Kita Schatzkiste in Eislingen/Fils
Harte Schale, weicher Kern
Die im Filstal in Baden-Württemberg gelegene Stadt Eislingen zählt rund 22.000 Einwohner – Tendenz steigend. Entsprechend erhöhte sich zuletzt auch der Bedarf an Kindergartenplätzen, weshalb sich die Stadtverwaltung zur Errichtung neuer Einrichtungen entschloss. Für den Neubau einer Kita im Stadtteil Eislingen-Süd wurde ein Grundstück zwischen einem bestehenden Wohnquartier und einem Neubaugebiet ausgewiesen. Im Jahr 2018 lobte die Stadt eine Mehrfachbeauftragung aus, die an die Richtlinien für Planungswettbewerbe anlehnte und an der vier Büros teilnahmen. Als Gewinner ging der Entwurf von Dauner Rommel Schalk Architekten aus der benachbarten Kreisstadt Göppingen hervor.
Gallerie
Das Grundstück für die neue Kita grenzt im Süden an nicht bebaubare Streuobstwiesen, wohingegen im Osten und Westen Neubauten entstehen werden. Der skulpturale Baukörper, der sich durch seine massiv wirkende Sichtbetonhülle bewusst von der umgebenden Bebauung abheben will, öffnet sich an der Nordwestecke mit einem markanten, tief eingeschnittenen Eingangsbereich zur angrenzenden Straße sowie nach Süden über raumhohe Verglasungen zu den Obstwiesen. Zu den anderen Seiten schließt er in kompakter Form ab. Der Eingang ist über eine breite Freitreppe mit sieben Stufen erreichbar. Das durch den Gebäudeeinschnitt entstandene, massive Vordach verfügt über ein großes, kreisrundes Loch, das interessante Lichtspiele entstehen lässt.
Gallerie
Funktionale Raumzuordnung innen und außen
Insgesamt 1.325 Quadratmeter umfassen die Flächen des zweigeschossigen, in eine leichte Hanglage integrierten Gebäudes. Die Aufenthaltsräume für die Kinder sind zu den Außenanlagen nach Süden ausgerichtet, Ruheräume und alle weiteren dienenden Räume sind im Norden verortet. Die Bereiche der Kinderkrippe befinden sich im Erdgeschoss und haben Zugang zum terrassierten Außenspielgelände, während die Gruppenräume der älteren Kinder im Obergeschoss untergebracht sind. Ein Mehrzweckraum dient als Bindeglied zwischen dem Eingangsbereich und dem Garten, in dem Stufen und Rampen entlang einer zentralen Promenade sowie Flächen für Spielgeräte und Aufenthaltsbereiche zu finden sind. Bei offenen Trennwänden entsteht hier ein großzügiger Spiel- und Veranstaltungsbereich. Eine langgestreckte Treppenanlage verbindet die Geschosse im Inneren.
Konstruktion mit flexibel anpassbarer Nutzung
Ausgeführt ist das Bauwerk als Stahlbeton- und Stahlkonstruktion, die sich in die Topografie einbettet. Die Gebäudehülle besteht aus doppelschaligen Sichtbetonwänden, in die eine Kerndämmung integriert ist. Im Inneren des Gebäudes erfolgt die vertikale Lastabtragung über Stahlstützen, die durch Trockenbauelemente kaschiert sind. Dies erlaubt flexible Anpassungen der Räume bei möglichen Umnutzungen zu einem späteren Zeitpunkt. Eine Luft-Wärmepumpe und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach sorgen für die Energieversorgung des Gebäudes.
Gallerie
Materialkontrast mit verbindenden Merkmalen
Einen deutlichen Kontrast zur massiven Außenstruktur aus Beton bildet im Eingangsbereich sowie partiell entlang der Geschosse eine Bekleidung mit vertikalen Holzlatten. Die durch eine senkrechte Brettschalung sichtbar belassene Oberflächenstruktur des Sichtbetons greift die wesentliche Charakteristik auf und schafft eine Verbindung zwischen den kontrastierenden Materialien. Eine dritte Gestaltungskomponente bilden ornamental perforierte Aluminiumpaneele, die als Sichtschutz vor die Fensteröffnungen der Neben- und Ruheräume im Erdgeschoss Teile der Fassade ausmachen.
Gallerie
Im Inneren domminieren warme Farben. In allen Aufenthaltsräumen der Kinder sowie den Erschließungsbereichen sind Wände und Decken mit Holz bekleidet, während ein roter bzw. gelber Bodenbelag aus Kautschuk die Raumhülle vervollständigt. Die Schatzkiste, wie das Projekt benannt und weithin sichtbar in großen Lettern am Eingang lesbar ist, folgt laut der Architekt*innen mit Materialwahl und Gestaltung der Entwurfsprämisse einer harten Schale mit weichem Kern.
Bautafel
Architektur: dauner rommel schalk architekten, Göppingen
Projektbeteiligte: C. Hagedorn Ingenieure, Göppingen (Tragwerksplanung); Stefan Link, Leinfelden-Echterdingen (Landschaftsarchitektur); H+H Planungs, Schlierbach (HLS- und Elektroplanung); Jürgen Troue, Göppingen (Bauphysik); Integris, Salach (Branschutzplanung); Irdenkauf Bau, Schwäbisch-Gmünd (Ausführung Rohbau)
Bauherr*in: Stadt Eislingen / Fils
Standort: Gerhart- Hauptmann- Straße 35, 73054 Eislingen / Fils
Fertigstellung: 2022
Bildnachweis: Julian Bauer; Tilman Schalk