Gebrauchsklassen und Anwendungsbereiche

Die Gefährdung von Holzbauteilen durch holzzerstörende Pilze (z.B. Moderfäule) oder holzzerstörende Insekten ist abhängig von den Umgebungsbedingungen und ihrer baulich-konstruktiven Ausbildung. Darüber hinaus können holzverfärbende Pilze das Aussehen von Holzoberflächen nachhaltig beeinträchtigen.

Nach DIN 68800-1: Holzschutz – Allgemeines werden Holzbauteile einer Gebrauchsklasse (GK) zugeordnet, um den erforderlichen Schutz gegen Holzschadorganismen festlegen zu können (s.u. Abbildung 1 und Tabelle 1). Maßgebliches Kriterium ist dabei die Holzfeuchte im Gebrauchszustand. Dabei wird unterschieden, ob das Holz ständig trocken (GK 0 / GK 1), gelegentlich (GK 2 / GK 3.1), häufig (GK 3.2) oder ständig feucht (GK 4 / GK 5) ist. Diese Begriffe beschreiben eine zunehmende Beanspruchung des Holzes durch Feuchtigkeit, ohne dass hierfür in der DIN 68800-1 konkrete Zahlenwerte genannt werden.

Als Kriterium für „trocken“ gilt im Allgemeinen eine mittlere Holzfeuchte von unter 20%, bei der auf der sicheren Seite liegend keine Gefährdung durch holzzerstörende Pilze besteht. Eine unmittelbare Gefährdung liegt erst dann vor, wenn lokal der Fasersättigungsbereich erreicht oder überschritten wird und freies Wasser in den Zellen vorhanden ist. Erfahrungsgemäß treten bis zu einem Zeitraum von vier Monaten keine Bauschäden auf.


Abbildung 1: Zuordnung von Holzbauteilen zu einer Gebrauchsklasse (3) (Quelle: Holzbau Deutschland Institut)

Tabelle 1: Gebrauchsklassen nach DIN 68800-1





Anwendungsbereiche von Vollholzprodukten in den Gebrauchsklassen
Tabelle 2 (s.u.) gibt einen Überblick, welche konstruktiven Holzprodukte in den jeweiligen Gebrauchsklassen angewendet werden dürfen. Unterschieden wird zwischen technisch und nicht technisch getrocknetem Vollholz, keilgezinktem Vollholz, Balkenschichtholz, Brettschichtholz aus Nadelholz sowie aus Buche und Brettsperrholz. Der Einsatz in höheren Gebrauchsklassen ist aufgrund der zunehmenden Feuchtebeanspruchung nur wenigen Holzprodukten aus Holzarten mit erhöhter Dauerhaftigkeit vorbehalten, entsprechend DIN EN 350-2: Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten – Natürliche Dauerhaftigkeit von Vollholz – Teil 2: Leitfaden für die natürliche Dauerhaftigkeit und Tränkbarkeit von ausgewählten Holzarten von besonderer Bedeutung in Europa.



Tabelle 2: Anwendungsbereiche von Vollholzprodukten in den Gebrauchsklassen nach DIN 68800-1 (FKH = Farbkernhölzer)



Anwendungsbereiche von konstruktiven Holzwerkstoffen
Die Verwendbarkeit von Holzwerkstoffen in den jeweiligen Gebrauchsklassen erfolgt durch Zuordnung der sogenannten technischen Klassen zu den jeweiligen Nutzungsklassen (s. Tabelle 3).

Holzwerkstoffe, die für den jeweiligen Feuchtebeständigkeitsbereich nach DIN EN 13986: Holzwerkstoffe zur Verwendung im Bauwesen – Eigenschaften, Bewertung der Konformität und Kennzeichnung geeignet sind, können nach DIN 68800-2: Holzschutz Teil 2: Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau der Gebrauchsklasse GK 0 zugeordnet werden, wenn sie nicht bewittert werden und die in Tabelle 2 angegebenen Materialfeuchten nicht überschritten werden.

Die erforderliche Feuchtebeständigkeit von Holzwerkstoffen ist in DIN 68800-2 für typische Anwendungsbereiche angegeben (s. Tabelle 4). Ist eine Zuordnung nicht möglich, kann eine Zuordnung nach der zu erwartenden Ausgleichsfeuchte erfolgen.

Tabelle 3: Anwendungsbereiche von konstruktiven Holzwerkstoffen nach DIN EN13986 und DIN 20000-1



Tabelle 4: Zulässige Feuchten von Holzwerkstoffen in der GK 0



Bewitterte Holzwerkstoffe
Bestimmte Holzwerkstoffe dürfen vorübergehend, z.B. während der Bauphase, der Bewitterung ausgesetzt werden, sofern dies vom Hersteller zugelassen ist. Hierzu zählen hydrophobierte (wasserabweisende) Holzfaserplatten, die als nicht aussteifende Unterdeckung von Dächern oder als zweite wasserführende Ebene bei hinterlüfteten Außenwandbekleidungen eingesetzt werden. Hinsichtlich der Anwendungsgrenzen (z.B. Dachneigung) und der Verlegung sind die Angaben des Herstellers zu beachten.

Holzwerkstoffe, die z.B. als Fassadenbekleidung dauerhaft der Witterung ausgesetzt sind, müssen für diesen Anwendungszweck zugelassen sein. Eine tragende Verwendung von bewitterten Holzwerkstoffen ist unüblich und würde einen bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweis für NKL 3 erfordern.


3) und 4) Holzschutz – Bauliche Maßnahmen, holzbau handbuch I REIHE 5 I TEIL 2 I FOLGE 2, 2. Auflage 01/2023; Quelle: Holzbau Deutschland Institut

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