Nachtfreundliche Beleuchtung
Schutz vor Lichtverschmutzung
Beleuchtete Sehenswürdigkeiten, die Skyline einer Großstadt, eine Lasershow oder auch die herkömmliche Straßenbeleuchtung, die uns Sicherheit geben soll: Was wir nachts an Städten schätzen, kann nicht nur zahlreiche Organismen, sondern auch uns Menschen beeinträchtigen. Die Lichtverschmutzung ist eine besondere Form der Umweltverschmutzung und bezeichnet den Mangel an Dunkelheit. Jährlich nimmt die Erhellung der Nacht global um 2 bis 6 % zu. Die künstliche Beleuchtung verändert den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus und führt beispielsweise zu Irritationen beim Pflanzenwachstum und bei nachtaktiven Insektenarten. Die Dauerbeleuchtung kann zudem das Brutverhalten von Vögeln oder Amphibien stören oder Zugvögel in der Orientierung beeinträchtigen.
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Desorientierte Zugvögel
Zugvögel lassen sich auf ihrem Flug von starken Lichtquellen wie beispielsweise Leuchttürmen oder erleuchteten Hochhäusern anlocken. Sie fliegen auf die Beleuchtung zu, umkreisen sie desorientiert oder stoßen mit ihr oder anderen Hindernissen zusammen. Tod, Stress oder Energieverlust sind mögliche Folgen. Ein besonderes Gefahrenpotenzial haben Lichtquellen in großer Höhe wie Werbeflächen oder Baukräne, da sie sich in der Flugbahn der Vögel befinden. Nächtliche Beobachtungen zeigen jedoch, dass auch bodennahe Beleuchtungen ein Risiko bergen, da Zugvögel auch nach der Landung auf Lichtreize reagieren. In Mitteleuropa dauert der Vogelzug von Anfang Februar bis Ende Mai und von Mitte Juli bis Ende November.
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Fledermäuse brauchen dunkle Korridore
Damit sie nicht von Greifvögeln oder Eulen gesehen und angegriffen werden, meiden Fledermäuse die Helligkeit – sogar, wenn sich dort mehr Insekten befinden. Sie bevorzugen dunkle Gebiete und benötigen im Stadtgebiet dunkle Korridore wie Parks oder Wasserläufe, um ihre Nahrungsgebiete und Schlafplätze zu erreichen. Schon einzelne beleuchtete Straßenzüge werden für sie zum Hindernis. Besonders kritisch ist die Beleuchtung von Brücken, Uferbereichen oder in der Nähe von Ausflugsöffnungen von Fledermausquartieren, wie z. B. Kirchendächern. In der Folge fliegen die Fledermäuse weniger oft zur Nahrungssuche aus, was auch den Fortpflanzungserfolg einschränkt. Im Extremfall verdursten oder verhungern die Tiere in ihrem Quartier.
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Insekten: Leuchten als Todesfalle
Insekten haben unverzichtbare Funktionen als Glieder der Nahrungskette und als Bestäuber von Pflanzen. Für nachtaktive Insekten spielt neben Duftstoffen das Licht von Mond und Sternen eine wichtige Rolle bei der Orientierung. Es bestimmt zudem die Schritte ihres Entwicklungszykluses. Sie werden oft von Lichtquellen angezogen, verbrennen dabei, sterben beim Aufprall, an Erschöpfung oder werden von Fressfeinden übermannt. 85 % der 4000 Schmetterlingsarten Mitteleuropas sind nachtaktiv und werden durch künstliche Beleuchtung, aber durch Einflüsse wie Pestizide drastisch eingeschränkt oder an den Rand des Aussterbens gebracht.
Licht intelligent und sparsam einsetzen
Künstliches Licht vermittelt Menschen Sicherheit und ermöglicht Tätigkeiten in den Abend- und Nachtstunden. Wie lässt sich Licht also möglichst umweltverträglich planen, um die negativen Auswirkungen von Lichtemissionen auf Flora, Fauna und Menschen zu begrenzen? Grundsätzlich gilt, dass eine ausgeschaltete Leuchte am verträglichsten ist. Die Notwendigkeit einer Außenbeleuchtung sollte daher immer kritisch hinterfragt werden. Naturobjekte wie Bäume, Pflanzen, Gewässer oder Felsen sollten nicht angestrahlt werden.
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Umweltverträgliche Lichtplanung
Eine umweltverträgliche Beleuchtung besteht aus wenigen Lichtpunkten in geringer Höhe, die einen Ort gleichmäßig ausleuchten, ohne zu blenden. Dafür eignen sich sogenannte Full-Cut-Off-Leuchten, die kein Licht über die Horizontale abstrahlen und Streulicht und Blendung reduzieren. Zum Schutz von Insekten sollten Lampen über ein geschlossenes Gehäuse verfügen, dessen Oberflächentemperatur unter 60 Grad Celsius liegt. Da Insekten kürzere Wellenlängen besser sehen, sollte kaltweißes Licht vermieden werden. Es eignen sich Amber-LEDs mit gelblichem Licht (Farbtemperatur 1800 bis 2200 Kelvin). Anstrahlungen sollten grundsätzlich von oben nach unten gerichtet sein.
Bedarfsorientierte Beleuchtung
Künstliches Licht sollte nur dort eingesetzt werden, wo es notwendig ist und nur so lange wie nötig. Mit Hilfe von Bewegungssensoren, Zeitschaltuhren und Dimmern lassen sich Leuchten bedarfsgerecht und zudem noch energiesparend betreiben. Auch Innenraumbeleuchtung, die nach außen abstrahlt, kann zur Lichtverschmutzung beitragen. Hier helfen ausgefahrene Jalousien, lichtdichte Vorhänge und ein Lichtmanagement, das sich auf die tatsächliche Nutzung beschränkt. -sh
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