Weingut Niepoort in Santo Adrão
Schiefer, Beton und Cortenstahl
Die portugiesische Weinregion Alto Douro ist steinig und karg. Seit 2000 Jahren wird hier Wein angebaut, gut ablesbar an den vielen steinernen Terrassen. Inmitten dieser Landschaft hat der Wiener Architekt Andreas Burghardt in Santo Adrão einen Neubau für die traditionsreiche Niepoort Winery gebaut.
Gallerie
Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung des Weingutes dauerte der Planungsprozess von 2000 bis 2007, dann jedoch entstand in kürzester Zeit, von Februar bis August, die Produktion und 2008 konnte ein zusätzlicher Probierraum fertiggestellt werden. Das Weingut liegt oben auf einem Hügel, von seinen Terrassen hat man einen atemberaubenden Blick in das Tal und über den Douro-Fluss. Hauptanliegen des Architekten war der sensible Umgang mit dem Gelände, deshalb grub er das Gebäude so weit es ging in den Berg hinein und bekleidete alle sichtbaren Wände mit dem traditionellen Material Schiefer. Da alle Stützmauern im Umkreis aus demselben Material bestehen, scheint das neue Gebäude geradezu aus dem Berg herauszuwachsen.
Niepoort keltert roten und weißen Wein und natürlich Portwein, für den die Gegend bekannt ist. Um jedes Pumpen zu vermeiden, werden die Trauben in der oberen 3. Ebene angeliefert und durchlaufen bis zum Verkauf alle Etagen des Gebäudes bis in den Keller. Dort befinden sich die Pressen und Lager, mit zum Teil sichtbar belassenen Felswänden. Da alle Lagerräume ganzjährig eine Temperatur von 15°C aufweisen müssen, kann die Kühlleistung dadurch deutlich verringert werden: Das Felsgestein kühlt die Fässer mit. Der nebenstehende Altbau beinhaltet nun Büroflächen und ist über einen Tunnel im Keller mit dem Neubau verbunden.
Das Materialkonzept ist denkbar einfach: Burghardt wollte so wenig Materialien wie möglich verwenden, das ganze Gebäude - alle Wände, Fußböden und Decken wurden aus Beton erstellt, innen so belassen und außen mit Schiefer bekleidet, die Metallteile bestehen weitestgehend aus Cortenstahl.
Schiefer
Alle sichtbaren Außenwände und -stützen des Gebäudes wurden mit
Schiefer aus dem Dourotal verkleidet. Nur so konnte der gewünschte
Eindruck entstehen, dass die neuen Gebäude Bestandteil der alten,
gewachsenen Struktur sind. Die Maße der Natursteine für die
Verblenderschicht fielen sehr unterschiedlich aus, in der Dicke
liegen sie zwischen 15 und 20 cm, in der Länge variieren sie von
30-50 cm, die Höhe beträgt ca. 5 cm. Den Handwerkern vor Ort wurden
große Freiheiten bei der Verarbeitung eingeräumt, sie kennen sich
mit der traditionellen Technik bestens aus.
Trotz der unterschiedlichen Größen ist jedoch die Schichtung der Schiefersteine vor den Betonteilen überall gleich. Sie wurden traditionell mit Mörtel vermauert, jedoch nicht zusätzlich verfugt.
Bei seinem ersten Besuch wollte der Architekt am liebsten gar
nichts bauen, so schön fand er die Landschaft. Mit den
Schiefermauern konnte er dann die neuen Volumen so in die
portugiesischen Berge integrieren, dass doch gebaut werden
konnte.
Bautafel
Architekt: Andreas Burghardt, Wien
Projektbeteiligte: Iperforma, Porto (Statik und Ausführungsplanung)
Bauherr: Niepoort (Vinhos), Vila Nova de Gaia
Fertigstellung: 2007
Standort: Quinta de Nápoles Têdo, 5110-543 Santo Adrão
Fachwissen zum Thema
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