Sommerlicher Wärmeschutz: Begrenzung des Energieeintrages und Energiezwischenspeicherung

Die Begrenzung des Energieeintrages ist die wichtigste Maßnahme für den sommerlichen Wärmeschutz. Der Energieeintrag in den Raum kann zum einen durch die Verwendung wenig energieintensiver elektrischer Geräte (TFT-Bildschirme anstelle von Bildröhren, Leuchtstoffröhren anstelle von Glühfadenlampen) und zum anderen durch eine Verringerung des Energiedurchlassgrades der Fassade begrenzt werden. Neben dem Fensterflächenanteil wird der Energiedurchlassgrad der Fassade durch die energetischen Eigenschaften des Sonnenschutzes (Fc-Wert) und der Verglasung (g-Wert) bestimmt.

Die Eigenschaften des Gesamtsystems aus Sonnenschutz und Verglasung lassen sich jedoch nicht durch die einfache Multiplikation der Einzeleigenschaften ermitteln. Statt dessen muss die Effizienz des Gesamtsystems immer mit Berücksichtigung der Beeinflussung der Einzelkomponenten untereinander bestimmt werden. Z.B. führt ein Sonnenschutz mit definierten energetischen Eigenschaften (Reflexion, Absorption, Transmission) bei der Positionierung auf der Fensteraußenseite zu einer höheren Effizienz als bei einer raumseitigen Positionierung. Das ist dadurch begründet, dass die durch den außenliegenden Sonnenschutz absorbierte Energie mehrheitlich durch Konvektion abgeführt wird (nur ein geringer Anteil gelangt durch die Raumlüftung in den Raum), bei einer raumseitigen Anordnung jedoch vollständig für den Raum wirksam wird. Zusätzlich wird bei einem innenliegenden Sonnenschutz der reflektierte Energieanteil der Solarstrahlung wiederum durch das Fenster z.T. absorbiert bzw. reflektiert, sodass nicht der gesamte Reflexionsgrad des Sonnenschutzes wirksam werden kann. Wird bei einem innenliegenden Sonnenschutz anstelle eines Wärmeschutzglases ein Sonnenschutzglas verwendet, erhöht sich der von dem Glas auf den Sonnenschutz zurückreflektierte Anteil. Die Wirkung eines Sonnenschutzes hinter einem Sonnenschutzglas ist damit schlechter als die Wirkung hinter einem Wärmeschutzglas.

Da das sichtbare Licht ca. 50% der solaren Strahlungsenergie ausmacht, ist bei Gläsern mit geringem g-Wert auch immer mit einer Reduktion der Tageslichtdurchlässigkeit und mit einer entsprechenden Auswirkung auf die Kunstlichtnutzung zu rechnen. Der Quotient aus Tageslichttransmissionsgrad und g-Wert der Verglasung (ausgedrückt als Selektivität) ist jedoch insbesondere bei „neutralen“ Sonnenschutzgläsern mit speziell dafür entwickelten Beschichtungsarten sehr hoch. Der geringe g-Wert führt dabei dazu, dass die Erfordernis, den Sonnenschutz zu nutzen, erst bei sehr viel höherer Solarstrahlung auftritt als bei einer Wärmeschutzverglasung (langsamere Aufheizung des Raumes, Verringerung der direkten Bestrahlung der Nutzer). Da bei geschlossenem Sonnenschutz unabhängig von der Art der Verglasung häufig Kunstlicht zugeschaltet werden muss, kann durch die reduzierte Sonnenschutznutzung bei Verwendung eines Sonnenschutzglases die gesamte Kunstlichtnutzung sogar gesenkt werden.

Befindet sich die Wärmeenergie bereits im Raum, kann durch ihre Zwischenspeicherung in thermisch aktivierbaren Massen (z.B. freie Betondecken) verhindert werden, dass sie für die Raumluft in ihrer vollen Höhe wirksam wird. Da es sich bei diesem Vorgang tatsächlich um eine Zwischenspeicherung und nicht um ein Abführen der Energie handelt, gibt es Zeiträume, während derer die Entladung der Speicher notwendig wird. In Büroräumen, in denen die Nutzung nur tagsüber stattfindet, ist diese Entleerung der Speicher bei entsprechenden äußeren Temperaturverhältnissen durch eine Nachtlüftung grundsätzlich möglich. In Wohnräumen hingegen kann diese Maßnahme zu einer Verschlechterung der Behaglichkeitsbedingungen bei Nacht führen.

Große thermische Massen innerhalb des Gebäudes führen jedoch nicht nur zu einer Verringerung der Temperaturen während einer Warmperiode, sondern grundsätzlich zu einer Dämpfung der Temperaturschwankungen im Innenraum. Während des Abfalls der Außentemperaturen in Folge einer Warmperiode kann es daher im Vergleich mit einem „leichten“ Gebäude zu höheren Raumtemperaturen kommen. In diesen Fällen ist es möglich, dass trotz einer Außentemperatur von nur 20°C im Innenraum durch die Wärmeabgabe der thermischen Massen Temperaturen oberhalb von 26°C erreicht werden.

Fachwissen zum Thema

Gestalterische, bauphysikalische und mechanische Anforderungen bestimmen die Konzeption der Fassade

Gestalterische, bauphysikalische und mechanische Anforderungen bestimmen die Konzeption der Fassade

Grundlagen

Anforderungen an Fassaden

Gestaltung, Bauphysik, Technik, Montage – die vielschichtige Haut von Gebäuden muss unterschiedlichen Ansprüchen gerecht werden.

Der Rocket-Tower (ehemals: GSW-Hochhaus) in Berlin galt zur Zeit seiner Erbauung als das „erste ökologische Hochhaus Deutschlands“. Architektur: Sauerbruch Hutton, Berlin 1999

Der Rocket-Tower (ehemals: GSW-Hochhaus) in Berlin galt zur Zeit seiner Erbauung als das „erste ökologische Hochhaus Deutschlands“. Architektur: Sauerbruch Hutton, Berlin 1999

Grundlagen

Energieoptimierte Gebäude und intelligente Fassaden

Sparsamkeit im Energieverbrauch und hoher Nutzungskomfort, das sind die zwei Komponenten, die durch intelligente Lösungen im Fassadenbau umgesetzt werden sollen.

Bauphysik

Sommerlicher Wärmeschutz: Anforderungen an Fassaden

Das Ziel des sommerlichen Wärmeschutzes besteht in der Wahrung ausreichender Behaglichkeitsbedingungen durch Vermeidung einer für...

Außen liegender Sonnenschutz s_enn aus Micro-Edelstahllamellen von MHZ an der Fassade des Merck Serono Headquarter in Genf, Architekten: Murphy/Jahn

Außen liegender Sonnenschutz s_enn aus Micro-Edelstahllamellen von MHZ an der Fassade des Merck Serono Headquarter in Genf, Architekten: Murphy/Jahn

Zusatzelemente

Sonnenschutz

Eine wichtige Funktion der Fassade ist die Fähigkeit, auf tages- und jahreszeitlich bedingte Wetter- und Klimaschwankungen...

Feststehende, mit Keramik bestückte Vertikallamellen am Clay-Museum in Middlefart; Architektur: Kjaer & Richter, Aarhus

Feststehende, mit Keramik bestückte Vertikallamellen am Clay-Museum in Middlefart; Architektur: Kjaer & Richter, Aarhus

Zusatzelemente

Sonnenschutz außen

Ob starr oder beweglich: Der außen liegende Sonnenschutz ist vor dem Hintergrund der Energieeffizienz eines Bauwerks besonders wichtig.

nnenbeschattung mit Gegenzug und Seilführung

nnenbeschattung mit Gegenzug und Seilführung

Zusatzelemente

Sonnenschutz innen

Besondere Merkmale des innen liegenden Sonnenschutzes sind die leichte Bauweise und die Möglichkeit der variantenreichen Fenster-...

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Fassade sponsored by:
MHZ Hachtel GmbH & Co. KG
Kontakt  0711 / 9751-0 | info@mhz.de
Zum Seitenanfang

Schallschutz: Anforderungen an Fassadenneu

Damit ruhiges Wohnen möglich ist, müssen Fassaden einige Anforderungen erfüllen.

Damit ruhiges Wohnen möglich ist, müssen Fassaden einige Anforderungen erfüllen.

Damit Fassaden ausreichend vor Lärm schützen, gibt es eine Reihe von Normen, Richtlinien und Technischen Regeln.

Aerophysik

Bei der Konzeption einer Fassade spielen die Betrachtung und Untersuchung von Luftströmungen, und die daraus gewonnenen Parameter...

Brandschutz: Anforderungen an Fassaden

Brandschutz: Anforderungen an Fassaden

Die Aufgabe an eine Fassade hinsichtlich des Rauch- und Brandschutzes besteht im Allgemeinen in der Verminderung der Entstehung,...

Brandschutz: Ein- und mehrschalige Fassaden

Grundsätzlich werden an Glasfassaden die gleichen brandschutztechnischen Anforderungen gestellt wie an massive Fassadenbauteile....

Brandschutz: Planung und Ziele

Die wesentlichen Ziele der Brandschutzplanung sind:Vorbeugung der Entstehung eines Brandes und der Ausbreitung von Feuer und...

Feuchteschutz: Anforderungen an Fassaden

Die Fassade ist verantwortlich für ein gesundes Raumklima, die Ausbildung einer intakten Außenwand ist eine grundlegende...

Feuchteschutz: Kondensatausfall

Beim Ausfall von Kondensat wird zwischen dem Ausfall an der raumseitigen Oberfläche und dem Ausfall innerhalb des Bauteils...

Feuchteschutz: Relative Luftfeuchte

Wasser kann in den Aggregatzuständen fest (Eis), flüssig (Wasser) oder gasförmig (Wasserdampf) vorliegen. Der Phasenwechsel...

Schallschutz: Außenlärmpegel

Die wirksame Lärmbelastung wird i.d.R. durch die A-Bewertung und die Summation der spektralen Schallpegel (Schalldruckpegel oder...

Schallschutz: Berechnung

Die DIN 4109 Schallschutz im Hochbau stellt die wesentliche Vorschrift zur Bestimmung der schalltechnischen Qualität einer Fassade...

Sommerlicher Wärmeschutz: Anforderungen an Fassaden

Das Ziel des sommerlichen Wärmeschutzes besteht in der Wahrung ausreichender Behaglichkeitsbedingungen durch Vermeidung einer für...

Sommerlicher Wärmeschutz: Begrenzung des Energieeintrages und Energiezwischenspeicherung

Die Begrenzung des Energieeintrages ist die wichtigste Maßnahme für den sommerlichen Wärmeschutz. Der Energieeintrag in den Raum...

Sommerlicher Wärmeschutz: Wärmeabfuhr

Die unmittelbare Abfuhr der Wärme ist, neben der Begrenzung des Energieeintrages, die zweite Möglichkeit die  Raumtemperaturen im...

Wärmeschutz: Anforderungen an Fassaden

Wärmeschutz: Anforderungen an Fassaden

Eine zu errichtende Fassade muss nach Energieeinsparverordnung (EnEV) sowie der DIN 4108 Wärmeschutz im Hochbau den...

Wärmeschutz: Oberflächentemperatur

Die raumseitige Oberflächentemperatur einer Konstruktion hängt neben der Temperaturdifferenz zwischen Innen- und Außenraum auch...

Windlasten

Windzonenkarte Deutschland

Windzonenkarte Deutschland

Windlasten gehören zu den klimatisch bedingten Einwirkungen auf Bauwerke und Bauteile. Als Grundlagen zur Bestimmung der...

MHZ Außenrollo Solix

Die innovative Sonnenschutzlösung lässt sich kinderleicht von innen in den Fensterrahmen einsetzen.

Partner-Anzeige