Schalhaut / Schalungsplatten
Die Schalungshaut gibt dem Beton seine Form und ist mitverantwortlich für die Struktur der Betonoberfläche (z.B. glatt, rau, bestimmte Maserung etc.) und damit für sein späteres Aussehen. Des Weiteren wird die Farbe (hell bis dunkel) sowie insbesondere die Farbgleichheit zwischen verschiedenen Betonierabschnitten durch die Auswahl der Schalungshaut (saugend oder nicht saugend) bestimmt. Darüber hinaus sind die Kraftableitung, die Dichtigkeit, die Formbarkeit bzw. Anpassungsfähigkeit sowie eine ausreichende Formstabilität und eine geringe Haftung zum Beton wesentliche Anforderungen an die Schalungshaut.
Gallerie
Der Beton steht in der Regel nicht im direkten Kontakt mit der Schalungshaut, da sich zwischen Schalungshaut und Beton planmäßig ein für die Bauaufgabe (z.B. Sichtbeton) geeignetes Trennmittel befinden sollte. Ausnahmen bilden spezielle Schalungshautarten, die für den Einsatz ohne Trennmittel entwickelt wurden. Trotz der Auswahl einer geeigneten Schalungshaut kann es etwa durch die Verwendung eines ungeeigneten Trennmittels zu einem negativen Sichtbetonergebnis (z.B. zu viele Poren) kommen. Von Holz über Holzwerkstoffe bis hin zu Kunststoff und Metall stehen unterschiedliche Schalungshäute für die jeweilige Ausführung zur Verfügung.
Gallerie
Kraftableitung
Benötigt die Schalungshaut zwischen der Unterstützung/Aussteifung keine weiteren Auflager, ist sie eigentragfähig. Als Beispiel können hier 3-Schichtplatten (z.B. mit 21 mm oder 27 mm Dicke) auf den Querträgern einer Trägerschalung genannt werden. Für eine nicht eigentragfähige Schalungshaut ist aufgrund der geringeren statischen Kennwerte eine Zwischenunterstützung notwendig. Ein Beispiel ist hier eine Holzfaserplatte auf Holzrippen (Spanten). Die Schalungshaut wird durch den Frischbeton belastet und verformt sich. Reicht die Stützweite der Auflager für die Schalungshaut nicht aus, bedarf es einer Vorsatzschalung. Die Vorsatzschalung (z.B. Holzbretter, Kranzhölzer) hält die Schalungshaut in der gewünschten Lage.
Material
Der Grundwerkstoff der Schalungshaut sowie die Verarbeitung und Behandlung der Oberfläche beeinflussen die damit erzeugte Betonoberfläche. Eine Schalungshaut aus Holzbrettern ist die ursprünglichste Form der Schalungshaut. Holz aus dem Sägewerk kann sägerau oder gehobelt eingesetzt werden. Wird Holz zerkleinert und dann wieder zu Platten zusammengefügt, spricht man von Holzwerkstoffen. Die negativen Begleiterscheinungen von Schalungshäuten aus Holzbrettern, wie Schwinden und Quellen, treten bei Holzwerkstoffen nur reduziert auf, sodass sich die Zahl der möglichen Einsätze erhöht.
Zur Kategorie Metallschalungshaut zählen jene aus Aluminium und Stahl. Sie stellt die widerstandsfähigste Form aller Schalungshautarten dar. Bei der Kunststoffschalungshaut handelt es sich entweder um reinen Kunststoff oder Verbundplatten. Papierschalungen werden mit oder ohne Beschichtung angeboten und für Säulen eingesetzt. Weiterhin gibt es Schalungen aus Beton (hier bilden Fertigteile aus Beton für bestimmte Bauaufgaben die verlorene Schalung) oder EPS-Hartschaum, Erdschalungen, 3D-gedruckte Schalungen aus Sand u.v.m.
Anzahl der Einsätze
Einwegschalungen bezeichnen Schalungshäute, die im Zuge des Ausschalens zerstört werden oder als verlorene Schalung im Bauteil verbleiben. Es gibt jeweils nur einen Einsatz.
Die Schalungshaut für Sichtbeton ist in der Regel nur für wenige Einsätze geeignet. In Abhängigkeit vom Schalhautmaterial und den Einsatzbedingungen sind für Normalbeton viele (z.B. Platten mit Filmbeschichtung) bis sehr viele (z.B. Kunststoffplatten) Einsätze möglich. Aufgrund der baustellenbedingten Belastungen (Abrieb durch Betoneinbringung und Verdichtung, Zerstörung der Schalungshaut durch Bohr- und Nagellöcher, Alterung der Schalungshaut durch die herrschenden Witterungsbedingungen etc.) verändern sich die Oberflächeneigenschaften der Schalungshaut mit jedem Einsatz. In Abb. 5 sind Einsatzbereiche und mögliche Einsatzzahlen für ausgewählte Schalhautarten von saugend bis nicht saugend dargestellt. Je nach Art der Schalungshaut werden erwartete Ergebnisse hinsichtlich der Struktur sowie mögliche Auswirkungen auf die Betonoberfläche angeführt. Für den Planenden bietet das eine gute erste Möglichkeit, sich im Planungsstadium ein Bild über mögliche Wechselwirkungen zwischen Schalungshaut und Betonoberfläche zu machen.
Saugverhalten
Unter Saugverhalten der Schalungshaut versteht man, dass die Schalhaut temporär Wasser aufnimmt. Es ist darauf zu achten, dass in Betonierabschnitten nur Schalungshautarten mit gleichen Saugeigenschaften und Einsatzzahlen eingesetzt werden, da es sonst zu unterschiedlichen Farb- und Strukturerscheinungen kommt.
Besonders bei Sichtbeton ist es notwendig, eine möglichst gleichmäßige Struktur und Farbe der Oberfläche zu erhalten. Dazu wird bei schwach saugenden und saugenden Schalungshautarten im eingeschalten Zustand Zementschlämme aufgetragen und am darauffolgenden Tag wieder sanft entfernt. Poren und kleine Fehlstellen im Holz werden geschlossen und schädliche Reaktionen mit dem Holzzucker (besonders bei Holzschalungshaut mit sägerauen Brettern) vorweggenommen. Mit dieser Art der Vorbehandlung wird das Saugverhalten der Schalung auf ein einheitliches Niveau gebracht, da eine neue unbehandelte Schalungshaut mehr Wasser aus dem frischen Beton aufsaugt als eine gebrauchte Schalungshaut und sich dadurch die Farbe des Betons verändert.
Anforderungen
Die geringsten Ansprüche an die Schalhaut werden bei Beton ohne besondere Anforderungen an das Aussehen gestellt. Für Oberflächen nach dem DBV/VDZ-Merkblatt Sichtbeton sind von der Schalungshaut hinsichtlich Porigkeit, Farbgleichheit und Struktur hohe Ansprüche zu erfüllen (siehe auch Schalhautklasse). Sehr große Belastungen treten bei Selbstverdichtendem Beton (SVB) auf; die entsprechende Schalhaut muss höchsten Anforderungen an die Dichtheit gerecht werden.
Flexibilität
Die Flexibilität der Schalungshaut zielt auf die Längenanpassung und auf eine mögliche Krümmung ab. Sie hängt von der Dicke der Schalungshaut, vom Material und den Materialeigenschaften (z.B. Sprödigkeit, E-Modul, Verformungsmodul) ab.
Kosten
Werden nur die Materialkosten betrachtet, liegt die Holzschalungshaut im unteren Preissegment. In diesen Bereich fallen auch Holzfaserplatten und Spanplatten. Im mittleren Preissegment finden sich 3-Schichtplatten und Sperrholzplatten. Das obere Preissegment besetzen Verbundplatten und Platten mit Kantenschutz.