Grundschule Froschkönig in Naters
Von der Freiluftschule inspiriert
In den späten 1920er-Jahren wurde in Amsterdam die von dem niederländischen Architekten Johannes Duiker entworfene Freiluftschule für das gesunde Kind realisiert. Angelehnt an diesen Meilenstein der Bildungsarchitektur hat das Architekturbüro Office Oblique knapp 90 Jahre später ein Primarschulhaus in der Gemeinde Naters im Oberwallis gestaltet. Der Entwurf des jungen Zürcher Büros ging als Sieger aus einem offenen Architekturwettbewerb hervor, der 2018 angesichts des steigenden Bedarfs an Unterrichtsräumen ausgelobt worden war. Umgeben von einem seit den 1970er-Jahren stetig erweiterten, typologisch heterogenen Ensemble, zeigt sich der grasgrüne Neubau mit dem verspielten Namen Froschkönig Ton in Ton mit den bewachsenen Südhängen der Berner Alpen und dem vorgelagerten Sportplatz.
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Grüner Froschkönig
Der kompakte Dreigeschosser ergänzt den Campus der Orientierungsschule Bammatta an der Westseite. Die Kubatur und Höhe des neuen Gebäudes sind an die benachbarte Wohnbebauung angelehnt. Seinen Namen verdankt das Bauwerk einer Verkleidung aus grünen Acryl-Wellplatten. Diese ziehen sich im Wechsel mit großzügigen Fensterbändern als breite horizontale Bahnen über die gesamte Fassade. Nur die südwestliche Ecke ist mit einer Aluminiumhülle ausgebildet: Hier soll der Schulbau künftig um sechs Klassenzimmer erweitert werden.
Drinnen und draußen lernen
Der modular aufgebaute Grundriss setzt sich aus zwei überlappenden Rechtecken zusammen. Jeweils zwei Klassenzimmer orientieren sich zu einem gemeinsamen Flur, der als erweiterter Lernraum genutzt werden kann. Insgesamt gibt es zehn Klassenräume – zwei im Erdgeschoss und je vier auf den oberen Geschossen. Nach dem Vorbild der Freiluftschule in Amsterdam dient in den oberen Etagen eine Loggia als Klassenzimmer im Freien. Den Lehrenden steht ein Raum im Erdgeschoss zur Verfügung.
Die Innenräume sind freundlich in hellen Farben gehalten. Wände und Decken sind in hellgrauem Sichtbeton ausgeführt, als Bodenbelag wurde teils graues, teils leuchtend gelbes Linoleum gewählt. In hellen Einbaumöbeln lassen sich Jacken und Taschen verstauen.
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Deckenpaneele für eine ruhige Lernumgebung
Zur Verbesserung der Raumakustik wurden im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss der Schule großformatige Akustikpaneele bündig in die Decken eingelassen. Damit die offen verlegten Installationen im zweiten Obergeschoss genügend Platz haben, wurden die Paneele hier mit etwas Abstand von der Decke abgehängt. Die Akustikplatten sind mehrschichtig aufgebaut: Auf eine raumseitige Schicht aus zementgebundener, feiner Holzwolle folgt schallabsorbierende Mineralwolle. So ließen sich ideale Nachhallzeiten im Hoch-, Mittel- und Tieffrequenzbereich erzielen.
Zudem wurden die Einbaumöbel auf den Fluren raumakustisch
optimiert, sodass auch außerhalb der Klassenzimmer eine angenehme
Akustik herrscht. Der Bodenbelag trägt ebenfalls dazu bei: Linoleum
ist nicht nur robust und leicht zu reinigen, sondern mindert als
weichfedernder Belag die beim Gehen entstehenden Geräusche.
-np
Bautafel
Architektur: Office Oblique, Zürich
Projektbeteiligte: ARGE albrecht + amoba, Brig (Bauleitung); Emch+Berger AG Bern, Brig (Bauingenieure); ELPRO Engineering, Brig (Elektro); Lauber IWISA, Naters (HLKS); Gartenmann Engineering, Bern (Bauphysik)
Bauherr/in: Gemeinde Naters
Fertigstellung: 2021
Standort: Weingartenstrasse 9a, 3904 Naters, Schweiz
Bildnachweis: Peter Tillessen, Archphot; Office Oblique, Zürich