Feuerwehrgerätehaus in Rheinfelden (Baden)
Vorgehängte, hinterlüftete Fassade mit feuerverzinktem Stahl
Das baden-württembergische Rheinfelden liegt diesseits des Rheins im Landkreis Lörrach, während sich die bedeutend ältere, gleichnamige Schweizer Stadt direkt gegenüber, linksrheinisch im Kanton Aargau befindet. Im deutschen Rheinfelden steht ein neues Feuerwehrgerätehaus einschließlich Wasch- und Aufrüsthalle, Werkstätten, Lager, Aufenthalts- und Schulungsräumen, Büros und einem separaten Übungsturm. Geplant wurde es von Dasch Zürn + Partner.
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Der Neubau fasst vier bestehende Teilortwehren zusammen. Auf freier Fläche am Nordrand der Stadt, angrenzend an ein Wohngebiet und in direkter Nachbarschaft zum DRK-Ortsverein, haben die Architekt*innen das komplexe Raumprogramm in einem kompakten Riegel von 113,5 x 25,5 Meter organisiert. In dem in Ost-West-Richtung orientierten Baukörper sind die Alarmzufahrt mit Pkw-Parkplätzen auf der Ostseite sowie die Alarmausfahrt über eine neu angelegte Straße kreuzungsfrei getrennt. Die eher geschlossene Ostseite ist von einem durchgängigen, über Eck weiterlaufenden Fensterband geprägt, die Westseite durch die breite Glasfront der Garagenausfahrten. Auffällig ist die einheitliche Materialität und der spannungsreiche Kontrast von geschlossenen kubischen Teilkörpern und präzise gesetzten Glasflächen.
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Riegel und Turm
Die zur Wohnbebauung hin ausgerichtete südliche Schmalseite ist mit einem zusätzlichen Geschoss, einer ostseitigen Übereckverglasung und einer westseitig eingeschnittenen Terrasse als Kopf des Hauptbaukörpers ausgebildet. Hier befindet sich die Einsatzzentrale. Rund 30 Meter westlich vom Hauptriegel abgerückt wurde der 23 Meter hohe Übungsturm platziert, der allseitig als Landmarke wirkt. Gegenüber, mit hinreichendem Abstand, steht ein eigenständiger, kleiner Baukörper für Gefahrstoff- und Mülllager.
Die Nutzungsbereiche sind funktional angeordnet. Dabei säumen die kleinteiligen Raumgruppen auf zwei bis drei Geschosse die breite Fahrzeughalle. Diese ist 7,50 Meter hoch und bietet sechzehn Stellplätze. Technik und Werkstattbereich befinden sich überwiegend im Erdgeschoss, Bereitschafts-, Schulungs-, Fitness-, Jugend- und Büroräume im ersten und zweiten Obergeschoss. Die Einsatzzentrale ist im Erdgeschoss des südlichen Gebäudeteils angeordnet. Von lässt sich in die Fahrzeughalle schauen, aber auch der Außenbereich mit den Zu- und Ausfahrten und dem Feuerwehrhof überblicken. Das Büro des Gerätewarts befindet sich im ersten Obergeschoss direkt am Treppenhaus, mit Sicht auf Durchfahrt, Waschhalle und Fahrzeughalle.
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Riegel und Übungsturm sind als Stahlbetonkonstruktion ausgeführt. Die Fahrzeughallen haben Stahlbetondecken aus Halbfertigteilen mit Überspannung in Querrichtung. Meist lagern die Binder auf einer Wandscheibe, in der Torachse jedoch auf Stahlbetonfertigteilstützen. Die kleineren Räume haben Stahlbetonflachdecken sowie teils Beton-, teils Mauerwerkswände. Zum Schutz der Dachhaut und als Regenwasserspeicher erhielten die Flachdächer eine extensive Begrünung. In den Innenräumen sind Sichtbeton und Estrich mit holzsichtigen Flächen, dunklem Metall und abgehängten Gittern bzw. Holzwolle-Akustikdecken kombiniert.
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Feuerverzinkt für die Feuerwehr
Die geschlossenen Außenwandflächen sind mit einer vorgehängten, hinterlüfteten Verkleidung aus feuerverzinkten Stahlplatten versehen. Diese Konstruktionsweise verspricht einen geringen Pflegeaufwand, eine gute Wärmedämmung, Schutz vor Feuchtigkeit und eine besondere Langlebigkeit. Verbundmaterialien wurden bewusst vermieden, sodass die Fassadenelemente später komplett recycelbar sind.
Die Metallfassade verkörpert auch visuell die mit einem Feuerwehrgebäude assoziierte Robustheit. Zudem entwickelt sie mit der Zeit eine Patina, die eine matte, zurückhaltende Oberfläche schafft. Der natürliche Alterungsprozess der Fassade war dem Bauherrn ein wichtiges Anliegen. Gewünscht war ein lebendiges Fassadenbild, allerdings ohne extreme Unterschiede in Helligkeitsgrad und Färbung. Da aus Kostengründen auf eine Vorbewitterung verzichtet wurde, mussten die Fassadentafeln vorsichtig auf der Baustelle gelagert und transportiert werden, mit besonderem Augenmerk auf die Art der Hebewerkzeuge.
Bautafel
Architekten: dasch zürn + partner, Stuttgart/München
Projektbeteiligte: Sebastian Kittelberger, Johannes Sailer, Gregory Leidel, Raphael Koroll (Projektteam Architekturbüro), tragwerkeplus, Reutlingen (Tragwerksplanung), GN Bauphysik, Stuttgart (Bauphysik, Raumakustik), IB Wagner, Reutlingen (HLS-Planung), Kienle Beratende Ingenieure, Stuttgart (Elektroplanung), Halfkann + Kirchner, Stuttgart (Brandschutzgutachten), Ingenieurgruppe Geotechnik, Kirchzarten (Geologisches Gutachten), Reinboth Landschaftsarchitekten, Esslingen (Freiraumplanung)
Bauherr: Stadt Rheinfelden
Fertigstellung: 2024
Standort: Römerstraße 7, 79618 Rheinfelden (Baden), Deutschland
Bildnachweis: Henrik Schipper, Dortmund (Fotos); dasch zürn + partner, Stuttgart/München (Pläne)
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