Insektenhotel

Zum Erhalt der Biodiversität

Die meisten Menschen haben zu Insekten ein ambivalentes Verhältnis. Schmetterlinge und Libellen werden aufgrund ihrer filigranen Schönheit geschätzt und als Vorbild für Juwelen nachgeahmt, beispielsweise im Art Déco von Künstlern wie René Lalique. Die Biene Maja, nach dem 1912 veröffentlichten Roman von Waldemar Bonsels, ist mit Zeichentrickfilmen, Animes, einem Musical und unzähligem Merchandise-Produkten seit Jahrzehnten Kult bei Kindern. Heuschrecken, Käferlarven und Gottesanbeterinnen dagegen werden als Ungeziefer betrachtet und gelten als ekelerregend.

Gallerie

Spinnen und Skorpione sind zwar nach taxonometrischer Biologielehre keine Insekten, sondern Spinnentiere, Arachnida, doch sie haben einen ähnlichen Ruf hinsichtlich Ängsten und Phobien. Nicht von ungefähr spielen Insekten in Horrorfilmen die Rolle von furchterregenden Monstern à la Alien (ab 1979 u.a. Ridley Scott als Regisseur mit einem Monsterentwurf des schweizerischen Künstlers Hans Rudolf Giger) oder The Fly (1986 mit David Cronenberg als Regisseur und Jeff Goldblum als Wissenschaftler, der sich in ein Mensch-Insekten-Hybrid verwandelt). Fotorealistisch gemalt krabbeln Käfer, Ameisen, Würmer und Fliegen auf barocken Vanitas-Stillleben, um die unausweichlich nahende Vergänglichkeit mit dem irdischen Verfall zu versinnbildlichen.

Biodiversität

Nach Angaben des WWF soll es in Deutschland mindestens 33.000 verschiedene Arten von Bienen, Käfern, Libellen, Heuschrecken, Ameisen und Fliegen geben. Insekten sind wesentlicher Bestandteil des natürlichen, biologisch-ökologischen Kreislaufs. Viele Arten sind grundsätzlich unverzichtbar für das Bestäuben von Nutzpflanzen und damit die Ernte sowie als Nahrung für viele Vögel. Die Biodiversität umfasst jedoch auch Insekten als Überträger von Krankheitserregern wie beispielsweise Malaria, Dengue- und Gelbfieber. Die Kastanienminiermotte, ein Schädling, verursacht das Sterben von Rosskastanien. Es gilt also, eine in der Tat gesunde Balance zu finden.

Gallerie

Insektensterben

Doch nicht nur Pestizide und radikale Schädlingsbekämpfung reduzieren den Bestand an Insekten. Biologisch besorgniserregend ist besonders im städtischen Umfeld eine Schrumpfung ihrer natürlichen Lebensräume durch immer weniger naturbelassene grüne, feuchte und erdige Bereiche, durch ungeeignete oder eigens insektenfrei gezüchtete Pflanzen sowie durch das unmittelbare Beseitigen von Kadavern und Totholz. Das Insektensterben ist wissenschaftlich nachgewiesen, beispielsweise durch das UK Butterfly Monitoring Scheme. Als Gegenmaßnahme werden verschiedene Strategien erprobt.

Gallerie

Insektenhotels als Unterschlupf zum Überleben

Insektenhotels sollen das Nisten, Fortpflanzen und Überwintern ermöglichen und fördern. Der Name ist dabei ein Wortspiel, das auf das temporäre Bewohnen respektive Besiedeln in der Stadt mit Unterschlupf und Eiablage verweist. Ein Insektenhotel besteht aus einem hölzernen Rahmen, der eine Ansammlung von kleinen Nischen, Rohren, Halmen oder Waben als Hohlräumen aus natürlichen Materialien wie beispielsweise Schilf, Stroh, Holz oder Kiefernzapfen enthält. Optimal ist eine Konstruktion, die einerseits atmungsaktiv und andererseits vergleichsweise trocken zur Vermeidung von Schimmel und Pilzbefall sein sollte. In einem Garten sollte es in der Nähe von sogenannten insektenfreundlichen Pflanzen aufgestellt oder aufgehängt werden.

In Baumärkten und von Online-Händlern werden Insektenhotels entweder fertig oder als Bausatz angeboten, die meist gestalterisch Vogelfutterhäuschen mit einem Satteldach wie dem ikonischen Haus des Nikolaus ähneln. Allerdings lässt sich ein Insektenhotel auch selbst konstruieren, wenn beispielsweise Reste von Hochlochziegeln, Reetdach, Strohhalmen, Totholz oder ähnliches zusammengefügt werden.

Gallerie

Pollinator Pathmaker als Projekt und Kunstwerk

Eine andere Strategie verfolgt das Projekt Pollinator Pathmaker – wörtlich übersetzt Bestäuber-Wegbereiter – der britischen Künstlerin Alexandra Daisy Ginsberg, das noch bis November 2026 auf dem Vorhof des Museums für Naturkunde in Berlin zu sehen ist. In Anlehnung an Land Art oder Environmental Art bezeichnet Ginsberg ihre Arbeit als lebendige Skulptur. Unmittelbar neben der stark befahrenen Invalidenstraße wachsen und blühen auf einer Fläche von 722 Quadratmeter etwa 7.000 Pflanzen aus 80 ausgewählten Arten, die besonders Schmetterlingen, Motten, Schwebfliegen, Käfern, Wespen und Fliegen ein Habitat bieten sollen. Die Verteilung respektive Gruppierung der Pflanzen erfolgte nicht nach traditioneller menschlicher Gartenbaukunst, sondern basiert auf einem computergestützten Algorithmus, der sich unter anderem an Bewegungsmustern von Bienen orientiert.

Gallerie

Das Projekt wurde ursprünglich initiiert vom zum Eden Trust gehörenden Eden Project in Cornwall, einer weltweit agierenden Wohltätigkeitsorganisation für Kunst, Wissenschaft und Bildung. Inzwischen werden die verschiedenen Varianten der Gärten von weiteren Stiftungen unterstützt wie der LAS Art Foundation und dem Museum für Naturkunde Berlin. Die Künstlerin und die fördernden Auftraggeber*innen laden ausdrücklich zu einer partizipativen Teilhabe an. Über die Website pollinator.art erhalten Interessierte Anleitungen zu einem eigenen DIY-Bestäuber-Garten.

BMEL-Initiative „Bienen füttern!“

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat mit Unterstützung zahlreicher Gartenbau- und Imkerverbände im April 2023 die Initiative „Bienen füttern!“ gestartet. Diese Aktion soll dazu anregen, städtische Orte wie Schulgärten, aber vor allem private Balkone und Fensterbänke bienenfreundlich mit blühenden Pflanzen zu bestücken. Über einen QR-Code gibt es einen kostenlosen Zugang zu einem Pflanzenlexikon, das Auskunft gibt zu Blumen, Kräutern, Stauden und Gehölzen, deren Blütezeit sowie geeigneten sonnigen oder schattigen Standorten. -sj

Autorin: Prof. Dr.-Ing. Susanne Junker, Berlin

Fachwissen zum Thema

Die Zahl der Fluginsekten ist in Deutschland seit 1989 um mindestens 75 Prozent zurückgegangen.

Die Zahl der Fluginsekten ist in Deutschland seit 1989 um mindestens 75 Prozent zurückgegangen.

Grundlagen

Biodiversität, Artenvielfalt und Gebäudegrün

Gebäudebegrünungen bewahren und schützen Biodiversität und Artenvielfalt im städtischen Raum.

Totholzhecken werden auch als Benjes- oder Reisighecken bezeichnet. Sie bestehen aus abgestorbenen, abgeschnittenen oder abgebrochenen Zweigen und Ästen, teils auch mit Strünken, Teilen von Stämmen oder je nach Größe ganzen Bäumen, die horizontal zwischen eine Reihe vertikaler Pfosten geschichtet werden.

Totholzhecken werden auch als Benjes- oder Reisighecken bezeichnet. Sie bestehen aus abgestorbenen, abgeschnittenen oder abgebrochenen Zweigen und Ästen, teils auch mit Strünken, Teilen von Stämmen oder je nach Größe ganzen Bäumen, die horizontal zwischen eine Reihe vertikaler Pfosten geschichtet werden.

Urban Green

Totholzhecke

Naturnaher Sicht- und Windschutz, der in seinen Hohl- und Zwischenräumen Lebensraum für eine Vielzahl von Lebewesen bietet.

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Stadt- und Dachbegrünung sponsored by:
Optigrün international AG | Kontakt +49 7576 772-0 | www.optigruen.de
Zum Seitenanfang

Ruderal- und Pioniervegetationneu

Ruderalvegetation leitet sich vom lateinischen rudus ab, das übersetzt Schutt, Schotter oder Unrat bedeutet und auf menschengemachte Brachen wie Baustellen und Straßenränder verweist.

Ruderalvegetation leitet sich vom lateinischen rudus ab, das übersetzt Schutt, Schotter oder Unrat bedeutet und auf menschengemachte Brachen wie Baustellen und Straßenränder verweist.

Spontane Ansiedlung von widerstands- und anpassungsfähigen Pflanzen auf Brachen, Halden, Rest- oder Lagerflächen sowie an und in Ruinen.

Oase

Auch urbane Oasen basieren auf dem Zusammenspiel von Wasser, Verdunstung und Vegetation. Im Bild der Maxplatz in Berlin-Wedding.

Auch urbane Oasen basieren auf dem Zusammenspiel von Wasser, Verdunstung und Vegetation. Im Bild der Maxplatz in Berlin-Wedding.

Fruchtbare Wasserstelle in der Wüste, die geologisch wie ökologisch aus der Versorgung mit Süßwasser resultiert und seit Jahrtausenden als wichtiger Knotenpunkt dient.

Rainforest Walk in Brisbane

Der Stadtpark wurde Rainforest Walk getauft und beherbergt ausschließlich endemisch subtropische Pflanzen.

Der Stadtpark wurde Rainforest Walk getauft und beherbergt ausschließlich endemisch subtropische Pflanzen.

Entstehung, soziokulturelle Bedeutung und endemische Pflanzen des innerstädtischen Parks, der zur Entwicklung der australischen Metropole beigetragen hat.

Urban Gardening – Teil 1

Urban Gardening umfasst verschiedene Formen der städtischen Nahrungsmittelproduktion.

Urban Gardening umfasst verschiedene Formen der städtischen Nahrungsmittelproduktion.

In Zeiten wirtschaftlicher Rezession entstand der urbane Gartenbau im 19. und 20. Jahrhundert vielerorts aus der Not heraus und prägt die Städte noch heute – vom Schrebergarten bis zur Gartenrevolution in Kuba.

Urban Gardening – Teil 2

Baumscheiben - der Begriff bezeichnet den unversiegelten Bereich um einen Baumstamm - werden häufig im Rahmen von Guerilla-Gardening-Aktionen gepflanzt.

Baumscheiben - der Begriff bezeichnet den unversiegelten Bereich um einen Baumstamm - werden häufig im Rahmen von Guerilla-Gardening-Aktionen gepflanzt.

Die gärtnerische Nutzung städtischer Flächen ist heute meist ein soziokulturelles Phänomen mit gemeinschaftlichem Arbeiten als zentralen Faktor – dabei reicht die Ausführung von bepflanzten Baumscheiben bis zum Gartendach.

Die Schwammstadt

Regenwasserbewirtschaftung und -rückhaltebecken auf dem Gelände der Atelier Gardens in Berlin, Planung: MVRDV und Hirschmüller Schindele Architekten

Regenwasserbewirtschaftung und -rückhaltebecken auf dem Gelände der Atelier Gardens in Berlin, Planung: MVRDV und Hirschmüller Schindele Architekten

Konzept der Stadtplanung, bei dem Regenwasser lokal gespeichert wird, anstatt es zu kanalisieren und abzuführen.

Die Gartenstadt

Die Gartenstadt Falkenberg, auch Tuschkastensiedlung genannt, ist eine Wohnsiedlung im Berliner Ortsteil Bohnsdorf im Bezirk Treptow-Köpenick.

Die Gartenstadt Falkenberg, auch Tuschkastensiedlung genannt, ist eine Wohnsiedlung im Berliner Ortsteil Bohnsdorf im Bezirk Treptow-Köpenick.

Städtebauliches wie gesellschaftlich reformatorisches Konzept nach Ebenezer Howard.

Chelsea Physic Garden, London – Teil 1

Im Jahre 1673 legte die Worshipful Society of Apothecaries einen Garten für Heilpflanzen in einem Dorf westlich von London an.

Im Jahre 1673 legte die Worshipful Society of Apothecaries einen Garten für Heilpflanzen in einem Dorf westlich von London an.

Geschichte und Entwicklung als Lehr- und Lerngarten

Chelsea Physic Garden, London – Teil 2

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden im Chelsea Physic Garden mehrere viktorianische Gewächshäuser errichtet.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden im Chelsea Physic Garden mehrere viktorianische Gewächshäuser errichtet.

Viktorianische Gewächshäuser und ihre Restaurierung.

Nachhaltig Bewässern mit Regenwasser

Durch den Einfluss auf das Stadtklima trägt eine grüne Infrastruktur zur Lösung der enormen Herausforderungen in urbanen Gebieten bei.

Durch den Einfluss auf das Stadtklima trägt eine grüne Infrastruktur zur Lösung der enormen Herausforderungen in urbanen Gebieten bei.

Um Außenanlagen und Gebäudebegrünungen widerstandsfähig gegen das veränderte Klima zu machen, sind neben der wassersparenden Gestaltung insbesondere effiziente Bewässerungssysteme unerlässlich.

Insektenhotel

Insektenhotels sollen das Nisten, Fortpflanzen und Überwintern ermöglichen und fördern.

Insektenhotels sollen das Nisten, Fortpflanzen und Überwintern ermöglichen und fördern.

Gegenmaßnahmen zur biologisch besorgniserregenden Schrumpfung der natürlichen Lebensräume von Insekten: Nistplätze, das Projekt Pollinator Pathmaker als Kunstwerk und die BMEL-Initiative „Bienen füttern!“

Totholzhecke

Totholzhecken werden auch als Benjes- oder Reisighecken bezeichnet. Sie bestehen aus abgestorbenen, abgeschnittenen oder abgebrochenen Zweigen und Ästen, teils auch mit Strünken, Teilen von Stämmen oder je nach Größe ganzen Bäumen, die horizontal zwischen eine Reihe vertikaler Pfosten geschichtet werden.

Totholzhecken werden auch als Benjes- oder Reisighecken bezeichnet. Sie bestehen aus abgestorbenen, abgeschnittenen oder abgebrochenen Zweigen und Ästen, teils auch mit Strünken, Teilen von Stämmen oder je nach Größe ganzen Bäumen, die horizontal zwischen eine Reihe vertikaler Pfosten geschichtet werden.

Naturnaher Sicht- und Windschutz, der in seinen Hohl- und Zwischenräumen Lebensraum für eine Vielzahl von Lebewesen bietet.

Biodiversität und Artenvielfalt auf Dächern

Ein Naturdach mit einer Vielzahl an Blütenpflanzen.

Ein Naturdach mit einer Vielzahl an Blütenpflanzen.

Warum Dachbegrünungen einen wichtigen Beitrag zur Förderung der biologischen Vielfalt in urbanen Räumen bieten.

Waldbau für Stadtbäume in Zürich

Umsetzung am Pflanztag mit freiwilligen Helfer*innen in Zürich.

Umsetzung am Pflanztag mit freiwilligen Helfer*innen in Zürich.

Langzeit-Pilotprojekt für einen stabilen und gesunden Baumbestand im städtischen Umfeld.

Bepflanzte Baumscheiben

Der Begriff Baumscheibe bezeichnet die unversiegelte Fläche um den Stamm mitsamt Wurzelbereich eines Straßenbaums.

Der Begriff Baumscheibe bezeichnet die unversiegelte Fläche um den Stamm mitsamt Wurzelbereich eines Straßenbaums.

Im Sinne von Stadtbegrünung und Wertschätzung des urbanen öffentlichen Raums werden immer mehr Baumscheiben bepflanzt, um winzige semi-private Gemeinschaftsgärten zu schaffen.

Grün als urbaner Faktor

Neben den Schloss-, Volksparks, wissenschaftlich-botanischen und privaten Gärten sind in den letzten Jahren neue Formen entstanden, wie z. B. urban farming, urban gardening, guerilla gardening, Agritecture (im Bild: Vertikaler Garten von Patrick Blanc, Rue d'Aboukir, Paris).

Neben den Schloss-, Volksparks, wissenschaftlich-botanischen und privaten Gärten sind in den letzten Jahren neue Formen entstanden, wie z. B. urban farming, urban gardening, guerilla gardening, Agritecture (im Bild: Vertikaler Garten von Patrick Blanc, Rue d'Aboukir, Paris).

Insbesondere in Städten ist der Bedarf an Grünflächen groß. Zunehmend werden Brachen, Dächer, aber auch vertikale Flächen an Gebäuden zur Begrünung genutzt.

Hochbeete

Bei versiegelten oder ungeeigneten Böden sind Hochbeete eine Alternative für einen Garten.

Bei versiegelten oder ungeeigneten Böden sind Hochbeete eine Alternative für einen Garten.

Ähneln typologisch Kübeln, Trögen und Blumenkästen, sind aber größer

Grüne Architektur – für alle!

Planungsunterlagen zu Dachbegrünung und Regenwassermanagement von OPTIGRÜN. Hier informieren!

Partner-Anzeige