Busbahnhof in Santiago de Compostela
Vollverglasung neben altgoldenem Streckmetall
Nicht die Saar, sondern der Sar ist es, der durch Santiago de Compostela fließt. Eher noch Bächlein als Fluss, zieht er sich von Nordost nach Südwest durch die galizische Hauptstadt. Parallel dazu verläuft die Bahnlinie von A Coruña über Pontevedra nach Vigo. Gemeinsam bilden sie eine Barriere zwischen der höhergelegenen Altstadt im Norden und dem neuen grünen Südteil. Direkt südlich des Hauptbahnhofs – zwischen den Gleisen und einer mehrspurigen Straße – befindet sich der neue Busbahnhof, geplant vom Büro IDOM mit Hauptsitz in Bilbao.
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Aktuell wird die Strecke für Hochgeschwindigkeitszüge ausgebaut. Um den vorhandenen Bahnhof wächst deshalb ein intermodaler Verkehrsknoten. Nicht nur das neue Busterminal gehört dazu, sondern auch eine ebenfalls bereits fertiggestellte Fußgängerbrücke, an die künftig noch eine zusätzliche Bahnhofshalle anschließen soll – beide nach Plänen von estudioHerreros aus Madrid. Die am Westrand des Grundstücks querende, eingehauste Brücke überwindet die zwölf Meter Höhenunterschied zwischen der Altstadt und dem Auenpark Brañas del Sar im Süden.
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Für Nah- und Fernverkehr
Bedingt durch diese Hanglage befindet sich auch das Fahrbahnniveau deutlich unterhalb der Gleisebene. Das zweigeschossige Busterminal wurde jedoch geschickt in die Topographie eingebunden. Die Busse umfahren auf einer langgestreckten Schleife die fischgrätartig angeordneten Haltebuchten, von denen die neunzehn zum Bahnhof gelegenen für Fernbusse vorgesehen sind. Die sechs nur leicht schrägen Buchten auf der Südseite sind hingegen für Stadtbusse reserviert. Dazwischen liegen Wartebereiche, Schließfächer, Treppen, Rolltreppen und Aufzüge. Im Obergeschoss befinden sich ein Café mit breiter Aussichtsterrasse, weitere Wartebereiche, Büros und WCs.
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Das Gebäude ruht auf eingerückten Sichtbetonstützen. Die Decken und sich verjüngenden Vordächer sind als verkleidetes Stahlfachwerk ausgebildet. Die umlaufend abgerundete Dachkante verfügt über eine weiß hinterleuchtete ETFE-Verkleidung und verleiht dem Terminal dadurch das dynamische Erscheinungsbild eines Verkehrsbauwerks. Aus dem leicht in Hangrichtung geneigten und von schlanken Stahl-Rundstützen getragenen Obergeschossdach sind drei breite, wie ausgeklappt wirkende Oberlichter mit stehender Verglasung nach Südosten angeordnet.
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Fassade: glatte Glashaut
Die Ansicht des Ensembles dominiert das Rückgrat des intermodalen Knotens: die in altgoldenes Streckmetall gehüllte Fußgängerbrücke, deren Abschluss 25 Meter hoch über dem südlichen Vorplatz aufragt. Die weit eingerückten Glasfassaden des Busterminals erscheinen zurückhaltend, was die Horizontalen der Dachkanten hervorhebt. Der Bau hat nach Süden, zur Parklandschaft hin, eine vollflächige Verglasung. Im Obergeschoss schotten mehrere von geschlossenen Wandflächen umgebene Raumboxen die offenen Terminalbereiche zu den Gleisen im Norden hin ab.
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Die Glasfassaden wurden als Pfosten-Riegel-Konstruktion mit Aluminiumprofilen und thermischer Trennung realisiert. Der Verzicht auf Deckleisten erzeugt eine homogene Haut mit Glasstößen und schlanken Dichtungsbändern. Die innenseitigen Ansichtsbreiten von Pfosten und Riegel betragen jeweils nur 18 mm. Als Rückverankerung – oben fest und unten schwimmend – dienen Aluminiumanker und Anschlussprofile. Die zweischeibige Verglasung besteht beidseitig aus Verbundglas. Die außenseitigen Scheiben messen je 6 mm, die innenseitigen je 5 mm. Dazwischen befindet sich eine mit 16 mm tiefe Argonkammer.
Bautafel
Architekten: IDOM, Bilbao (Busterminal); estudioHerreros, Madrid (Brücke)
Projektbeteiligte: Victor Ramos Rodríguez (assoziierter Architekt), José Ángel Rodríguez Souto (Kostenplanung), Victor Lojo Paz (Licht- und Elektroplanung), Daniel Pose Andrade (Brandschutz), Galo Zayas Carvajal (Projektmanagement), José Luis Pardo Pérez (Ausführungsmanagement)
Bauherr: Xunta de Galicia, Regionalministerium für Infrastruktur und Mobilität
Fertigstellung: 2021
Standort: Rúa de Clara Campoamor, 15702 Santiago de Compostela, Provinz A Coruña Spanien
Bildnachweis: Aitor Ortiz, Bilbao (Fotos), IDOM, Bilbao (Pläne)
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