Temporärer Pavillon in Cognac
Ein Hof voller Wellen
Das historische Gebäude der im französischen Cognac ansässigen Martell-Stiftung wird derzeit für den Kulturbetrieb umgebaut. Wenn alles fertig ist, sollen rund 5.000 Quadratmeter Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Während der Bauarbeiten, die bis spätestens 2021 abgeschlossen sein sollen, hat man sich etwas Besonderes überlegt: Verschiedene Künstler und Architekten haben in dieser Zeit die Möglichkeit, das Stiftungsgelände temporär zu gestalten. Das zweite Werk dieser Reihe stammt von Selgascano Architekten und kann noch bis zum 30. Juni 2018 besucht werden.
Gallerie
Mit einem Pavillon, der sich aus einer Abfolge von Wellen zusammenfügt, bespielt das spanische Architekturbüro fast die gesamte Grundfläche des gepflasterten Hofes vor dem Haupteingang der Stiftung. Als konstruktives Element wurden weiße, 5 cm starke Stahlrohre zu knapp 18 Meter langen Bahnen in Wellenform zusammengefügt. So entstanden 31 parallel verlaufende Bahnen von jeweils 2,40 Meter Breite. Insgesamt wurden 2.844 Meter der weißen Stahlrohre verbaut. Direkt darauf wurde das Kunststoffdach aus glasfaserverstärktem Polyester befestigt. Da das nur ein Millimeter dünne Material leicht, transparent und obendrein wasserdicht ist, bot es gute Voraussetzungen für die Errichtung des temporären Bauwerks, das vom Spiel des einfallenden Lichts geprägt sein sollte. 2.370 Quadratmeter davon kamen zum Einsatz. Unter der gebogenen Dachkonstruktion bieten gelbe, mit Luft und Wasser gefüllte PVC-Kissen nicht nur zahlreiche Sitz-, Liege- und Spielmöglichkeiten, sondern sorgen auch für die notwendige Bodenhaftung des Pavillons, der mit keiner einzigen Schraube am Boden befestigt ist.
Die Wellenform generiert abwechslungsreiche, bis zu vier Meter
hohe Räume für Events, Konzerte und Workshops. In erster Linie aber
dient die Installation mit ihrer vielfältigen Erschließbarkeit und
ungewöhnlichen Perspektiven als Aufenthaltsraum, der von den
Besuchern erkundet und entdeckt werden soll. Nach ihrer Verwendung
im Stiftungshof wird sie abgebaut und soll dann in Teilstücken für
soziale Projekte wieder verwendet werden, während ein Rest als
Erinnerung vor Ort verbleibt.
Bautafel
Architekten: SelgasCano (José Selgas & Lucía Cano), Madrid
Projektbeteiligte: Bárbara Bardin (Architektur); Lastra & Zorrilla, Vigo (Bauunternehmen);
IDI ingenieros, Madrid (Statik); Onduline, Yainville (Kunststoffentwickler)
Bauherr: Fondation d'entreprise Martell, Cognac
Standort: 16 Avenue Paul Firino Martell, 16100 Cognac, Frankreich
Fertigstellung: Juni 2017
Bildnachweis: Iwan Baan, Amsterdam