Firmensitz Flexim in Berlin-Marzahn

Holz-Beton-Hybrid mit Lowtech-Nachhaltigkeitskonzept

Sie werden beispielsweise in Wasserkraftwerken eingesetzt oder können der Prognose von Flutwellen in Bächen und Flüssen dienen: Ultraschall-Durchflussmessgeräte, auf deren Entwicklung und Herstellung sich die Firma Flexim spezialisiert hat. Die stete Expansion des Unternehmens mit Sitz im Berliner Stadtteil Marzahn machte eine deutliche Vergrößerung für Produktion, Verwaltung, Forschung und Schulung erforderlich. Unweit ihres Hauptstandorts sind nun die ersten zwei von insgesamt sechs Baukörpern fertiggestellt. ZRS Architekten Ingenieure aus Berlin konzipierten sie als stufenweise erweiterbare und miteinander verknüpfte Holz-Beton-Hybridbauten mit vier bzw. fünf Geschossen. Ihre Bruttogeschossfläche beträgt zusammen rund 13.700 Quadratmeter.

Gallerie

Die Gebäude sind als Skelettbauten mit vorgehängter Holzrahmenfassade ausgebildet. Sie umschließen jeweils einen rechteckigen Hof und überlagern sich an einer Ecke. Versetzt zueinander angeordnet, liegt der kleinere und niedrigere Baukörper südlich, der größere und höhere schließt nordwestlich an. Die gemeinsame Erschließung erfolgt über einen Vorplatz im Südwesten. Ihm diagonal gegenüber befindet sich ein Logistikhof zur Anlieferung und für den Warenausgang.

Historischer Gewerbehof als Vorbild

Die Anordnung und Verbindung der Baukörper orientiert sich an historischen Berliner Gewerbehöfen und ist auch für die vier noch zu bauenden Häuser geplant, weil sie eine gute Ausnutzung von Tageslicht und kurze Wege ermöglicht. Ein überdachtes Atrium im südlichen Eingangsbau dient als Foyer. An zwei Seiten grenzen Schulungsräume an, die sich über verschiebbare Trennwände zusammenlegen lassen, nördlich befindet sich eine Cafeteria mit Außenterrasse. Eine Freitreppe führt vom Atrium ins Obergeschoss zum sogenannten Boulevard, der künftig sämtliche Gebäudeteile verbindet. Er ist gleichzeitig Kommunikationszone mit großen Besprechungs- und Sozialräumen für die Mitarbeiter. Drei Erschließungskerne führen zu den weiteren Ebenen und verbinden sie mit dem Lager und der Logistik im Souterrain. Die Grundrisse sind entsprechend der Brandschutzanforderungen in 400 Quadratmeter große Einheiten gegliedert. Diese nehmen Produktions- und Büroflächen, Besprechungs- und Schulungsräume, aber auch Einzelbüros auf.

Stahlbetonskelett, Holz-Beton-Verbundelemente und reine Holzkonstruktion
Das Untergeschoss des Skelettbaus und das Tragwerk, also Stützen und Unterzüge sowie die aussteifenden Erschließungskerne sind bis ins zweite Obergeschoss in Stahlbeton ausgeführt. Die Geschossdecken sind Holz-Beton-Verbundelemente. Das dritte Obergeschoss ist bis auf die Erschließungskerne eine reine Holzkonstruktion. Eine vorgehängte Holzrahmenfassade mit einem Wärmedurchgangskoeffizienten von rund 0,12 W/m²K bildet den äußeren Gebäudeabschluss. Das Holz für Fassade und Konstruktion stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft, gedämmt wurde mit Zellulose. Durch den hohen Vorfertigungsgrad der Elemente ließ sich die Bauzeit deutlich verkürzen.

Die Holzfassade ist horizontal gegliedert: Die Paneele vor den Decken und Brüstungen umschließen das Gebäude bandartig und sind von schmalen dunklen Leisten gefasst. Darüber unterbrechen feststehende Holzelemente die zumeist dreiteiligen Fenster. Ihre Rahmen und die Raffstore als Sonnenschutz sind wie die horizontalen Leisten dunkelbraun. Durch einfache, sichtbare und auf Abbrand berechnete Holzkonstruktionen (F-90-B) konnte auf aufwendige Brandschutzverkleidungen verzichtet werden.

Hochdämmende Konstruktion mit geringem Energiebedarf

Die klimaaktive, diffusionsoffene Gebäudehülle aus Holz und Zellulose reguliert die Raumluftfeuchte und Innenraumtemperatur. Teure Lüftungs- und Klimaanlagen waren deshalb nicht notwendig. Lediglich innenliegende Räume im Untergeschoss sowie die Cafeteria werden mechanisch über eine Anlage mit Wärmerückgewinnung belüftet. In Ausnahmefällen und während lang andauernder, sommerlicher Hitzephasen muss zusätzlich aktiv gekühlt werden. Holz speichert CO2 und kann, wie hier als hochdämmende Konstruktion ausgeführt, Energie und Kosten sparen.

Natürliche Belüftung, Nutzung von Solar- und Abwasserwärme
Die kompakte Gebäudeform und die gute Dämmung reduzieren Transmissionsverluste. Ein dem Gebäudevolumen angemessener Glasanteil, Verschattungs- und Nachtauskühlungselemente (wettergeschützte Lüftungsflügel) sorgen auch im Sommer für einen hohen Komfort und einen über das ganze Jahr geringen Energiebedarf. Die natürliche Belüftung erfolgt über Querluftöffnungen und Oberlichter, die Wärmeversorgung zu 80 Prozent aus der Nutzung kommunaler Abwasserwärme über Wärmetauscher im Abwasserkanal des Grundstücks. Kollektoren auf dem Dach des Gebäudes ergänzen die Warmwasserversorgung, die Dachbegrünung bietet zusätzlichen sommerlichen Wärmeschutz. Die Anforderungen der EnEV konnten um rund 30 Prozent unterschritten werden.

Bautafel

Architekten: ZRS Architekten Ingenieure, Berlin
Projektbeteiligte:
Ziegert Seiler Ingenieure und IBRF, Berlin (Tragwerksplanung); IB Hausladen, München (Klimadesign, Simulationen, EnEV-Nachweis); ISB Schneider & Bauer, Berlin (TGA-Planung); Capatti Staubach – Urbane Landschaften, Berlin (Landschaftskonzept); Atelier 8, Berlin (Landschaftsplanung)
Bauherren:
Flexim, Berlin
Fertigstellung:
2017
Standort:
Boxberger Straße 4, 12681 Berlin
Bildnachweis: ZRS Architekten Ingenieure, Berlin

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In Bezug auf die Gebäudehülle unterscheidet sich das Konstruieren mit Holz von Konstruktionen aus Beton, Stahl oder Mauerwerk grundsätzlich dadurch, dass Tragwerksteile in der Dämmebene angeordnet sein oder die Dämmebene durchdringen können, ohne problematische Wärmebrücken zu verursachen (im Bild: Akademie der GIZ in Bonn-Röttgen, Waechter + Waechter Architekten)

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Wärme-/​Schall-/​Brandschutz

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