Kulturhaus Sara in Skellefteå
Kleinteiliger Koloss
Ein neues Wahrzeichen und überregionaler Anziehungspunkt für die Stadt Skellefteå im Norden Schwedens ist das 20 Stockwerke hohe Sara Kulturzentrum. In einer Ortschaft, die einst von Holzbauten geprägt war, welche im Zuge der Industrialisierung durch Stein- und Betonbauten ersetzt wurden, bildet der mit einem Holztragwerk errichtete, weithin sichtbare Turm mit Hotelbetrieb eine moderne Landmarke.
Gallerie
Das Gebäude entstand als Ergebnis eines Wettbewerbs nach dem Entwurf von White Arkitekter, einem international tätigen Büro mit Hauptsitz in Göteborg. Es steht exemplarisch für den Aufbruch in eine Zeit, in der Holz für nahezu jede Bauaufgabe einsetzbar ist, als dauerhaftes und effizientes Baumaterial mit besonders günstiger CO2-Bilanz.
Holz aus regionaler, nachhaltiger Forstwirtschaft
Das für das Kulturhaus eingesetzte Holz stammt aus nachhaltiger regionaler Forstwirtschaft, die Produktion der vorgefertigten Bauteile aus Brettsperrholz und Brettschichtholz erfolgte in einem rund 50 Kilometer entfernten Sägewerk. Mit 75 Metern Höhe und einer prognostizierten Lebensdauer von mindestens 100 Jahren soll es weit mehr CO2 binden, als es verursacht hat – und zwar ab einer Betriebszeit von 50 Jahren.
Während der in Höhe und Volumen differenzierte untere Gebäudeteil mit Theater, Galerie, einem Museum und einer städtischen Bibliothek die Menschen aus der Region anzieht, spricht das Hotel mit Konferenzbereich, Restaurant und Spa Urlaubs- und Geschäftsreisende an. Die Gästezimmer ermöglichen eine spektakuläre Aussicht an diesem Ort unweit des nördlichen Polarkreises.
Allseitig geöffnetes Kulturzentrum
Das neue Kulturzentrum befindet sich zentral in Skellefteå und öffnet sich mit großen Verglasungen und Eingängen zu allen Seiten. Das Erdgeschoss und das 1. Obergeschoss sind mit klaren Wegeverbindungen für eine gute Orientierung barrierefrei konzipiert. Mittig ist ein Eingangssaal als öffentliches Wohnzimmer gedacht: Hier können sich die Leute treffen und verweilen, ohne dass ein bestimmter Zweck vorgegeben wäre. Weitere Eingangshallen bieten Raum für Ausstellungen und andere Veranstaltungen.
Die Gebäudestruktur ist sowohl räumlich als auch hinsichtlich der Bauteilverbindungen flexibel angelegt, um eine langfristige, auch wandelbare Nutzung zu ermöglichen. Fachwerkträger (aus Brettschichtholz, mit Zugverbindungen aus Stahl) überspannen die Foyers, die sich auf verschiedene Weise bespielen lassen. Die Bühnen sind im Gebäudekern angeordnet, die öffentlichen Bereiche und Werkstätten um diese herum. Durch Verglasungen und offene Raumkonzepte entstehen Sichtverbindungen, die Einblick in künstlerische Proben innerhalb des Hauses, aber auch von außen zulassen.
Verschiedene Volumen fügen sich in den städtischen Kontext
Der untere Gebäudeteil mit den verschiedenen kulturellen Nutzungen setzt sich aus Volumen unterschiedlicher Höhe und Breite zusammen, um so dem menschlichen Maßstab gerecht zu werden. Ein Baukörper entlang einer schmalen Straße ist niedriger als einer, der einem Platz zugewandt ist. Das Hochhaus mit den Hotelzimmern und einem Spa im obersten Stockwerk steht am größten Platz. Seine doppelte Glasfassade enthüllt den tragenden Kern aus Holz und reflektiert den nordischen Himmel.
Zwei Tragsysteme, zwei Nutzungsarten
Die Fassaden zeigen ein Wechselspiel aus Glas und Holz. An manchen Stellen zeigt sich die Holzkonstruktion und weckt die Neugier der Vorbeigehenden. Der Ingenieur Florian Kosche entwickelte zwei verschiedene Konstruktionssysteme: eines für die kulturellen Nutzungen und eines für das Hotel. Dessen Tragsystem besteht aus dreidimensional geplanten und vorgefertigten Brettsperrholzelementen (CLT = Cross Laminated Timber), die um zwei Aufzugskerne gestapelt sind, die ebenfalls vollständig aus Brettsperrholz konstruiert sind.
Die Säle fürs Theater, das Museum und die Bibliothek erfordern
weit spannende Konstruktionen. Dort kommen Stützen und Träger aus
Brettschichtholz zum Einsatz, stabilisiert durch Kerne und
Schubwände aus Brettsperrholz. Die zu einem frühen Zeitpunkt
integrierte strukturelle Planung ermöglichte den vollständigen
Verzicht auf Stahlbeton innerhalb des Tragwerks, wodurch sich die
Bauzeit beschleunigen und der CO2-Fußabdruck verringern
ließ. -us
Bautafel
Architektur: White Arkitekter, Göteborg
Projektbeteiligte: HENT, Heimdal (Bauunternehmen); Dipl.-Ing.Florian Kosche, Oslo; TK Botnia, Burträsk; WSP (Tragwerksplanung); Incoord, Danderyd (Gebäudetechnik); Martinsons Trä, Skellefteå (Holzbauteile); Derome, Veddige (Modellbau)
Bauherr/in: Gemeinde Skellefteå
Fertigstellung: 2021
Standort: Kanalgatan 43b, 93131 Skellefteå, Schweden
Bildnachweis: Åke Eson Lindman
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