Pfosten-Riegel-Fassaden
Eine Pfosten-Riegel-Fassade besteht aus tragenden Profilen und
basiert auf einem Konstruktionsprinzip, das die Montage sämtlicher
Einzelkomponenten auf der Baustelle vorsieht. In der Praxis ist
jedoch ein gewisser Grad an Vorfertigung üblich. Eine solche
Fassade setzt sich aus Pfosten, Riegeln, Verglasungen, Press- und
Deckleisten sowie Einsatzelementen mit unterschiedlichen
Funktionen, wie zum Beispiel Brüstungsmodulen oder
Öffnungselementen zusammen. Das architektonische Erscheinungsbild
dieses Fassadentyps wird wesentlich durch die Bündigkeit zwischen
Pfosten und Riegeln geprägt. Liegen die Riegel in der selben Ebene
wie die Pfosten wird die Fassade als flächenbündig wahrgenommen.
Sind die horizontalen Profile vor- oder zurückgesetzt, wirkt das
Fassadenbild gerastert.
Gallerie
Aus statischer Sicht gehört die Pfosten-Riegel-Fassade, zusammen
mit der Elementfassade, zu den Vorhangfassaden. Da sie nur ihr
Eigengewicht trägt, kann sie als leichtgewichtige Konstruktion
ausgeführt werden. Senkrechte und horizontale Profile – die
Pfosten und Riegel – bilden die Tragstruktur. Der primäre
Lastabtrag erfolgt über die senkrechten Hauptprofile. Wahlweise
kann die Tragstruktur hängend oder stehend an der Decke, auf der
Decke, unter der Decke sowie vor der Wand oder Brüstung eines
Rohbaus befestigt werden. Die Befestigung erfolgt mittels Fest- und
Loslagern. Die Tragelemente können aus Aluminium, Stahl oder Holz
ausgebildet sein, wobei die Riegel zwischen die Pfosten geschraubt,
gesteckt oder geschweißt werden. Zusätzlich können sogenannte
Aufsatzprofile auf die Tragstruktur montiert werden, an denen die
Ausfachungselemente befestigt werden. Im Gegensatz zur
Elementfassade, bei der vollständig vorgefertigte Module auf der
Baustelle zusammengesetzt werden, kann eine Pfosten-Riegel-Fassade
während der Montage an örtliche Gegebenheiten anpasst
werden.
In der Produktnorm DIN EN 13830: Vorhangfassaden sind
neben den allgemeinen Anforderungen an eine Pfosten-Riegel-Fassade
auch solche für die Gebrauchstauglichkeit geregelt. Dabei muss die
Funktionsfähigkeit einer Konstruktion trotz Durchbiegung (w) in vertikaler oder
horizontaler Richtung in Bezug auf die Länge der Rahmenelemente
(L) infolge äußerer und innerer Einwirkungen gewährleistet
sein.
So darf bei vertikalen Lasten wie dem Eigengewicht der
Füllelemente die maximale Durchbiegung der Riegel L/500
nicht überschreiten. Sonst kann es zur Berührung zwischen Trag- und
Hüllstruktur kommen, was ggf. eine ausreichende Belüftung und
Entwässerung des Fassadenzwischenraums verhindert. Um dem
vorzubeugen, werden große Füllelemente, bei denen der alleinige
Lastenabtrag über die Riegel nicht möglich ist, mit speziellen
Haltern direkt am Pfostenprofil befestigt. Durchbiegungen in der
Fassade werden aber auch durch thermische Dilatation verursacht.
Dabei kommt es zur Längenausdehnung der Bauteile infolge von
Wärme.
Neben inhärenten Krafteinwirkungen wirken auch Lasten von außen
auf die Pfosten-Riegel-Fassade. Bei Windlast sollten folgende
Durchbiegungskriterien eingehalten werden:
- w ≤ L/200, wenn L ≤ 3.000 mm;
- w ≤ 5 mm + L/300, wenn 3.000 mm < L < 7.500 mm;
- w ≤ L/250, wenn L ≥ 7.500 mm.
Hierin ist w die Durchbiegung senkrecht zur Fassadenebene
und L die Länge der Rahmenelemente der Vorhangfassade,
gemessen zwischen den Auflager- oder Verankerungspunkten.
Horizontale Beanspruchungen wie Schneelast treten bei
Pfosten-Riegel-Fassaden auf, die wie bei Dachkonstruktionen eine
Neigung aufweisen. Bei der sogenannten Holmlast sind folgende
Durchbiegungswerte für Riegelprofile zulässig:
- w ≤ L/200, wenn L ≤ 3.000 mm;
- w ≤ 5 mm + L/300, wenn L > 3.000 mm
Pfosten-Riegel-Fassaden werden häufig als Doppelfassaden
ausgebildet, dabei wird die Hüllstruktur, meist in Form von
Verglasungen, vor der tragenden Konstruktion angebracht. Die äußere
Ebene dient allein dem Witterungsschutz (Sekundärfassade), während
die innere Ebene den Raumabschluss bildet und die Wärmedämmfunktion
übernimmt (Primärfassade). Die bauphysikalisch dichten Anschlüsse
zum Rohbau werden umlaufend wasser- und luftdicht durch mechanisch
fixierte und geklebte Folien oder Zargen hergestellt und
wärmegedämmt ausgebildet. Gewöhnlich erfolgt der Einbau der
Dichtungen überlappend. Anfallendes Wasser wird in Dach- bzw. in
Schrägbereichen innerhalb der Konstruktion kaskadenartig
abgeleitet.
Zur Befestigung der Verglasung und als sekundäre zweite
Dichtebene kommen horizontale und vertikale Anpressleisten zum
Einsatz. Oft werden diese mit unterschiedlich gestalteten
Deckleisten abgedeckt. Bei Verglasungen mit dichtstofffreiem
Glasfalzgrund müssen entsprechend der DIN 18545:2015-07 -
Abdichten von Verglasungen mit Dichtstoffen - Anforderungen an
Glasfalze und Verglasungssysteme Öffnungen zum Dampfdruckausgleich außen vorhanden sein.
Die Structural-Glazing-Fassade kommt ohne Anpressleisten aus, da der Eigengewichtsabtrag der Gläser sowie Wind- und Soglasten von der Verklebung aufgenommen werden. Laut den Vorgaben der der Liste der Technischen Baubestimmungen (LTB) -Teil 2 kann bei Einbauhöhen von bis zu 8 Metern auf mechanische Halterungen verzichtet werden. Bei Einbauhöhen darüber ist in Deutschland der Einbau mechanischer Nothalter zur Befestigung der Füllelemente an der Unterkonstruktion nötig. Entsprechende Nothalter können beispielsweise als Eindrehhalter ausgebildet werden, die sich verdeckt im Falzraum angeordnen lassen.
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