_Holz
Möglichkeiten der Vorfertigung
Bandbreite, Vorteile und Hinweise für die Planung
Immer höhere Vorfertigungsgrade prägen die Entwicklung des Holzbaus seit der Jahrtausendwende. Denn Holz ist nicht nur leicht, es lässt sich auch gut im Kontext einer digitalen Prozesskette bearbeiten. Die aus der Vorfertigung resultierenden kurzen Bauzeiten vor Ort reduzieren die Finanzierungskosten der Baustelle erheblich und entlasten die Umgebung maßgeblich von Baustellenemissionen (s.a. Fachwissen zum Thema: Urbaner Holzbau).
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Auch nimmt die Präzision des Bauens mit der Vorfertigung erheblich zu. Das ist in Zeiten, in denen Gebäude stetig komplexer und damit fehleranfälliger werden, ein großer Vorteil. Alle Beteiligten – von den Bauherren über die Planer bis zu den Ausführenden – haben ihre Entscheidungen rechtzeitig vor Beginn der Ausführung zu treffen. Der Verschleppung von Problemlösungen in die Bauphase hinein, die sonst oft zu Kostensteigerungen, Qualitätsminderungen oder Bauzeitverzögerungen führt, ist damit vorgebeugt.
Des Weiteren ermöglicht die Vorfertigung großer Bauteile in der Halle das Arbeiten unter optimalen Bedingungen. Eine gute Baustelleneinrichtung mit Energieversorgung, Geräten und Baustoffen ist jederzeit gegeben. Alle Arbeiten erfolgen unter guten klimatischen Bedingungen (Temperatur und Witterungsschutz), die die Ausführung zuverlässig und planbar machen. Gerade für sichtbare Holzkonstruktionen ist das ein entscheidender Vorteil – ein aufwändiger Witterungsschutz auf der Baustelle wird umgangen.
Vorfertigung von Bauelementen
Die Vorfertigung von Bauelementen (Teile von Bauteilen wie Wände,
Decken, Dächer oder Treppen) lässt sich im Holzbau sehr weit
treiben: Außenwände werden einschließlich Dämmschicht, Fenstern,
Sonnenschutz, Fassadenbekleidung, Innenbekleidung und
Installationen vorgefertigt, tragende Bauteile können mit der
Genauigkeit und Oberflächengestaltung von Möbeln ausgeführt werden.
Der Schichtenaufbau von Dachelementen kann ebenfalls weitgehend
vorgefertigt sein, die Deckung beziehungsweise Abdichtung erfolgt
jedoch meist vor Ort. Die Vorfertigung von Deckenelementen
beschränkt sich meist auf das Tragwerk, indem der Bodenaufbau fast
immer vor Ort ausgeführt wird.
Innenwände und Innenausbau
Aussparungen für Installationen und Einbauteile werden häufig
werkseitig vorbereitet. Innenwände werden in sehr unterschiedlichen
Vorfertigungsgraden eingesetzt. Denn während die Vorfertigung von
Außenwand- und Dachelementen einschließlich Fenstern und
Witterungsschutz den unmittelbaren Vorteil des sofortigen
Witterungsschutzes für den Holzbau mit sich bringt, müssen Böden
und Innenwände nach dem Aufrichten des Gebäudes oft für längere
Zeit ganz oder teilweise unverkleidet bleiben, damit Elektro- und
HLS-Installationen ausgeführt werden können. Selten werden
Installationsschächte oder -wände vorgefertigt, was dann den
Bauablauf sehr beschleunigen kann.
Raumzellen
Systematisch begegnet dem Problem des langwierigen Innenausbaus die
Vorfertigung ganzer Raumzellen, die sich entweder auf besonders
komplexe Räume (Zimmer mit Küche, Bad, Sanitärzellen) beschränkt
oder aber über das gesamte Raumprogramm erstreckt. Denn so können
sämtliche Innenoberflächen einschließlich Bodenbelägen sowie die
Elektro- und Sanitärinstallation bereits werkseitig erstellt werden
und innerhalb von kurzer Zeit zu Gebäuden zusammengesetzt werden
(s.a. Fachwissen zum Thema: Raumzellen).
Vorfertigung und Planung
Hohe Vorfertigungsgrade verändern auch die Planung von Gebäuden
erheblich. Einerseits müssen Entscheidungen in früheren
Planungsstadien getroffen und viele Beteiligte früher in den
Planungsprozess einbezogen werden. Andererseits können der
Bauprozess und die spezifischen Möglichkeiten der Produktion großer
Bauteile den Entwurf sehr beeinflussen. Je höher der
Vorfertigungsgrad ist, desto wichtiger wird eine disziplinierte
Planung.
Gebäude aus Raumzellen verlangen zum Beispiel bereits in der Grundrissgestaltung oft einen hohen Wiederholungsfaktor gleicher Räume, um wirtschaftlich umgesetzt werden zu können. Werden Außenwände inklusive Fassadenbekleidung vorgefertigt, müssen die Bauteilanschlüsse der Elemente nicht nur hinsichtlich ihrer statischen und bauphysikalischen Verbindungen, sondern auch hinsichtlich der Fassadengestaltung genau geplant werden. Um Einschränkungen in der Gestaltung zu vermeiden, werden Fassadenbekleidungen daher oft vor Ort ausgeführt.
Hohe Präzision
Vorfertigung erfordert es, in Elementen zu denken. Das Resultat ist
eine sehr hohe Präzision, die unter üblichen Baustellenbedingungen
nicht möglich ist. Viele Holzbaubetriebe verfügen heute über
Fertigungskapazitäten zur Herstellung großdimensionierter Wand-,
Decken- und Dachelemente in der Werkshalle. Unter diesen
Bedingungen lassen sich qualitätsgesicherte Bauteile mit
raumseitiger und äußerer Bekleidung sowie allen bauphysikalischen
Leistungsebenen montagefertig auf die Baustelle liefern. Sie
übernehmen häufig tragende, dämmende und dichtende Funktion
zugleich und besitzen deshalb gegenüber Massivkonstruktionen
deutlich schlankere Querschnitte.
Aus gestalterischer Sicht eröffnet die weitgehende Vorfertigung
trotz ständig steigender Komplexität der Anforderungen an Gebäude
besondere Möglichkeiten, die in der Tradition des Holzbaus schon
immer angelegt waren: Sichtbare Oberflächen der Konstruktion
benötigen keine Nachbehandlung oder Verkleidung. Der Rohbau ist
zugleich Ausbau.
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