster- bzw. Landesbauordnungen fehlt. Planende wie auch Brandschutzsachverständige müssen individuelle Lösungen suchen und mit den beteiligten Behörden abstimmen. Als Grundlage dienen bisher Ratgeber, Hinweisschriften oder Forschungsergebnisse von Hochschulen und Verbänden.
Vor diesem Hintergrund hat der Fachausschuss Vorbeugender Brand- und Gefahrenschutz der deutschen Feuerwehren unter dem Dach des Deutschen Feuerwehr Verbands die Publikation Brandschutz großflächig begrünter Fassaden erarbeitet. Da die Belange des vorbeugenden wie auch des abwehrenden Brandschutzes hinsichtlich der großflächigen Begrünung von Fassaden noch nicht abschließend wissenschaftlich untersucht sind, gibt die zehnseitige Broschüre wertvolle Planungshinweise aus der Alltagspraxis der Feuerwehren.
Ein grundlegender Aspekt bei Fassadenbegrünungen ist die Pflanzenauswahl und deren Pflege. Pflanzen sind keine Bauprodukte und daher nicht brandschutztechnisch klassifiziert. Beim Brandverhalten verschiedener Pflanzentypen gibt es jedoch nachweislich Unterschiede. Insbesondere der Wasser- bzw. Ölgehalt wie auch die Neigung zur Verholzung (Totholz) beeinflussen die Entzündbarkeit und Brennbarkeit von Gewächsen, die damit eine Brandlast an der Fassade darstellen. Besonders kritisch zu beurteilen ist dies im Bereich von Fassadenöffnungen (Fenster, Türen) – insbesondere wenn diese als Rettungswege dienen – und im Bereich von Laubengängen.
In der Publikation werden drei mögliche Brandszenarien beschrieben: ein Brand, der von einem Nachbargebäude überschlägt, ein Brandereignis von außen (z.B. Mülltonnen- oder Autobrand im Sockelbereich) und ein Brandherd von innen, der sich z.B. über Fenster auf die Fassade ausbreitet. Greift ein solcher Brand auf eine Fassadenbegrünung über, ist das Ziel, die Ausbreitung einzudämmen. Entscheidend dabei ist die Anordnung der Begrünung auf der Fassade: vertikal linienförmig oder in Teilflächen mit ausreichend großen Abständen. Eine weitere Möglichkeit sind Brandabschottungen wie beispielsweise mindestens 20 Zentimeter auskragende Stahlbleche. Diese sind um Fassadenöffnungen anzubringen oder als Brandriegel horizontal und geschossweise (analog zu Brandriegeln eines Wärmedämmverbundsystems). Durch entsprechende Kontrolle und Pflege ist sicherzustellen, dass die Pflanzen nicht über die Stahlbleche hinauswachsen.
Die Pflege der Fassadenbegrünungen ist ein zentraler Aspekt des vorbeugenden Brandschutzes: Nur durch einen Pflegeplan (im besten Fall gefordert im Zuge einer Baugenehmigung) kann gewährleistet werden, dass der Anteil an Totholz minimiert ist, Pflanzen nicht über Brandabschottungen hinweg oder in Sicherheitsabstände zu Fenstern, Dächern und dergleichen hineinwachsen. Tabellenförmig fasst die Broschüre die Empfehlungen des Fachverbands zusammen.
Sie ist kostenfrei auf der Webseite der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren in der Bundesrepublik Deutschland (AGBF bund im Deutschen Städtetag) als pdf-Download erhältlich (s. Surftipps).
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