Metropolitan School in Berlin-Mitte
Aufstockung eines DDR-Typenbaus der Achtzigerjahre
Die im Jahr 2004 gegründete Berlin Metropolitan School (BMS) ist die älteste internationale Schule im Zentrum Berlins. Sie nutzt einen Gebäudekomplex aus den späten Achtzigerjahren, errichtet noch zu DDR-Zeiten, der Teil eines städtischen Baublocks ist. Zwischen Linienstraße und Torstraße umfasst er großräumig einen Hof.
Gallerie
Um die neu konzipierte dreizügige Oberstufe unterbringen zu können, stockten Sauerbruch Hutton Architekten zum einen den Bestand um bis zu zwei Geschosse in Holzbauweise auf. Zusätzlich nutzten sie eine Baulücke an der Linienstraße, um den Altbau seitlich zu erweitern. Rund 3.500 Quadratmeter ließen sich auf diese Weise hinzugewinnen: Platz für ein zweigeschossiges Auditorium, Bibliotheken, neue Klassen- und Verwaltungsräume sowie Gemeinschaftsbereiche.
Holzkonstruktion auf Stahlbeton-Systembau
Das Schulgelände liegt innerhalb der „Spandauer Vorstadt“, welche als Flächendenkmal ausgewiesen ist. Vier untereinander verbundene Gebäudeteile gruppieren sich um einen großzügigen Schulhof im Blockinnern. Es handelt sich um einen industriell vorgefertigten Stahlbeton-Systembau in ostdeutscher Plattenbauweise der Schulbaureihe 80 (SBR 80, Typ Erfurt), errichtet 1987. Für die Fassade kamen kleinformatige rötliche Klinker zum Einsatz.
Die Herausforderung bestand darin, die Baumaßnahmen während des laufenden Schulbetriebs umzusetzen. Ferner durften keine zusätzlichen Fundamente oder Eingriffe am Tragwerk der Bestandsgebäude vorgenommen werden. So konzipierten die Planerinnen und Planer die Erweiterung als aufgesetzte, vorgefertigte Holzkonstruktion.
Kupferbedeckte Dachflächen mit Überhang
Der hohe Vorfertigungsgrad führte zu einer kurzen Bauzeit. Der Aufbau ließ sich in einzelnen Abschnitten realisieren, der Schulbetrieb konnte weiterlaufen. Da Holz ein relativ geringes Eigengewicht hat, konnte auf zusätzliche Fundamente oder Eingriffe am Tragwerk der Bestandsgebäude verzichtet werden. Die Dachaufbauten sind mit einer Kupferabdeckung ausgestattet, farblich passend zu der benachbarten Dacheindeckung.
Eine Forderung des Denkmalamtes lautete, die Dachflächen straßenseitig bis zur Gebäudemitte geneigt auszuführen. Um das Raumvolumen zu maximieren, erhielten die hofseitigen Dachflächen einen Überhang und ragen über den Bestand hinaus. Der teils zweigeschossige Dachaufbau im westlichen Seitenflügel beherbergt unter anderem die Bibliothek und eine Dachterrasse. Im Nordflügel sind Büroflächen und ein Konferenzraum angesiedelt.
Rahmen aus Furnierschichtholz, Wände aus Brettsperrholz
Die Aufstockung erfolgte mit vorgefertigten, massiven Holzbauteilen: Die tragenden, dreifach abgeknickten und gleichsam seitlich verschobenen Rahmen aus Furnierschichtholz werden ausgesteift durch Wandelemente aus Brettsperrholz. Die Spannrichtung des Holzbaus ist um 90° gedreht, sodass die aussteifenden Wände des Plattenbaus die Lasten in die Fundamente übertragen. Das große Volumen des Dachraums ist von außen nicht ersichtlich. Das Holz im Inneren wurde sichtbar belassen und lasiert.
Auditorium als Repräsentations- und Veranstaltungsort
Der Anbau an der Linienstraße im Südosten ist eine gedämmte Stahlbetonkonstruktion mit einer Fassadenbekleidung aus Kupferblech. Herzstück der Schule ist das zweigeschossige, bis zu zehn Meter hohe Auditorium im vierten und fünften Obergeschoss (Abb. 6-8). Es bietet Platz für rund 1.200 Personen – hier finden Versammlungen, Konferenzen, Prüfungen und der Abschlussball statt.
Wand- und Deckenelemente sowie die Holzrahmen der Tragkonstruktion wurden fertig montiert auf das Dach gehoben. Lüftung und Technik sind in der abgehängten Akustikdecke untergebracht. Die Sockelbereiche der Holzrippenelemente, die als Sitzgelegenheit genutzt werden können, verstecken zusätzliche Technik. Von der Empore gelangt man auf die Dachterrasse und in die zweigeschossige Bibliothek.
Ausführliche Vorplanung, rasche Montage
Elementierung, Montageablauf, Transportlogistik, Anschlüsse, Durchbrüche, Brand- und Schallschutz, selbst die Maserungsrichtung und Kantenabdeckung der roh belassenen Holzwände wurden schon in der Vorplanung berücksichtigt. Die Herstellung der Bauteile dauerte im Werk fünf Monate, die Montage des Rohbaus je Gebäudeteil zirka drei Wochen, der Innenausbau benötigte etwa ein Jahr.
Die Holzkonstruktion entspricht der Feuerwiderstandsklasse
F60, wie die Bestandsgebäude. Fluchtwege (Treppenhäuser,
Dachterrasse, Anleitern von zwei Seiten) und die Einführung eines
Brandmeldesystems im gesamten Schulbau reichten für eine
Genehmigung aus.
Bautafel
Architektur: Sauerbruch Hutton, Berlin
Projektbeteiligte: Andreas Külich Ingenieurbüro für Tragwerksplanung, Berlin (Statik); Kofler Energies, Berlin (Haustechnik); hhpberlin Ingenieure für Brandschutz, Berlin (Brandschutz); Müller-BBM, Berlin (Bauphysik); Kai Vater Zimmerei und Holzbau, Lutherstadt Wittenberg (Holzbau); Züblin Timber, Aichach (Herstellung und Lieferung montagefertiger Holzbauelemente)
Bauherr/in: Metropolitan Service, Berlin
Fertigstellung: 2020
Standort: Linienstraße 122, 10115 Berlin
Bildnachweis: Jan Bitter, Berlin
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