UCCA Dune Art Museum bei Qinhuangdao
Organisch geformter Bau in traditioneller Schiffsbautechnik
Vorne das Meer, darüber die Düne: Das UCCA Dune Art Museum liegt scheinbar im Nirgendwo – eine architektonische Perle an einem leeren Strand der Bohai Bucht rund 200 Kilometer östlich von Peking. Tatsächlich ist das Bauwerk des Pekinger Architekturbüros Open Architecture Teil eines riesigen Entwicklungsprojekts, der Aranya Gold Coast Community. Im Rahmen des Masterplans wird ein Teil der Küste nahe der Stadt Qinhuangdao in ein Ferienparadies für gestresste Großstädter verwandelt. Das Museum befindet sich etwas nördlich der Ferienhaussiedlungen und Hotelkomplexe. Dort schließt es an ein noch nicht bebautes Gebiet an.
Gallerie
Der Bauherr ließ nicht zum ersten Mal an diesem Strand von ausgesuchten Architekten einen kleinen Bau errichten, der die Schönheit der Küste feiert: Seit 2015 sind weiter südlich die Seashore Library und die Community Hall von Vector Architects zu finden. Das neue Museum ist überwiegend unterirdisch angelegt. Durch die Einbettung in die Landschaft wollen die Architekten die Düne langfristig bewahren.
Gebäudeorganisation
Der Zugang erfolgt rückwärtig über einen Tunnel. Öffentlich zugängliche Räume des Bauwerks sind höhlenartig geformt, als seien sie von Hand ausgegraben und in dieser Urform konserviert worden. Wie von Scheinwerfern wirkt das Licht, das durch Oberlichter in die Galerieräume im Inneren des Museums fällt. Aus dem Dunkel ins Licht gelangen die Besucher, wenn sie die zum Meer hin ausgerichteten Säle und die daran anschließenden, außen liegenden Ausstellungsflächen betreten. Die verschiedenen Räumlichkeiten ermöglichen es dem Betreiber, dem Pekinger Ullens Center for Contemporary Art (UCCA), Kunstwerke unterschiedlicher Art zu zeigen. Ergänzt wird die Ausstellung durch ein Café mit von den Architekten selbst entworfenen Möbeln und einen Aussichtsturm. Dieser kann über eine Wendeltreppe direkt aus dem Inneren des Museums erreicht werden. Von seiner leicht erhöhten Spitze aus lassen sich Strand und Meer in ihrer ganzen Offenheit erleben.
Gerüste und Schalungen: Komplexe Schalungsgeometrie in Handarbeit gefertigt
Gerade in handwerklich geprägten Bereichen ist Arbeitskraft in China immer noch vergleichsweise günstig. So konnten im Museumsinneren ungewöhnliche Betonoberflächen realisiert werden, für die Gussformen in Handarbeit entstanden. Unter den Bauarbeitern befanden sich ehemalige Schiffsbauer aus der Hafenstadt Qinhuangdao. Sie hatten die Fähigkeiten, die komplexen Schalungen und kleinteiligen Schalhäute per Hand zu fertigen. Die unregelmäßige Textur des Schalungsbildes und die etwas kantigen Rundungen waren von den Architekten gewollt, um den handwerklichen Prozess in seiner Ursprünglichkeit erlebbar zu machen. Die höhlenartigen Räume wirken dadurch weniger wie ein grober Eingriff in die Natur, sondern eher wie natürlich gewachsene, unterirdische Ausbuchtungen.
Die Bauabschnitte lassen sich an den verschiedenen Schalungen ablesen, die für den Bau verwendet wurden: Die Wandoberflächen in den nur einfach gekrümmten Bereichen sind von den Abbildern mittelgroßer Schaltafeln oder Brettern mit einer Breite von über 10 cm geprägt. Dort, wo sich die Wände nach innen wölben, um die Kuppeln zu formen, wird die Schalung kleinteiliger und unregelmäßiger.
Grundlage für die Betonage der Kuppeln waren Lehrgerüste, auf
denen als formgebende Elemente gebogene, zu einem Netz verknüpfte
Stahlarmierungsstäbe lagen. Darüber montierten die Arbeiter die
Schalung aus schmalen Brettern. Mehrere über Kreuz angeordnete
Schichten von Bewehrung verhinderten Verschiebungen der Schalhaut
unter dem Frischbetondruck.
An einigen Stellen – etwa im Bereich der Wendeltreppe – kann man
den Beton noch in seinem natürlichen Farbton erleben. Die
Ausstellungsräume erhielten einen weißen Anstrich, der die
Schalungsstruktur sichtbar belässt, als Hintergrund für die Kunst.
-chi
Bautafel
Architekten: Open Architecture, Peking (Team: Li Hu, Huang Wenjing, Zhou Tingting, Wang Mengmeng, Hu Boji, Fang Kuanyin, Joshua Parker, Lu Di, Lin Bihong, Ye Qing, Steven Shi, Jia Han
Projektbeteiligte: CABR Technology (Bauleitung); X Studio, School of Architecture, Tsinghua University / Open Architecture (Lichtgestaltung)
Betreiber: Ullens Center for Contemporary Art (UCCA), Peking
Bauherr: Aranya
Fertigstellung: 2018
Standort: Aranya Gold Coast Community (Resort), Changli, Qinhuangdao, Provinz Hebei, China
Bildnachweis: Wu Quingshan, Tian Fangfang, Ni Nan