Schwimmhütte in Völs
Böden aus Holz, Stein und aus Harz mit Spitzenmuster
Unterhalb des Bergs Schlern, der sich inmitten der Südtiroler Dolomiten 2.563 Meter über den Meeresspiegel erhebt, liegt die Gemeinde Völs. Nordöstlich aber der Ortschaft, der Westflanke des Massivs vorgelagert, befindet sich der Völser Weiher (oder auch Lago di Fiè), der sommers zum Baden und im Winter zum Schlittschuhlaufen lädt. Nachdem der einstige Kiosk am Ostufer den gegenwärtigen Ansprüchen, insbesondere an die Barrierefreiheit, nicht mehr gerecht werden konnte, ist an seiner Stelle eine sogenannte Schwimmhütte nach Plänen des Büros noa – network of architecture entstanden. Neben einer Gastronomie finden Sportsfreunde hier auch Umkleiden und Sanitäranlagen – ganz gleich, ob sie auf Kufen oder im Badeanzug kommen.
Gallerie
Massige Hütte, lichte Pergola
Um nicht in Konkurrenz zur beeindruckenden Umgebung zu treten,
wurde die Anlage zweigegliedert. Orientiert am Vorgängerbau
befindet sich die Küche samt Essensausgabe in einem kompakten
Baukörper, dessen flaches Satteldach weit auskragt und somit auch
bei gelegentlichen Regenschauern Schutz bietet. Durchstoßen wird
der voluminöse Baukörper von einer Pergola in Holzrahmenbauweise,
die sich von Norden nach Süden längs des Ufers erstreckt.
Ausgebildet als Rankgerüst, das in den kommenden Jahren überwuchert
werden soll, bietet sich längs einer Passage, die von den
Schließfächern gesäumt ist, der Blick vom östlichen gelegenen Weg
zum See und zurück. Demgegenüber bleiben die beiderseits
anschließenden Duschen, Toiletten und Umkleidekabinen ihrer Nutzung
gemäß hinter geschlossenen Fassaden verborgen.
Hölzern, innen wie außen
Wie auch die Kubatur so geplant wurde, dass sie keineswegs spektakulär auftrumpft, sondern gegenüber der beeindruckenden Kulisse vielmehr zurückhaltend anmutet, sorgt auch die Fassade aus Lärchenholz, die in der Folge verwittern soll, dafür, dass die Schwimmhütte sich beinahe natürlich in die Umgebung fügt. Aus Holz, das aus den umliegenden Wäldern stammt, sind die Terrassen sowie die Badestege gefertigt, während das Atrium sowie der Pfad, der zu den Umkleidekabinen führt, gepflastert wurden. Zum Einsatz kam dabei jene Pflasterung, die – in Italien als sampietrini bekannt – etwa auch die Straßen Roms bestimmt. Ganz eigen und mit deutlichem regionalen Bezug zeigt sich hingegen der Boden in den Sanitärbreichen und Umkleidekabinen.
Boden in Harzspachteltechnik
Angewendet wurde eine robuste Harzspachteltechnik, die auch
scharfkantigen Schlittschuhkufen über lange Zeit widerstehen soll.
Um zugleich, gerade bei Nässe, die Rutschgefahr zu bannen, ließ das
Planungsteam in die Spachtelmasse ein
traditionelles Südtiroler Spitzenmuster einprägen. Indem
Schablonen mit den Motiven kurz in die feuchte Masse gedrückt
und zügig wieder abgezogen wurden, entstand ein plastischer Effekt,
der die Spuren manueller Arbeit trägt. Fernab jeder industriellen
Präzision scheint das einem Ort, der allein dem Freizeitvergnügen
in der Natur dienen soll, mehr als angemessen. Nur folgerichtig
zeigt sich der Boden wie auch die Innenwände zudem in verschiedenen
Grünnuancen – ganz wie der dichte Wald, der den Völser Weiher
umschließt. -ar
Bautafel
Architektur und Innenarchitektur: noa* noa – network of architecture, Bozen/Berlin
Projektbeteiligte: KTB Engineering, Bozen (Ingenieurplanung); Koholz, Völs am Schlern (Holzbau); Bauunternehmen Kofler (Hochbau); Elektro Rier, Seis (Elektrik); Tischlerei Rier, Seis (Tischlerarbeiten)
Bauherr: Gemeinde Völs
Fertigstellung: 2019
Standort: 39050 Völs am Schlern, Italien
Bildnachweis: Alex Filz, Bozen
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