Assessment- und Förderzentrum in Neuwied
Modulares Holz-Skelettsystem
Die richtige Berufswahl fällt vielen Menschen nicht leicht. Wer jedoch eine Behinderung hat oder in anderer Form beeinträchtigt ist, hat es deutlich schwerer, eine Tätigkeit zu finden, die gute Chancen für die Integration in den Arbeitsmarkt bietet. Im Assessment- und Förderzentrum (AFZ) der Heinrich-Haus Gesellschaft in Neuwied werden solche Menschen bei der Berufsorientierung begleitet. Zuvor waren die Aufgabengebiete auf unterschiedliche Standorte zwischen Koblenz und Neuwied verteilt – heute vereint der moderne zweigeschossige Holzständerbau in Neuwied-Engers sämtliche Abteilungen unter einem Dach. Waechter + Waechter Architekten aus Darmstadt entwarfen das markante Gebäude in Zusammenarbeit mit ap88 Architekten aus Heidelberg.
Gallerie
Die Struktur folgt einem Raster, die Kubatur ist gestaffelt
Auf dem etwa 8.000 Quadratmeter großen, dreiseitig umbauten Grundstück platzierten die Planer einen gegenüber den Nachbargebäuden um 45 Grad gedrehten Baukörper. Der Grundriss folgt einem strengen Raster, was an der gestaffelten Kubatur auch ablesbar ist. Die im Zick-Zack verlaufenden Konturen sorgen für Lebendigkeit, die Gebäudestruktur fügt sich in das heterogene Umfeld, in dem Wohn- und Gewerbebauten dicht beieinander liegen.
Die Eingänge an der Süd- und Westseite sind durch Rücksprünge markiert, die Treppenaufgänge sind ihnen angegliedert. Es gibt auch einen großen Aufzug. Im Erdgeschoss befinden sich die Abteilungen für die Berufsbildung und das Eingangsverfahren, im Obergeschoss die Vorfördermaßnahmen. Die Arbeits-, Diagnose- und Übungsräume sind ringförmig entlang der Fassade angeordnet und erhalten reichlich Tageslicht durch große, übereck geführte Fenster. Sämtliche Übungsräume sind durch Türen verbunden, um einen Austausch zwischen den Gruppen und Synergien in der Betreuung zu ermöglichen.
Differenzierte Begegnungszonen
Die Büros, Sanitärräume sowie Umkleide- und Pflegeräume liegen unmittelbar vor den Übungs- und Arbeitsbereichen. Verschiedene Nutzungen verfügen jeweils über eigene Eingangsbereiche als Treffpunkt und zum Austausch. Die offene Zone in der Gebäudemitte bietet im Erdgeschoss Platz für eine Caféteria; in der ersten Etage ist hier eine Begegnungs- und Aufenthaltszone. Zwei Lichthöfe führen Tageslicht auch in die zentrale Caféteria.
Der Holzständerbau ist mit einem über beide Geschosse durchgehenden Skelettsystem und aussteifenden Kernen aus Holz errichtet. Auch die umlaufende, horizontal gegliederte Fassade ist aus Holz gefertigt. Das Skelettsystem ist modular und variabel konzipiert: Ein Grundmodul von 3,20 x 6,40 Metern lässt sich teilen und addieren, um die gewünschten Raumgrößen zu realisieren.
Statisch und akustisch wirksame Deckenelemente
Auf dem Fundament aus Stahlbeton sind die Stützen aus Brettschichtholz (Fichte, 20 x 20 cm) mit oben abschließenden Stahlelementen montiert. An die Stahlköpfe schließen vorgefertigte Holzrahmen-Deckenelemente an. Die multifunktionalen Deckenmodule sind sowohl Trage- als auch Bauakustikelement. Sie bestehen aus einem 52 cm hohen Fichte-Brettschichtholzrahmen, der später als Unterzug sichtbar bleibt. In die Rahmen sind Holzrippen eingebaut, darauf Verbund-Akustikplatten und abschließend OSB-Platten, die mittels Nut und Feder verbunden sind. Die Oberflächen der Unterzüge und Rippen sind vor dem Einbau bereits werkseitig weiß lasiert.
Holz kam nicht nur für das Tragwerk und die Fassade zum Einsatz,
sondern auch für Fenster, Türen, Böden und Möbel. Hell geölte
Holzböden, farbige Vorhänge und viel Tageslicht sorgen für eine
freundliche Atmosphäre. Um die Halligkeit in den Räumen zu mindern,
sind die Innenwände teilweise mit perforierten Lärchenholzpaneelen
ausgestattet.
Bautafel
Architektur: Waechter + Waechter Architekten BDA, Darmstadt
Projektbeteiligte: ap88 Architekten Partnerschaft, Heidelberg (Bauleitung); Merz Kley Partner, Dornbirn (Tragwerksplanung); HL-Technik Engineering, Münster (TGA-Planer); Müller BBM, Planegg/München (Licht-, Akustik- und Energieplaner); ST-Brandschutz, Wiesbaden (Brandschutzplaner)
Bauherr: Heinrich-Haus, Neuwied
Fertigstellung: 2018
Standort: Neuwied-Engers
Bildnachweis: Thilo Ross Fotografie, Heidelberg
Baunetz Architekt*innen
Fachwissen zum Thema
Bauwerke zum Thema
Baunetz Wissen Holz sponsored by:
Informationsdienst Holz | getragen durch den Informationsverein Holz, Düsseldorf
Kontakt: +49 (0) 211 9665580 | info@informationsvereinholz.de
und Holzbau Deutschland Institut e.V., Berlin
Kontakt: +49 (30) 20314533 | kontakt@institut-holzbau.de
und Studiengemeinschaft Holzleimbau e.V., Wuppertal
Kontakt: +49 (0) 20276972732 | info@studiengemeinschaft-holzleimbau.de