Alpinsportzentrum in Schruns
Bruchsteinmauerwerk aus regionalem Gestein
Als eines der größten Skigebiete in ganz Österreich dürfte
Silvretta Montafon vielen Ski- und Wanderfreunden ein Begriff sein.
Im Süden Vorarlbergs gelegen, bietet es auf der 140 Kilometer
langen Piste herausfordernde Strecken für erfahrene Skifahrer und
Freerider. Betrieben wird die Anlage von der
Silvretta-Montafon-Gesellschaft, die viele weitere Pisten, Bahnen,
Sporthotels, Skischulen und gastronomische Einrichtungen verwaltet.
Im ausgeschriebenen Wettbewerbsverfahren für den neuen Hauptsitz
des Unternehmens in Schruns überzeugte der Entwurf des Bregenzer
Architekturbüros Bernardo Bader Architekten, die das neue
Alpinsportzentrum als kompakten Würfel aus
Bruchsteinmauerwerk konzipierten.
Gallerie
Unterschiedliche Nutzungen in einem Gebäude
Der Neubau mit 18 Metern Kantenlänge und einer Fläche von 1.583
Quadratmetern beherbergt unterschiedliche öffentliche und private
Nutzungen. Er dient als Verwaltungs- und Schulungszentrum,
Schaltzentrale für den Winter- und Sommerbetrieb des Sportgebiets
und öffentlich zugängliche Informationsstelle für Touristen. In
Anbetracht dessen, dass der Tourismus an diesem Ort von großer
Bedeutung ist, war es den Betreibern wichtig, einen starken
Baukörper mit repräsentativem Charakter als eindeutige Adresse für
Anreisende zu entwickeln.
Neue Platzsituation
Neben der eindrucksvollen Berglandschaft und Natur in Schruns
ist das Stadtbild geprägt von markanten Einzelbauten. Auf halber
Strecke zwischen Dorfkern und der Hochjochbahn liegt der
Silvrettaplatz. Durch die solitäre Setzung des Neubaus an der
Straße wird dieser in Kombination mit den bestehenden
Bestandsbauten räumlich neu gefasst.
Die Außenform des vermeintlichen Würfels ist minimal verzerrt,
was seine geometrische Strenge aufbricht. Die straßenseitig
gelegenen Südwest- und Südostseiten verlaufen leicht konvex und
lenken Blick und Laufrichtung zum Silvrettaplatz sowie zum
Zwiebelturm der Dorfkirche und auf die Berglandschaft. Die
Fassadenseiten, die zum Silvretta- und Hochjochplatz zeigen sind
hingegen leicht konkav ausgebildet, wodurch der Besucher zum
Haupteingang geführt wird und gleichzeitig eine intime, geschützte
Atmosphäre auf dem Vorplatz erfährt.
Ordnungsprinzipien im Inneren
Der öffentliche Charakter des Erdgeschosses wird durch die
schwellenlose Verbindung zum Platz unterstützt. Der im Außenraum
verwendete Bodenbelag aus Granit und Luserna Gneis verläuft bis ins
Innere hinein, wo sich Lobby, Infotheke und ein kleiner
Konferenzraum befinden. Die oberen vier Geschosse nehmen die Büros
der Unternehmensverwaltung auf. Die drei aussteifenden Kerne,
welche Treppenhaus, Aufzug und Sanitärbereiche beherbergen, sind so
um den zentralen Erschließungsraum angeordnet, dass dieser eine
minimale Fläche einnimmt und dadurch maximale Flexibilität in der
Büroraumkonfiguration gewährleistet wird.
Im Gegensatz zum Natursteinboden im Erdgeschoss wurde in den
Büro- und Seminarräumen Stubencharakter angestrebt, weshalb
sägeraue Eichendielen und -möbel zum Einsatz gekommen sind. Passend
dazu wurden für die Befensterung nach außen und als Raumtrenner im
Inneren raumhohe Verglasungen mit Eichenrahmen verwendet.
Die Geschossdecken sind bauteilaktiviert und bestehen aus
Stahlbetonfertigteilen, wobei eingelegte Akustikabsorber für eine
gute Raumakustik sorgen. Alle Innenwände sind mit Kalkputz
bearbeitet, was optisch zum aufgetragenen Akustikputz an den Decken
passt.
Bruchsteinmauerwerk suggeriert Naturverbundenheit
Die Fassade aus Bruchsteinmauerwerk spiegelt die umgebenden
Berge wider. Durch unterschiedliche Gesteinsarten – es wechseln
sich Schichten aus Luserna Gneis, Calanca Gneis, Maggia Gneis,
Brauner Stainzer sowie weißem Granit ab – entsteht eine lebendige
und dynamische Textur. Der schlichte Kubus erhält über unregelmäßig
gesetzte Lochfenster Tageslicht. Die Dreischeiben-Festverglasungen
mit einer schmalen Lüftungsklappe aus Holz weisen unterschiedliche
Maße auf, wodurch die monolithische und robuste Wirkung des
Baukörpers zusätzlich aufgelockert wird.
Attika und Fensterstürze bestehen aus Sichtbeton, was erahnen
lässt, dass sich die tragende Schicht unter dem Bruchsteinmauerwerk
verbirgt. Die Fassade ist dreischalig aufgebaut: Neben der statisch
notwendigen Ziegelmauer als innere Schicht kommt ein hochdämmender
und feuchteregulierender Hochlochziegel zum Einsatz, der nach außen
von der Bruchsteinmauerwerksschicht umschlossen wird und mit dieser
kraftschlüssig verankert ist. Auf eine zusätzliche Dämmschicht aus
Mineralwolle oder Hartschaumplatten wurde vollständig verzichtet,
wodurch eine gute Ökobilanz erreicht wird. Ein intelligentes
Haustechniksystem mit kontrollierter Be- und Entlüftung ergänzt das
ökologische Gebäudeklimakonzept. -si
Bautafel
Architekt: Bernardo Bader Architekten, Bregenz
Projektbeteiligte: Fleisch Loser, Rankweil (Bauleitung); Mader Flatz, Bregenz (Tragwerksplanung); Koller & Partner, Bregenz (Haustechnik); Ludwig Schneider Elektroplanung, Egg (Elektroplanung); Weithas, Lauterach (Bauphysik); bad 2000, Nüziders (Natursteinarbeiten); Lenz Steinmetz, Alberschwende (Steinfassade)
Bauherr: Silvretta Montafon, Schruns
Fertigstellung: 2018
Standort: Silvrettaplatz 1, 6780 Schruns, Österreich
Bildnachweis: Adolf Bereuter, Dornbirn; Bernardo Bader Architekten, Bregenz
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