Urbane Kleinstgärten in nachbarschaftlicher Initiative
Der Begriff Baumscheibe bezeichnet nicht nur eine kreisrunde aus
einem Baumstamm gesägte Holzscheibe, sondern die unversiegelte
Fläche um den Stamm mitsamt Wurzelbereich eines Straßenbaums.
Derartige Baumscheiben befinden sich zwischen der Fahrbahn und dem
Bürgersteig, neben Radspuren, zwischen Parkbuchten, neben Ein- und
Ausfahrten sowie auf Markt- und Vorplätzen und ähnlichen Orten im
öffentlichen Raum.
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Die Fläche kann kreisrund, oval, quadratisch oder langgezogen
rechteckig sein mit Größen zwischen einem und bis zu acht oder mehr
Quadratmetern. Sie dient dem jeweiligen Baum zur Aufnahme von
Wasser und Nährstoffen. Für einen einfachen Schutz von Stamm und
oberem Wurzelbereich ist der Rand einer Baumscheibe meist
gepflastert und manchmal zusätzlich mit einem niedrigen
Metallgeländer eingefriedet. Waagerechte Schutzgitter respektive
Metallroste ermöglichen ein Begehen oder gar Überfahren des
Wurzelbereichs. Nichtsdestotrotz werden Baumscheiben oft
missbraucht als illegale Müllabladeplätze, mit Urin und Kot von
Hunden verschmutzt sowie durch achtloses Ein- und Ausparken
beschädigt.
Bepflanzung als semi-private Gemeinschaftsgärten
Im Sinne von Stadtbegrünung und Wertschätzung des urbanen
öffentlichen Raums werden immer mehr Baumscheiben bepflanzt, um
kleine und bisweilen sogar winzige semi-private Gemeinschaftsgärten
zu schaffen. Bepflanzte Baumscheiben tragen zur Verbesserung des
urbanen Klimas bei, wirken in der individuellen Vielfalt der
Pflanzen dekorativ und tragen als soziokulturelle Faktoren zum
Zusammengehörigkeitsgefühl einer Nachbarschaft bei.
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Eine grundlegende Voraussetzung ist jedoch die Gesundheit und
der langfristige Erhalt des Baums. Vor einer geplanten Bepflanzung
sollte deshalb unbedingt Rücksprache mit der zuständigen Verwaltung
wie dem Grünflächen- oder Gartenbauamt gehalten werden. Wurzeln und
Rinde dürfen keinesfalls weder durch die Gartenarbeiten noch durch
die hinzugefügten Pflanzen beschädigt werden. Zu junge Straßenbäume
sind möglicherweise noch nicht ausreichend angewachsen, während von
Krankheiten befallene Bäume zu einem Sicherheitsrisiko werden, wenn
sie Äste oder ihre Standfestigkeit verlieren.
Auswahl der Pflanzen und ergänzende Elemente
Die Auswahl an geeigneten Pflanzen ist äußerst vielseitig mit
Blumen, Kräutern, Gräsern und Stauden, die möglichst flachwurzelnd
und ungiftig sein sollten. Selbst unter großen alten Kastanien und
Platanen, die einen starken Schatten erzeugen, können
beispielsweise Farne gedeihen. Insektenhotels und Brutkästen für
Vögel sind beliebte Ergänzungen, ebenso jedoch auch botanische
Hinweistafeln und Gartenschmuck wie Gartenzwerge, Lichterketten
oder Wimpel.
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Die kleinen Gärten benötigen hinsichtlich der Wachstumszyklen
und in Abstimmung mit den Erfordernissen der Jahreszeiten
regelmäßige Pflege wie Wässerung in Trockenperioden. Außerdem sind
sie zu reinigen und nach Vandalismus und ähnlichen mutwilligen
Zerstörungen zu reparieren. Einfriedungen beispielsweise durch
Weidengeflecht oder niedrige Staketenzäune bringen einen gewissen
Schutz als Markierung eines Gartens.
Insbesondere in verkehrsberuhigten Straßen oder Fußgängerzonen
bietet sich manchmal die Möglichkeit, die Bereiche zwischen einigen
der Baumscheiben zu entsiegeln und dadurch größere zusammenhängende
Flächen zu bilden. Je nach Ausdehnung können dann auch
Sitzgelegenheiten, Töpfe, Kübel und Hochbeete diese Gärten im
öffentlichen Raum mit einer nachbarschaftlichen Aufenthaltsqualität
erweitern. -sj
Autorin: Prof. Dr.-Ing. Susanne Junker,
Berlin
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