Universitätsgebäude in Crateús
Strahlend weiße Brise Soleils
Die Universidade Federal Do Ceará (UFC) gehört mit circa 35.000
Studierenden zu den großen staatlichen Universitäten Brasiliens.
Seit 2015 wird ein neuer Campus in Crateús errichtet, etwa 350
Kilometer westlich des Hauptsitzes in der Hafenstadt Fortaleza.
Unterrichtet werden die Studierenden in dem sogenannten Didactic
Block. Dabei handelt es sich um einen durch zwei Modulformen
beliebig erweiterbaren Langbau, den eine strahlend weiße
Brise-Soleil-Fassade prägt. Erschlossen wird er mittig durch einen
überdachten Erschließungsgang, der zum schattigen Aufenthalt
einlädt. Erarbeitet hat das Konzept des wachsenden Campusgebäudes
ein Planungsteam des brasilianischen Architekturbüros Rede
Arquitetos.
Gallerie
Modulares Konzept
Den Auftakt zu dem linear konzipierten Universitätskomplex bildet ein Verwaltungsgebäude, das von der Campusstraße durchlaufen wird. Diese leitet zum Didactic Block über, bei dem der offene Weg sich zum überdachten zentralen Erschließungsbereich wandelt. Er verbindet die quaderförmigen Lehr- und Lernmodule, die sich jeweils aus zwei parallelen Riegeln zusammensetzen, sowie die keilförmigen „Module des Zusammenlebens”, in denen ergänzende Nutzungen untergebracht sind, miteinander. Wächst die Universität, werden die Volumen mit ihren zwei unterschiedlichen Grundrissformen so kombiniert, dass sie sich schlangenartig über den Campus erstrecken.
Linear verbunden
Der bereits fertiggestellte Bauabschnitt ist zweigeschossig und bildet durch die Kombination von zwei quaderförmigen Modulen mit einem dazwischen geschalteten keilförmigen Modul einen v-förmigen Grundriss. Die der Lehre vorbehaltenen Bereiche beherbergen Klassenräume, Vorlesungssäle, Labore, eine Bibliothek und Verwaltungsräume. Im breiteren Ende des keilförmigen Moduls ist im Erdgeschoss die Mensa untergebracht, darüber liegen Flächen für Läden oder andere offene Nutzungsformen. Die gegenüberliegende Schmalseite des Keils ist offen.
Leere Mitte
Beim Tragwerk handelt es sich um eine Stahlbetonstruktur kombiniert mit einem stützenlosen Stahldach, das den Erschließungsbereich überspannt. Begrünt und mit Bänken möbliert fungiert dieser zentrale Verbindungsgang als Herz der Anlage: Er ist zugleich Aufenthaltsort, überdachtes Atrium mit Luft und Licht sowie Verteiler. Über ein System aus Treppenaufgängen, Brücken und Laubengängen sind die Räume im Obergeschoss zu erreichen. Je weiter die Universität wächst, desto mehr wird sich dieser als „Leerraum“ (engl. void) bezeichnete Hof zur überdachten Campusstraße entwickeln.
Sonnenschutz: Brise Soleil trifft Breeze Block
Nach außen schützt bei den Lehr- und Lernmodulen eine Fassade aus doppelgeschossigen vertikalen Brise Soleils die empfindlichen Labors und Unterrichtsräume vor direkt einfallendem, blendendem Sonnenlicht und vor Aufheizung. Die großen Flügel sind in divergierenden Winkelstellungen angeordnet und geben dem Bauwerk sein elegantes Aussehen. Sie muten an wie überdimensionierte Shutter, sind aber feststehend. Wie die übrige Fassade sind sie in lichtreflektierendem Weiß gehalten. Durch diese Sonnenschutzelemente sind trotz des trockenheißen Klimas große Fensteröffnungen möglich, durch die viel Tageslicht in die Innenräume reflektiert wird.
Die Fassaden des sogenannten Moduls des Zusammenlebens sind im
Obergeschoss weitgehend geschlossen; es finden sich nur wenige
kleine Fensteröffnungen, um den Sonneneintrag gering zu halten. Die
hier angesiedelten Ladenflächen orientieren sich stattdessen zur
internen Passage. Im Erdgeschoss stellen sogenannte Breeze Blocks –
große Fassadenöffnungen, die mit durchlässigen Tonziegeln vermauert
sind – die Licht- und Luftzufuhr für die Mensa sicher, schützen
dabei aber vor direktem Sonneneinfall. In Form und Funktion ähneln
sie den indischen Jalis oder den der islamischen Baukunst
entstammenden Maschrabiyya. Das massive Satteldach aus Stahl
schließlich macht die interne Universitätspassage zum
vollverschatteten Aufenthaltsort – beim hiesigen semiariden Klima
mit ausgedehnter Trockenzeit ein Muss. -sr
Bautafel
Architektur: Rede Arquitetos, Fortaleza; Croquis Projetos, Fortaleza
Projektbeteiligte: Neudson Braga, Fortaleza (Projektleitung)
Bauherrschaft: Universidade Federal do Ceará
Fertigstellung: 2018
Standort: Rodovia BR-226, Km 03, s/n, Crateús - CE, 63700-000, Brasilien
Bildnachweis: Igor Ribeiro, Fortaleza
Fachwissen zum Thema
Baunetz Wissen Sonnenschutz sponsored by:
MHZ Hachtel GmbH & Co. KG
Kontakt: 0711 / 9751-0 | info@mhz.de