Waldhaus in Guanacaste
Pavillon mit viel Luft und Licht
Vom aufreibenden Stadtleben hatte sie nach Jahrzehnten genug - die Bauherrin wünschte sich ein Wohnhaus mit Blick zum Mond und fand im Wald von Costa Rica einen guten Platz dafür. Also bat sie ihren Sohn, den Architekten Benjamin Garcia Saxe, dort eine Unterkunft zu errichten. Der hatte schon lange davon geträumt, seiner Mutter ein richtiges Zuhause bauen zu können, einen festen Wohnsitz als Treffpunkt der Familie. Er entwarf eine Residenz, die vorwiegend aus Bambus besteht. Die schützende Hütte bezieht die gewachsene Umgebung mit ein: Licht, Luft und Geräusche durchdringen den Leichtbau.
Gallerie
Das Haus ist symmetrisch aufgebaut und besteht aus einem privaten und einem öffentlichen Wohnmodul. Der Schlafraum und der Bereich zum Wohnen und Kochen sind über einen Patio miteinander verbunden, in dessen Mitte eine Palme wächst. Breite Glasschiebetüren bilden den Raumabschluss zum Innenhof. Diesem ist auf einer Seite der Eingang und auf der anderen eine Sanitärkabine mit Dusche, WC und Waschbecken angegliedert. Auf deren Dach steht eine von Regen und Grundwasser gespeiste Zisterne, die neben dem Bad auch das Spülbecken in der Küche versorgt. Patio, Schlaf- und Wohnraum sind jeweils fünf Meter lang und vier Meter breit, zu beiden Seiten der Wohnräume sind Terrassen aufgeständert.
Die tragende Struktur des Pavillons besteht aus Stahl, eingebunden in Betonfundamente. Nur die beiden Enden des lang gestreckten Hauses - am Kopfende des Bettes und im Bereich der Kochzeile - sind vollständig mit Bambusbrettern geschlossen. Die übrige Fassade ist gegliedert durch bewegliche Stahlrahmen im Raster von einem Meter. Gefüllt sind diese mit einem Gitter aus Abschnitten von Bambusrohren, aufgezogen an horizontalen Stangen. Im Bereich der Wohnräume ist auf der Innenseite der Rahmen Sackleinen befestigt. Die Stahlrahmen werden mittig gehalten, sind auf einem Schienensystem beweglich gelagert und lassen sich ein- und ausfahren. Über diese Elemente entsteht ein facettenreiches Schattenspiel. Das Sonnenlicht dringt morgens in den Schlafraum, wandert tagsüber weiter zum Innenhof und scheint abends ins Wohnzimmer.
Dach
Die innere symmetrische Ordnung des Leichtbaus ist äußerlich klar
ablesbar: Jeden der beiden Wohnräume bedeckt ein Zelt- bzw.
Pyramidendach, Innenhof und Eingangsbereich bleiben offen. Die
Dächer sind aus zwei Ebenen aufgebaut; die innere besteht aus
schmalen Stahlträgern, die in einem quadratischen, offenen Rahmen
an der Dachspitze zusammentreffen. Die Zwischenräume der Träger
sind über dem Wohnraum analog zur Fassade mit Bambusrohren gefüllt,
über dem Schlafraum zum Schutz vor Insekten mit Sackleinen bezogen.
Die Innendächer sind steiler geneigt als das äußere und überdecken
eine Fläche von vier mal vier Metern, die Enden des Gebäuderiegels
im Bereich der Kochzeile und am Kopfende des Bettes wurden flach
gedeckt.
Das äußere Dach ragt weit über die Innenräume hinaus und
überdeckt die Terrassen vollständig. Die tragende Konstruktion
besteht auch hier aus Stahl, ist jedoch mit Wellblech gedeckt und
über Stangen mit dem Boden verspannt. Die Dachspitzen sind gekrönt
durch kleine, zu allen Seiten offene Türmchen, die als Windfänger
fungieren. So herrscht immer eine gewisse Luftzirkulation, die in
dem tropischen Klima eine wichtige Rolle spielt: Frische Luft
durchströmt die Bambusrohre in der Fassade zu beiden Seiten, die
warme Luft zieht durch die Dachöffnung nach oben ab.
-us
Bautafel
Architekt: Benjamin Garcia Saxe, London
Bauherr: Helen Saxe Fernandez, Guanacaste
Fertigstellung: 2010
Standort: Playa Avellanas, Guanacaste, Costa Rica
Bildnachweis: Benjamin Garcia Saxe, Andres Garcia Lachner, Isabel Betancourt