Blå Planet bei Kopenhagen
Gebauter Wasserstrudel für ein Aquarium
Vor den Toren Kopenhagens hebt sich ein gigantischer Strudel aus der Uferebene des Öresund, der Meerenge zwischen Dänemark und Schweden. Die eindrucksvolle Architektur, entworfen vom dänischen Büro 3XN, macht damit gleich klar, worum es hier geht: Der Besucher von Den Blå Planet, einem der größten Aquarien Europas, soll gleichsam vom Sog des Wirbels hineingezogen werden in eine andere geheimnisvolle Welt des Lebens im Wasser.
Gallerie
Die einem Wasserstrudel nachempfundene Gebäudeform entwickelt sich aus der Ebene heraus und steigt zur Mitte hin an. Dadurch wirkt sie wie eine geologische Formation oder wie ein Wasserlebewesen, das aus dem Meer aufzutauschen scheint. Geländeoberfläche, Wände und Dach bilden einen fließenden Übergang. Dabei verstärken die reflektierende Außenhaut aus Aluminium und die das Gebäude umgebende Wasserfläche den Eindruck, dass hier die Grenze zwischen Land und Wasser aufgehoben wird.
Die entstandene Struktur bildet einen sternförmigen Grundriss mit fünf gebogenen Ausläufern. Über einen davon gelangt man in das Innere des Gebäudes. Das Foyer im Zentrum ist als runder Raum mit einer ungewöhnlichen Decke gestaltet: Nach oben schaut man gegen den gläsernen Boden eines großen, flachen Wasserbassins, durch welches Licht einfällt. Dadurch entstehen sich bewegende Reflexionen auf Wände und Boden, ähnlich dem Lichteinfall unter Wasser. Vom Foyer aus gelangt man in drei verschiedene Wasserwelten zu den Themen Fluss, See und Meer, jeweils in einem der Arme des Strudels. Der übriggebliebene Arm wird von einem großen Ozeanbecken mit 4 Millionen Litern Meerwasser eingenommen.
Jeder Themenbereich besitzt einen eigenen Eingang über eine
Glasfassade am Ende des jeweiligen Ausläufers. So sollen lange
Besucher-Warteschlangen vermieden werden. Die Gebäudeform bietet
jedoch noch einen weiteren Vorteil: Sollten einmal Erweiterungen
notwendig sein, können die Ausläufer einfach verlängert werden. Von
den Umbaumaßnahmen wäre dann nicht das ganze Aquarium betroffen,
sondern einzelne Themengebiete könnten geschlossen werden, während
Besucher weiter Zugang zu den anderen Bereichen hätten.
Dach/Konstruktion
Die mithilfe eines 3D-Programms entwickelte Gebäudehülle besteht
aus einfach gekrümmten Flächen. Dies ermöglichte ein Tragwerk aus
linearen Stahlprofilen, die zu 54 unterschiedlichen Stahlrahmen
gefügt und radial angeordnet wurden. Die Bodenplatte ruht auf 1.200
Pfählen, die bis zu einem Kalkbett in 12 bis 14 Metern Tiefe
reichen.
Das Stahltragwerk ist mit einer gedämmten Hülle aus rautenförmigen Aluminiumtafeln bekleidet, die auf einer wiederum linearen Lattung befestigt sind. Das Material eignet sich dabei sowohl als Bekleidung für die Wand als auch für das Dach und passt sich gleichzeitig der gebogenen Form des Gebäudes an. Durch seine geringe Stärke ließen sich an den Schnittkanten der aufeinandertreffenden Flächen scharfe Kanten herstellen.
Die schuppenartige, silbrige Aluminiumhaut verstärkt die Wirkung
eines aus dem Meer aufgetauchten Unterwasserwesens. Ähnlich der
gekräuselten Wasseroberfläche reflektiert sie einfallendes Licht
und wechselt damit ihre Farbe und ihr Aussehen je nach
Wetterlage.
Bautafel
Architekten: 3XN, Kopenhagen
Projektbeteiligte: Moe & Brødsgaard, Kopenhagen (Ingenieure); HJ Landskab, Kopenhagen (Landschaftsarchitektur); Kvorning Design & Kommunikation, Kopenhagen (Ausstellungskonzept); MT Højgaard, Hoffmann, Soborg/Kai Andersen, Holte/E. Pihl & Søn, Lyngby (Bauunternehmen); AAT Advanced Aquarium Technologies,Mooloolaba Queensland (Aquariumtechnik); PLH Arkitekter, Kopenhagen (Architekten auf Bauherrenseite)
Bauherr: Bygningsfonden Den Blå Planet, Kopenhagen
Fertigstellung: 2013
Standort: Jacob Fortlingsvej 1, 2770 Kastrup
Bildnachweis: 3XN, Kopenhagen; Fotos: Adam Mørk, Anders Thormann, Jorgen Jorgensen, alle Kopenhagen; Lageplan: CoWi, Kopenhagen