Blockheizkraftwerk in Berlin
Anthrazitfarbene Betonbox mit technischem Innenleben
Rund 800 Unternehmen haben sich seit Gründung des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes Adlershof in Berlin-Köpenick angesiedelt. Jetzt ist ein kleines Blockheizkraftwerk hinzugekommen. Es entstand nach Plänen des Berliner Büros Freitag Hartmann Sinz Architekten für den hier ansässigen Hersteller von Photovoltaik-Anlagen Solon, der sich entsprechend seiner Firmenphilosophie eine CO₂-neutrale Energieversorgung wünschte. Das mit Biogas betriebene Kraftwerk Grüngas sollte „deutlich erkennbar“ sein und zugleich die unbefriedigende städtebauliche Situation zur Nachbarbebauung verbessern, die vor allem von der Rückseite der großen Kraftwerksanlagen des Energieversorgers BTB geprägt ist.
Gallerie
Die Architekten schufen eine dunkle Betonbox und rückten sie
ganz nach vorne an die Straße. Damit ist es trotz der geringen
Baumasse gelungen, eine klaren Abschluss zum benachbarten
Kraftwerksgelände zu schaffen. Das Gebäude selbst löst sich auf
einer Seite zu einer offenen Pergola aus Beton und Holz auf, welche
die Verbindung von Natur, Technik und Ästhetik versinnbildlichen
soll. Am anderen Ende des langgestreckten Bauwerks sind die
technischen Einrichtungen mit Zusatzaggregaten wie Lüftung,
Kühlung, Abgasanlagen und Schornstein im Hauptraum angeordnet. Er
verfügt über einen aufgeständerten Revisions-Boden, in dem die Ver-
und Entsorgungsleitungen verlaufen. Ein weiterer kleiner Raum
beherbergt die Steuerungsanlagen. Eine Rampe sorgt für die
notwendige Erschließung zu Wartungsarbeiten von
Norden.
Die Fassade des Blockheizkraftwerkes besteht aus dunkel
durchgefärbten Betonfertigteilen. Ein über Eck angeordnetes großes
Schaufenster erlaubt den Blick auf die Technik im Inneren, die von
Oberlichtern in der Decke zusätzlich belichtet wird. Eine besondere
Herausforderung lag in der Planung der Fensterkonstruktion, da die
Geräuschentwicklung des Kraftwerkes hoch und die zulässigen
Emissionswerte hinsichtlich des Schalls sehr gering waren. In
Abstimmung mit einem Akustiker entschieden sich die Architekten für
eine handwerklich hergestellte, doppelschalige
Stahl-Profil-Konstruktion mit Schallschutzverglasung.
Beton
Ausgeführt ist das Gebäude in Sichtbeton, die Fenster sind aus
Stahlprofilen, die Pergola aus Lärchenholzlatten. Da keine
Anforderungen an den Wärmeschutz bestanden, konnte es aus
einschaligen Betonfertigteilen ohne Wärmedämmung errichtet werden.
Fundamente, Sohlplatte und Dach sind in Ortbeton
hergestellt, geschalt wurde mit einer Stahlschalung.
Für die Fertigteile wurde eine Betonmischung verwendet, deren glänzende Zuschlagsstoffe für die gewünschte optische Tiefe sorgen. Ihre dunkle Farbe steht im Kontrast zum leuchtenden Orange der Maschinerie im Innenraum. Der einheitlich dunkelgraue Farbton basiert auf einer anthrazitfarbenen Gesteinskörnung mit einem Größtkorn von 8 mm sowie dem Zusatz von Farbpigmenten. Die Betonoberflächen wurden zunächst abgerieben, dann stark geglättet und schließlich gesäuert. Bei diesem Vorgang wird die oberste Feinmörtelschicht durch eine Säure entfernt. Dabei wird die Oberfläche angeraut und die Gesteinskörnung teilweise freigelegt. Die Kanten sind auf der Außenseite auf maximal 2 mm und auf der Innenseite auf 3 mm gefast.
Mit zurückhaltenden architektonischen Mitteln bei der Umsetzung
des Blockheizkraftwerkes ist es den Architekten gelungen, die
gewünschte Verbindung von Natur, Technik und Ästhetik
herzustellen.
Bautafel
Architekten: Freitag Hartmann Sinz (FHS) Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Hackenberg Landschaftsarchitekten, Berlin (Außenraumgestaltung); Geithner Bau unter Leitung von Gordon Brettschneider, Groß Ziethen (Betonwerk)
Bauherrn: Solon, Berlin
Standort: Albert-Einstein-Straße 22, 12489 Berlin
Fertigstellung: 2010
Bildnachweis: Christian Hartmann, Berlin
Fachwissen zum Thema
Deutsche Zement- und Betonindustrie vertreten durch das
InformationsZentrum Beton | Kontakt 0211 / 28048–1 | www.beton.org