Gesundheitszentrum in Ouagadougou
Getrocknete Lehmziegel
Im Auftrag von Aidos, einer italienischen Menschenrechtsorganisation, die sich für Frauenrechte in Entwicklungsländern engagiert, und der burkinischen Organisation „Voix de Femmes" errichtete das römische Architekturbüro FARE ein neues Gesundheitszentrum für Frauen in Ouagadougou. Das CBF (Centre pour le Bien-être des Femmes) genannte Zentrum entstand in einem Randbezirk der Hauptstadt von Burkina Faso in enger Zusammenarbeit mit lokalen Partnern und Handwerkern.
Gallerie
Der in 15 Monaten errichtete Gebäudekomplex nimmt
nicht nur die verschiedenen Funktionen eines Gesundheitszentrums
auf, sondern soll auch identitätsstiftend für die Bewohner des
städtischen Randbezirks wirken. Die Bereiche Schulung und
Verwaltung sowie medizinische Versorgung liegen in zwei getrennten,
aber nah beieinander liegenden Kuben. Typologisch und technologisch
an die besonderen Bautraditionen der Region anknüpfend, soll der
Bau, so die Architekten, eine „nachhaltige und angemessene Antwort
auf die klimatischen und kulturellen Bedingungen“ der Region
bieten.
Die Gebäude stehen auf einer gemeinsamen, erhöhten Plattform, die
entsprechend den hygienischen und klimatischen Erfordernissen,
Schmutz und Feuchtigkeit fern hält. Schutz gegen Regen - und noch
wichtiger: gegen direkte Sonneneinstrahlung - bietet ein
wasserdichtes Segel aus PVC, das von Stahlstützen gespannt wird.
Dieses so genannte Velarium ist Teil eines durchdachten Systems zur
Regenwassernutzung, das die Bewässerung des Gartens ermöglicht. Die
Gebäudevolumen sind, unabhängig von der Dachhaut, frei auf der
Plattform platziert. Dazwischen liegen mehrere schattige Innenhöfe,
die von der Straße abgeschirmt sind. Der modulare Aufbau der Anlage
soll künftige Erweiterungen zulassen, ohne den Gesamteindruck des
Zentrums zu verändern.
Den oberen Abschluss der Kuben bilden Dächer aus Wellblech und einem transluzenten Kunststoff, der Licht herein lässt. Der Abstand zwischen den Kuben und der Dachhaut sowie der offene Raum unter der Plattform sorgen für eine maximale Luftzirkulation. Hierzu tragen auch die mit beweglichen Glaslamellen versehenen Fenster und die Türgitter bei.
Die größte bauliche Herausforderung lag in den hohen Temperaturen der Region. Sie bestimmten nicht nur die Wahl des Baumaterials Lehmziegel, sondern auch die Ausrichtung der Gebäude, abgewandt von den heißen Winden. Da Wasser und Energie in der Gegend nicht ohne weiteres verfügbar sind, musste das Zentrum selbstversorgend ausgelegt werden. Wasser bietet ein neu angelegter Brunnen, Energie wird durch Photovoltaik-Paneele entlang der Einfriedungsmauer erzeugt.
Mauerwerk
Für die Außenwände wurden gepresste und getrocknete Lehmziegel
verwendet, sogenannte BTC (briques en terres comprimées), die aus
Erde, Zement und Wasser bestehen und die - ohne zusätzliche Energie
- in der heißen afrikanischen Sonne gebrannt werden können. Die
Entscheidung für diese besonderen Ziegel fiel vor allem aufgrund ihrer sehr
guten temperatur- und feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften. Die
einzige Einschränkung, die das Material aufweist, liegt darin, dass
es vor Regengüssen geschützt werden muss.
Ein weiterer Faktor, der für die Ziegel sprach, war neben ihrer
positiven Ökobilanz auch die mögliche Fertigung vor Ort. Die Steine
wurden in einem schlichten Läuferverband gemauert; die geschlossenen
Außenwände erhielten schließlich einen Gipsputz in leuchtenden
Farben, auf dem Slogans in fünf Sprachen die Ideen des Zentrums
nach außen tragen.
Das Projekt wurde in diesem Jahr auf dem World Architecture Festival in Barcelona in der Kategorie „Health“ ausgezeichnet.
Bautafel
Architekten: FAREstudio, Rom (Giuseppina Forte, Riccardo Vannucci, Joao Sobral, Erika Trabucco, Beratend: Emanuela Valle)
Bauherren: Aidos, Rom; Voix de Femmes, Ouagadougou
Fertigstellung: 2007
Standort: Sector 27, Ouagadougou
Bilnachweis: Erika Trabucco, FAREstudio; World Architecture Festival, Barcelona
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