Von der Sole zum Zement
Beitrag der Vereinigten Arabischen Emirate auf der Architekturbiennale in Venedig
Rückstände aus Entsalzungsanlagen als Quelle eines alternativen Bindemittels für Beton? Was zu schön klingt, um wahr zu sein, ist der Kern des Beitrags der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) zur 17. Architekturbiennale in Venedig, die noch bis 21. November 2021 besucht werden kann. Der Jury war der Beitrag die Auszeichnung mit dem Goldenen Löwen wert – sicher auch aufgrund der umfassenden internationalen und interdisziplinären Zusammenarbeit, die die Grundlage für die Recherchen bildet.
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Der Titel der Ausstellung könnte zunächst in die Irre führen: Wetland bezieht sich auf die in den VAE zahlreich vorhandenen Sabkhas – zeitweise mit Wasser gefüllte Becken ohne Oberflächenabfluss in semiariden bis ariden Gebieten. Im Länderpavillon zeigen großformatige Fotografien von Farah Al Qasimi diese einzigartigen, von der Unesco als Weltkulturerbe gelisteten Landschaften. Dabei lässt sich den Sabkhas auf den ersten Blick nicht anmerken, dass sie einen bedeutenden Beitrag zur CO2-Reduktion leisten, indem die dort vorhandenen Salze durch chemische Reaktionen Kohlenstoffdioxid aus der Luft binden.
Die Kristalle und Mineralien, die sich dort oft finden lassen, inspirierten die Kuratoren Wael Al Awar und Kenichi Teramoto zu ihren Forschungen zu einem alternativen Bindemittel. Aus den Rückständen der in den VAE zahlreich vorhandenen Entsalzungsanlagen gewannen sie ein magnesiumhaltiges Mineral, das bei der Herstellung von Zementklinker den Ausgangsstoff Kalkstein ersetzen kann. Dadurch lässt sich ein sogenannter MgO-basierter Zement herstellen, der – da die prozessbedingten CO2-Emissionen deutlich geringer sind – für einen klimafreundlicheren Beton sorgen soll.
Bei der Ausstellung im VAE-Pavillon steht neben der Würdigung der Sabkhas dieser verlockende Upcycling-Gedanke – von der ohnehin problematischen Sole zu einem Bindemittel, das weniger CO2-intensiv ist – im Fokus. Testweise wurden auf der Grundlage der entwickelten Zementrezeptur unbewehrte Elemente gegossen, die man zu einer Installation kombinieren ließ. Ein vollständiger Ersatz für konventionellen Zement ist das neue Bindemittel indes nicht: Die Kuratoren sehen darin zunächst eher Chancen im Bereich der Herstellung von Betonmauersteinen.
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