Parkhaus in Straßburg
Carsharing in der Schmuckschatulle
Wo sind sich Rhein, Elbe und Donau am nächsten? In Straßburg, lautet die Antwort. Straßburg? Ist es nicht die Ill, die hier parallel zum Rhein fließt? Richtig, Donau und Elbe sind nur über Stadtpläne, Straßenschilder und Prospekte präsent: Gut zwei Kilometer südöstlich des Straßburger Münsters ist in den letzten zehn Jahren das Ecoquartier Danube im ehemaligen Hafengebiet entstanden. Hier, auf einem Baublock zwischen der Avenue du Rhin und der parallel verlaufenden kleineren Rue de l’Elbe, wurde nach Plänen von COSA Colboc Sachet architectures aus Paris ein siebengeschossiges Parkhaus mit 340 Stellplätzen realisiert.
Gallerie
Mit abgerundeter Kante liegt das Parkhaus Danube Vert prominent an einer Kreuzung am Ostrand des neuen Quartiers. Zusammen mit einem zweiten, weiter westlich gelegenen namens Danube Bleu spielt es eine wichtige Rolle im Verkehrskonzept: Es sieht kein Parken im öffentlichen Raum und keine festen Stellplätze in den Parkhäusern vor, stattdessen ein betreibergesteuertes Sharing zwischen Besuchern, Bewohnern und im Viertel arbeitenden Menschen. Dieser Ansatz soll nicht nur Baukosten reduzieren, sondern vor allem zum Umstieg auf Rad und öffentliche Verkehrsmittel animieren.
Das Gebäude erhebt sich auf 50 x 33 Metern und hat fast 7.000 Quadratmeter Fläche, die sich auf ein auch unter die Nachbarbauten reichendes Untergeschoss und sechs oberirdische Parkdecks verteilen. Die Einfahrt befindet sich nordseitig an der verkehrsberuhigten Rue de l’Elbe, Zugänge befinden sich außerdem im Blockinneren und an der Avenue du Rhin – der über den Rhein nach Kehl führenden Landstraße N4. Die Parkebenen sind jeweils über zwei Rampen erschlossen. Das Parkhaus hat eine sichtbar belassene Tragstruktur aus Ortbetonelementen und Fertigteilen. Nur von den oberen Geschossen der Nachbarbauten aus sichtbar ist die Oberdeckfläche (Ebene 5): Sie ist in kräftigem Olympiablau gehalten, Stellplätze und Zebrastreifen sind in Pink abgesetzt. Die kleine Dachfläche von Treppenhaus und Aufzugsschacht ist begrünt.
Fassade: Glaslamellen und Aluminiumprofile
Die offene, durchlässige Fassade weist eine klassische Teilung auf: Stehend montierte, bronzefarbene Aluminiumprofilleisten fassen den über Geländeniveau ragenden Untergeschossteil mit der Erdgeschossbrüstung zu einem leicht wirkenden Sockelbereich zusammen, der mit dem filigranen Staketengeländer auf dem Dach korrespondiert.
Die Ebenen 1 bis 4 wirken gemeinsam als gegliederte Fläche im Zusammenspiel aus vertikalen und horizontalen Elementen. Geschossweise versetzt sind schmale Lamellen aus Sicherheitsglas vorgehängt, die auf der Außenseite mit verspiegeltem Sonnenschutz versehen, von innen durchsichtig sind. Seitlich gerahmt werden die Glaslamellen von je einer dem Sockelbereich entsprechenden Aluminiumprofilleiste. Aus der Distanz prägen die hell wirkenden, schmalen Glasflächen den Bau, indem sie die Umgebung fragmenthaft reflektieren. In der Nahwirkung tritt dieser Effekt zugunsten der Durchlässigkeit und der differenzierten Gliederung der Fassade zurück.
Die Brüstungen sind in zwei Bereiche geteilt, der obere wird aus vier horizontalen Aluminiumprofilen gebildet, die sich hinter den Lamellen, aber noch vor der Konstruktionsebene befinden. Der untere, zurückversetzte Brüstungsteil besteht aus Streckmetall-Stahlrahmen. Diese kaschieren außenseitig die verzinkten Leitplanken, welche als Anprallschutz in der Stützenebene stehen. Die Tragstruktur ist von außen noch ablesbar, tritt aber optisch hinter den vorgehängten Lamellen und Profilen zurück.
Sockel und Fassadenhauptfläche sind zur Avenue du Rhin hin durch
eine Fuge getrennt. Insgesamt hat die funktionale
Parkhausarchitektur eine hochwertig wirkende, feingliedrige Hülle,
die mit ihrer Durchlässigkeit und den unterschiedlich
reflektierenden Oberflächen Assoziationen an Schmuckaccessoires,
etwa an ein Gliederarmband weckt.
Bautafel
Architektur: COSA Colboc Sachet architectures, Paris
Projektbeteiligte: CTE, Straßburg (Tragwerksplanung); Cyber fluides, Oberhausbergen (Fluid-Engineering); EXECO (Kostenplanung); Veritas, Oberhausbergen (Technische Kontrolle); Socotec (Sicherheit und Gesundheitsschutz); Cebtp Ginger, Elancourt (Baugeologie)
Betreiber/in: Zenpark, Paris
Fertigstellung: 2019
Standort: 32, Rue de l’Elbe, 67100 Straßburg, Frankreich
Bildnachweis: Camille Gharbi, Paris; Air Megapix, Eckbolsheim; COSA, Paris
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