Jugend- und Nachbarschaftszentrum in Amsterdam
Polyurethan-Sprühsystem als Fassadendämmung
Im Amsterdamer Stadtteil Osdorf wird seit den 1990er Jahren ein großes Stadterneuerungsprojekt realisiert: Bauten, die nach dem zweiten Weltkrieg entstanden sind, werden nach und nach abgerissen und durch neue Gebäude ersetzt. Erhaltenswert sind dabei die zwischen den ehemaligen Wohnblöcken angesiedelten, üppig bewachsenen Streifenparks. In einem solchen steht das Jugend- und Nachbarschaftszentrum De Hood, dessen Planung und Ausführung das Atelier Kempe Thill aus Rotterdam übernahm.
Gallerie
Der zweigeschossige, rechteckige Solitär fügt sich mit genügend Abstand zwischen Baumbestand und umgebende Bebauung ein. Das Erdgeschoss ist allseitig verglast, wodurch der Übergang zwischen innen und außen verwischt. Streifenpark und Baumbestand werden auf diese Weise zu einem Teil des Innenraums, der als „öffentliches Wohnzimmer" weithin sichtbar ist.
Im Gegensatz zur Transparenz des Erdgeschosses ist das Obergeschoss massiv. Hinter der weißen, hermetisch abgeschlossenen Fassade befindet sich ein Multifunktionsraum, dessen Innenoberflächen ebenfalls komplett in weiß gehalten sind. Von oben wird der sehr hohe Saal durch zwei große Oberlichter natürlich belichtet. Der Kontrast zwischen der Fassadengestaltung der beiden Geschosse zeigt sich überraschenderweise auch in der Wahrnehmung der Räume: Der scheinbar allseits umschlossene Saal erscheint heller als das verglaste Erdgeschoss.
Wärmedämmung/Konstruktion
In Anlehnung an den
Industriebau wurde das Gebäude aus einer kostengünstigen
Stahlkonstruktion mit Kalksandsteinausfachung errichtet. Die bis zu
5,00 m langen Scheiben der Ganzglasfassade im Erdgeschoss sind oben
und unten von Stahlprofilen gehalten.
Die 15 cm dicken Kalksandstein-Wände im Obergeschoss wurden mit
einem Polyurethan-Sprühsystem gedämmt. Diese Art der Dämmung wird
normalerweise bei Erdöltanks und Schweineställen verwendet. Der
aufgespritzte, anfänglich flüssige Kunststoff schäumt später auf
und härtet aus. Die auf diese Weise entstandene grobe und raue
Oberfläche musste mit einem UV-Schutzanstrich versehen werden. Weil
der Polyurethan-Schaum der Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG) 022
entspricht, war eine Dämmstärke von 12 cm für diese Projekt
ausreichend.
Die Zwischendecken und das Dach sind als Stahlbetonhohldecken und
Stahlbetonelementdecke konstruiert. Das bekieste Flachdach ist mit
Gefälledämmung (Dicke 14 bis 22 cm) aus nicht brennbarer,
druckbelastbarer Mineralwolle der WLG 040 ausgestattet. Unter dem
ebenfalls mit Polyurethan beschichteten Anhydritestrich und der
Fußbodenheizung der Geschossdecke wurde eine 65 mm druckfeste
PU-Dämmung angeordnet. Die Bodenplatte ist unterseitig mit 10 cm
Polystyrol gedämmt.
Bautafel
Architekten: Atelier Kempe Thill, Rotterdam
Projektbeteiligte: Breed Integrated Design, Den Haag (Tragwerksplanung); Adviesbureau Nieman, Zwolle (TGA); Rockwool, Gladbeck (Dachdämmung)
Bauherr: Ymere Ontwikkeling, Amsterdam
Fertigstellung: 2011
Standort: Reimerswaalstraat 101, Amsterdam
Bildnachweis: Ulrich Schwarz, Berlin
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