Schaufenster dienen wortwörtlich dem Schauen im Sinne von
Anschauen, Hinschauen, Ansehen, Betrachten, Mustern, Überblicken,
und zwar von Waren, die hinter ihnen präsentiert und inszeniert
werden. Diese Fenster sind deshalb meist erdgeschossige
großflächige Festverglasungen. Manchmal wird auch ein
galerieartiges Zwischengeschoss, Mezzanin oder sogar Obergeschoss
einbezogen. Schaufenster bilden eine transparente Wand für einen
schmalen Raum, der nur von der Gebäudeinnenseite für Verkäufer und
Dekorateure zugänglich ist. Außerdem teilt ihn in den meisten
Geschäften eine Trennwand vom dahinterliegenden Verkaufsraum
ab.
Gallerie
Entwicklung
Das Prinzip von Schaufenstern als Element der Warenpräsentation
entstand etwa im 18. Jahrhundert bei Marktständen, in Passagen und
Arkaden, in denen Fenster mit Klappläden geöffnet und auf den
aufgeklappten Flächen die Waren arrangiert wurden.
Parallel zur technischen Entwicklung von Flachglas und
Floatglas, also der Erzeugung und auch finanziell darstellbaren
Verwendung größerer Glasscheiben, und der Erfindung künstlicher
Beleuchtung durch die Nutzung von Elektrizität entstanden im 19.
Jahrhundert in Paris, Brüssel, Mailand, New York und Chicago die
ersten modernen Schaufenster. Da sie auch in der Dämmerung und
sogar nachts die Waren attraktiv beleuchteten, und damit indirekt
auch die vorher dunklen Trottoirs, also die Gehsteige für
alle diejenigen Fußgänger, die sich keine Kutsche leisten konnten,
werden sie wesentlicher Teil eines neuen urbanen Raums. So sind
Schaufenster typologisch verwandt mit gläsernen Schaukästen,
Guckkästen, Leuchtkästen, Vitrinen, Glasschränken – je nach
Dimension handelt es sich dann um einen Schrank oder um ein
Stadtmöbel.
Gallerie
Heutige Schaufenster sind oft temporär mit Folien oder
Buchstaben beklebt, die saisonale Aktionen bewerben und die einfach
und rückstandlos zu entfernen sind. Sie werden zudem um interaktive
und digitale Display-Elemente wie Bildschirme, Beamer, Touchscreens
oder bewegungssensible Kameras erweitert als Pendants zu
Video-Clips.
Die Anforderungen an Schaufenster sind:
schmale bis nur geringfügig sichtbare Profile der Rahmen,
möglichst ohne Sprossen, um die Sicht auf die Waren nicht zu
beeinträchtigen
dauerhaft verformungsfreie statische Stabilität des
Fenstersystems
gute Sicherheit der Waren, d.h. Bruchfestigkeit bis zu
Sicherheitsgläsern mit Einbruchshemmung und Spezialgläsern bei
Juwelieren
hohe Transparenz mit wenig Spiegelung und ggf.
Sonnenschutzbeschichtung zur Vermeidung von Ausbleichen und
Vergilben
gute Farbwiedergabe ohne Verfälschungen
Kratzfestigkeit
gute Lösbarkeit von Aufklebern und Entfernen von Graffiti
einfache und unkomplizierte Reinigung
Kulturelle Bedeutung
Da Schaufenster zeitgeschichtlich und modeabhängig
unterschiedlichste Bühnenbilder darstellen, werden sie inzwischen
auch als soziokulturelle sowie urbane Kulissen analysiert.
Fotografien historischer Schaufenster, beispielsweise von Eugene
Atget, Umbo, Henri Cartier-Bresson oder Inge Morath werden als
Kunstwerke hoch geschätzt und gesammelt und dienen als Inspiration
für heutige Schaufenster. Andy Warhol, Salvador Dali, aber auch
zeitgenössische Künstler wie Takashi Murakami und Liu Bolin wurden
bzw. werden engagiert, um Schaufenster und Fassaden von
Flagship-Stores zeitlich befristet zu visuellen Installationen zu
wandeln.
Die ursächliche Funktion von Schaufenstern, also die attraktive,
übersichtliche sowie informative Präsentation von Waren, wird sogar
im Internet bei Online-Shops virtuell nachgezeichnet, wenn auf den
Startseiten inszenierte Kompositionen des Warenangebots gezeigt
werden. -sj
Fachwissen zum Thema
Bauphysik
Anforderungen an Verglasungen
Welche Schutzanforderungen gibt es bei Verglasungen zu erfüllen?
Planungsgrundlagen
Fenster und Tageslicht als Ambiente und Inszenierung
Unabhängig von technischen, physikalischen und medizinischen Aspekten haben Fenster und Tageslicht eine entscheidende Rolle für...
Fensterarten
Festverglaste Fenster
Rahmen, Verglasung, aber keine Öffnungsflügel – so können festverglaste Fenster wesentlich größere Formate haben.
Sie haben Laibung, Sturz und Sohlbank - aber keine transparente Öffnung. Welche Aufgaben erfüllen Blindfenster? Ein Überblick.
Chicago Window
Ein Überblick von der Erfindung zum Vorlaufer von Pfosten-Riegel-Verglasungen
Doppel- oder Kastenfenster
Eine der aufwändigsten Fensterkonstruktionen ist das Doppel- oder Kastenfenster. Schalltechnisch eine der günstigsten...
Einfachfenster
Einfachfenster besitzen Fensterflügel nur in einer Ebene und können mit einer einfachen Verglasung oder, wie heute häufig...
Erkerfenster
Kasten-, Polygonal- und Runderker: Sie vergrößern den Raum und lassen mehr Licht einfallen. Sonderformen sind Standerker und Bay Windows.
Expressionistische Sonderformate
Für Fensterformate sind zwar keine Standardgrößen definiert, doch sind rechteckige Konturen üblich. Umso ungewöhnlicher wirken Formen wie Dreiecke, Rhomben, Parallelogramme und Polygone.
Fenestella
Ursprünglich aus dem sakralen Kontext stammend, ist der Begriff für das Fensterchen als Sichtluke und Gucklock inzwischen weit gefasst.
Fenster
Fenster als Öffnungen in einer Wand verbinden Außen- und Innenraum, Öffentlichkeit und Privatsphäre, erlauben Ein- und Ausblicke....
Fensterband
Die meist waagerecht aneinandergereihten Fenster sind nur durch Rahmen, Pfosten oder schmale Blindfenster unterbrochen. Fensterbänder ermöglichen anpassungsfähige Raumteilungen.
Fensterwände
Eine Fensterwand ist ein aus mehreren Fenster- und/oder Türelementen bestehendes großflächiges Fassadenelement. Dieses wird in...
Festverglaste Fenster
Rahmen, Verglasung, aber keine Öffnungsflügel – so können festverglaste Fenster wesentlich größere Formate haben.
Fischblase
Dieses Ornament findet sich in Europa besonders oft in gotischen Maßwerksfenstern.
Fledermausfenster
Die Fertigung eines Fledermausfensters verlangt technisches Können und dreidimensionale Vorstellungskraft
Französisches Fenster
Mit der Bezeichnung Französisches Fenster wird präzise ausgedrückt ein Fenêtre Haussmannienne bezeichnet, also ein Fenstertyp, den...
Himmelsauge
Die kreisrunden Fenster in der Mitte einer Decke, die meist als Kuppel, Wölbung, Kegel oder Konus konstruiert sind, lassen Licht von oben einfallen.
Kellerfenster/Lichtschächte
Die verschiedenen Typen von Kellerfenstern lassen sich folgendermaßen unterscheiden:In Betonrahmen-, Kunststoffrahmen- und...
Lamellenfenster
Prinzip und ästhetische Bandbreite
Obergadenfenster
Als eine Reihung von Fensteröffnungen bilden sie ein horizontales Band in linearer, kreisförmiger oder elliptischer Anordnung im oberen Wand- und Deckenbereich.
Ochsenauge
In der Architektur bezeichnet der Begriff Ochsenauge ein kleineres kreisrundes oder horizontal ovales Fenster.
Radfenster
Radfenster sind die konstruktiven Vorläufer von Fensterrosen und Rosettenfenstern.
Schallfenster
Im Gegensatz zu Schallschutzfenstern sollen die auch Schallluken, Klangarkaden oder Schallarkaden genannten Öffnungen Geräusche so weit wie möglich verteilen.
Schaufenster
Fenster für die Präsentation und Inszenierung: ein Überblick über die Entwicklung, Typologie und Anforderungen
Schiebefenster
Sei es horizontal, vertikal oder in Dachschrägen: Während der Bewegung bleibt der Flügel parallel zur Wandebene; im geöffneten Zustand ragt er nicht in den Raum hinein.
Schießscharten
Häufige Bezeichnung für Fenster, die als zu winzig, zu schmal, zu tief in einer Laibung sitzend oder grundsätzlich irgendwie als hässlich und falsch empfunden werden.
Stehende und liegende Fenster
Proportion Fensterbreite zu Fensterhöhe
Vertikalschiebefenster
In seitlichen Schienen innerhalb des Rahmens lassen sich die verglasten Elemente nach oben und unten schieben. Diese Fensterart ist besonders platzsparend.
Zwillingsfenster
Zwillingsfenster sind die Bezeichnung für zwei eng nebeneinander spiegelsymmetrisch angeordnete Fenster. Etymologisch entstand das...
Architektur voller Licht: Maximal-Schiebefenster
Konkurrenzlos schmal mit vertikalen Profilansichten von 2 mm: Das Schiebefenster cero IV von Solarlux.