Karten für Brutalismus-Touren in der Schweiz
Zweiseitige Faltposter von Heartbrut
Es ist ein Baustoff, der vielerorts für die radikale Umgestaltung von Städten und irreversible Zerstörung von Naturräumen im Laufe des 20. Jahrhunderts steht: Beton. Nach dem Zweiten Weltkrieg durchlief auch die Schweiz einen tiefgreifenden wirtschaftlichen und sozialen Transformationsprozess, von dem nicht nur Staudämme, Tunnel und Brücken zeugen, sondern auch zahlreiche Wohnsiedlungen, Schulen, Kirchen und Museen in Sichtbeton. Diese und viele weitere brutalistische Bauwerke hat Karin Bürki gesammelt und auf den Faltkarten der Reihe Carte Brute zusammengestellt.
Gallerie
Jede Carte Brut ist ein zweiseitiges DIN-A1-Poster, das sich handlich zum DIN-A5-Format zusammenfalten lässt. Gestaltet haben sie Rebecca de Bautista und Isabella Furler von dem Züricher Grafikbüro Lugma. Nach der ersten Ausgabe, die die ganze Schweiz in den Blick nimmt, und der Carte Brute Zürich hat das Team mit der Carte Brute Basel mittlerweile eine dritte Edition herausgebracht.
Der Name verweist auf den französischen Begriff für Sichtbeton: Béton Brut. Einem breiten deutschsprachigen Publikum dürfte er bekanntgeworden sein durch eine Vielzahl von Ausstellungen, Büchern und Fernsehdokumentationen (siehe Tipps zum Thema). 2019 gründete Karin Bürki die Plattform Heartbrut, über die die Autorin und Fotografin Bilder und Texte veröffentlicht, aber auch Printprodukte mit Brutalismus-Bezug vertreibt. Sie verkauft die Carte Brute jedoch nicht gewinnorientiert, sondern refinanziert mit dem Erlös die umfangreichen Recherchen, Reisen und redaktionellen Arbeiten. Mögliche Gewinne möchte Karin Bürki dazu nutzen, um weitere Editionen zu produzieren.
Die Faltkarten kommen jeweils in einer farbigen Banderole an, die die Region als weiße, abstrakte Fläche zeigt. Kleine Nummern markieren die ungefähren Standorte der Betonbauten. Auseinandergefaltet ist schnell klar: eine geografische Landkarte ist die Carte Brute nicht. Stattdessen sind auf der Vorderseite vierzig bis fünfzig notizzettelgroße Fotografien angeordnet, die charakteristische Ansichten und Ausschnitte der brutalistischen Bauwerke zeigen. Jedes Bild ist nummeriert und lässt sich so nicht nur auf der Banderole verorten, sondern auch in der Legende am unteren Blattrand der Faltkarte wiederfinden. Hier stehen Angaben zu Architektinnen und Architekten und zur Bauzeit sowie die Adressen der Gebäude – bei den Karten für Zürich und Basel außerdem die nächstgelegene Tramstation. Am oberen Blattrand liefert ein Einführungstext auf Deutsch und Englisch zusätzliche Einblicke. Die vollflächig bedruckte Rückseite des Plans ziert jeweils eine ausgewählte Detailaufnahme: das Gebäude der Stiftung für medizinische Forschung La Tulipe in Genf, die Aula Rämibühl in Zürich und die Maurerhalle in Basel.
Trotz der über hundertjährigen Sichtbeton-Tradition, die die Karten aufzeigen, stammt bei genauem Blick ein Großteil der Gebäude aus den 1960er- und 1970er-Jahren. Eingeteilt sind sie in Kategorien wie Kulturräume, Sport & Freizeit, Wohnsiedlungen oder Kunst am Bau. Zu Architekturspaziergängen außerhalb der Stadt führen zum Beispiel Militäranlagen, Raststätten und Kraftwerke.
Interessierte erhalten die Faltkarten in einigen Partnergeschäften in der Schweiz oder über den Online-Handel von Heartbrut (siehe Surftipps).
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