Verbundwerkstoffe aus dem Materiallabor
Reflektierender und energieerzeugender Beton
Neue Werkstoffe haben in den letzten Jahren bislang ungeahnte Potenziale für das Baugewerbe und die Architektur eröffnet. Eines dieser Materialien ist Blingcrete, ein lichtreflektierender Beton. Die Idee dafür stammt von der Künstlerin Heike Klussmann. Für ein Kunst-am-Bau Projekt suchte sie ein feuerbeständiges Material, das wie Katzenaugenreflektoren funktioniert. Die Umsetzung scheiterte jedoch zunächst an den ursprünglich gewählten Materialien Aluminium und Plastik. Erst als diese durch Beton und Glas ersetzt wurden, war die Lösung gefunden. In Zusammenarbeit mit dem Architekten Thorsten Klooster und einer Gruppe von Fachleuten sowie dem Betonhersteller Hering Bau entstand das fertige Produkt.
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Blingcrete vereint die Festigkeit und Brandsicherheit von Beton mit der Eigenschaft der Retroreflexion. Bei dieser handelt es sich um einen Spezialfall der gerichteten Reflexion, bei der das Licht in Richtung des Einfallswinkels bzw. der Lichtquelle zurückgeworfen wird. Dieser optische Effekt wird durch Mikroglaskugeln erzielt, die in das Trägermaterial Beton eingebettet werden. Die Kügelchen können entweder einlagig in frei wählbaren Rasterabständen oder nahezu beliebigen Mustern aufgebracht oder wie Schokoladenstückchen im flüssigen, hochfesten Beton verteilt werden. Durch das anschließende Auswaschen liegen sie dann an der Oberfläche. Mit Blingcrete lassen sich beispielsweise Leitsysteme herstellen oder Gefahrenstellen in verkehrstechnisch sicherheitsrelevanten Bereichen, wie etwa Treppenstufen, Bordsteine, Bahnsteigkanten oder Tunneldurchfahrten, dauerhaft kennzeichnen. Denkbar sind auch Fassadenelemente oder Bodenbeläge. Erhältlich ist es in unterschiedlichen Färbungen und mit verschiedenen Kugeldurchmessern.
Ein weiteres Material, das Klussmann und Klooster im
Do-it-Yourself-Labor der Forschungsplattform „Bau Kunst Erfinden“
entwickelt haben, ist Dyscrete (Dye Sensitized Solarcell
concrete). Es basiert auf den Prinzipien der Farbstoffsolarzelle
und erzeugt mittels elektrochemischer Reaktion organische
Farbstoffe zur Absorption von Licht. Das bedeutet, dass ein
Schichtsystem auf den Betonelementen unter Lichteinfall Energie
erzeugt. Die Synthese- und Beschichtungsverfahren zur Herstellung
der Strom produzierenden Veredelung erfolgen in einem kombinierten
Sprüh- und Sinterverfahren, das sich nach Aussage der Entwickler
sehr gut in den Herstellungsprozess von Fertigteilen integrieren
lässt. Über die Systemkomponenten Farbstoff und Elektrolyt kann das
Schichtsystem auf spezifische Spektralbereiche des Lichts bis in
den kaum sichtbaren Bereich hinein eingestellt werden. Ein großer
Vorzug des Farbstoff sensitivierten Betons seien die
vergleichsweise geringen Produktionskosten, so Klooster. Damit habe
es das technologische Potenzial einer „Low Cost Energy Source“, die
sich für insbesondere für Fassaden, Wand- und Bodenbeläge im Innen-
und Außenbereich eigne.
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