Eberhardshöfe in Nürnberg
Dachbegrünung & Regenwassermanagement
Lange dominierte das Versandhaus Quelle den Nürnberger Stadtteil
Eberhardshof. Nach der Insolvenz des Unternehmens im Jahr 2009
stand das denkmalgeschützte Hauptgebäude leer und die 17.000
Quadratmeter große Fläche der angrenzenden Mitarbeiterparkplätze
blieb ungenutzt. Im Jahr 2013 erwarb der Generalbauunternehmer GS
Schenk das Gelände inklusive des leerstehenden Gebäudes. In enger
Zusammenarbeit mit der Stadt Nürnberg wurde eine umfassende
Umgestaltung vorgenommen.
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Die Parkplatzflächen wurden entsiegelt und in einen Quartierspark mit zwei neuen, begrünten Wohnanlagen umgewandelt. In zwei Bauabschnitten entstanden insgesamt 361 Wohnungen mit einer Fläche von 13.500 Quadratmetern als Mix aus 184 Eigentumswohnungen und 177 Mietwohnungen, ein Teil davon staatlich gefördert. Die Grundrisse der Wohnungen sind flexibel, alle verfügen über Balkone, kleine Gärten oder Dachterrassen.
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Schlicht und klar gestaltet
Kennzeichnend für die Neubauten sind geradlinige Formen und variierende Geschosshöhen, die typisch für eine Blockrandbebauung in Nürnberg sind. Die Architektur orientiert sich an der Bautypologie und Höhe der umliegenden Gebäude. Wiederkehrende Elemente wie beispielsweise gleiche Fensterformate, gleiche Brüstungselemente und Balkongeländer sorgen für eine Gliederung, die den Gesamtbaukörper als Einheit erscheinen lässt. Gleichzeitig sind die einzelnen Häuser und Hauseingänge klar durch Höhenversätze, Vor- und Rücksprünge erkennbar. Die farbliche Gestaltung der Baukörper ist zurückhaltend, es dominieren Weiß, Grau und ein helles Braun. Freiflächen und ein weitläufiger, üppig begrünter Innenhof verbinden die Neubauten sowohl untereinander als auch mit dem städtischen Umfeld.
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Grün statt Grau
Die Eberhardshöfe sind aus Kalksandstein nach KfW55-Standard errichtet und erfüllen die Standards der aktuellen Energieeinsparverordnung (EnEV 2016) sowie alle Anforderungen an den Wärme-, Brand-, Lärm- und Schallschutz. Die Dächer sind extensiv, teilweise intensiv begrünt. Als ökologische Alternative zur herkömmlichen Dachversiegelung ermöglichen sie, dass Regenwasser versickern kann. Außerdem filtert die Begrünung Feinstaub aus der Luft, dient als natürlicher Hitzeschild und reduziert Bewässerungs- und Abwasserkosten. Die bis mehr als 100 Quadratmeter großen Dachgärten sind mit einer Retentionsdach-Systemlösung von Optigrün ausgestattet. Zusammen mit dem vielen Grün im Innenhof prägen sie das Erscheinungsbild der Wohnanlage.
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Regenwassermanagement für ein abflussloses Stadtquartier
Die dichte Bebauung und zunehmende Versiegelung von Bodenflächen in Ballungszentren führen bei immer häufigeren Starkregenereignissen zu erheblichen Sachschäden durch überflutete Gebäude und unter Wasser stehende Innenstädte. Die in Nürnberg gewählte Lösung ermöglicht ein abflussloses Stadtquartier, in dem sämtliches Regenwasser auf dem Grundstück zurückgehalten und anschließend anteilig gespeichert und gedrosselt abgeleitet wird.
Basis des ökologischen Entwässerungskonzepts, das zum Ziel hat, so wenig Niederschlag wie möglich in die Kanalisation abfließen zu lassen, bilden die Retentionsdächer und die Rigolen der Außenanlagen. Insgesamt wurden unter anderem knapp 13.500 Quadratmeter Wasser-Retentionsboxen, 20 Ablaufdrosseln und 76 Rigolen verbaut.
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Retentionsboxen und Rigolen
Zentrales Element der Regenwasserspeicherung auf den Dächern sind die Wasser-Retentionsboxen, die für die Funktionalität des gesamten Systems unerlässlich sind. Das in ihnen gespeicherte Niederschlagswasser ermöglicht eine kontinuierliche Unterflurbewässerung. Durch eingesteckte Kapillarbrücken bzw. -säulen wird das permanent angestaute Regenwasser aus der Retentionsbox in die Substratschicht zurückgeführt und sorgt für eine optimale Wasserversorgung der Pflanzen. Das führt zu einer Verdunstungsleistung von 76% und einem guten Gedeihen der Vegetationen in Gärten und Grünflächen. Zudem gelangt ein Großteil des anfallenden Regenwassers zurück in den natürlichen Wasserkreislauf. Darüber hinaus bewirkt die Verdunstung einen natürlichen Kühleffekt, der in den Sommermonaten das Mikroklima im städtischen Umfeld verbessert und die Auswirkungen von urbanen Hitzeinseln fühl- und messbar abschwächt.
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Die restlichen 24% des Regenwassers werden langsam abgeleitet
und den unter der Erdoberfläche verbauten Rigolen im Innenhof
zugeführt, wo es unterirdisch versickert.
Bautafel
Architektur: Kehrbach Planwerk
Projektbeteiligte: GS Schenk, Fürth (Projektentwicklung, Schlüsselfertigbau, Rohbau, Tiefbau, Garten- und Landschaftsbau), Konrad Müller Landschaftsgartenbau + Gartengestaltung, Nürnberg und Ruoff Dachbegrünung, Aichtal (Ausführung Dachbegrünung); Optigrün international (Systemlösung Retentionsdach und Regenwassermanagement); Fränkische Rohrwerke, Schwarzheide (Rigolen)
Bauherr*in: GS Schenk, Fürth
Standort: Adam-Klein-Straße 153, 90431 Nürnberg
Fertigstellung: 2021
Bildnachweis: GS Schenk / Cristopher Civitillo
Fachwissen zum Thema
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