Schulsporthalle in Nový Hrozenkov
Große Glasflächen und kluge Lüftung
Das Städtchen Nový Hrozenkov, das im Tal des Flusses Bečva liegt, der durch die walachische Landschaft im östlichen Teil Tschechiens fließt, zählt nur knapp 3.000 Einwohner. Dennoch gibt es hier eine eigene Grundschule, die auch von den Kindern aus der Region besucht wird. Das Schulgebäude ist funktional gestaltet und besteht aus drei Gebäudeteilen unterschiedlicher Bauzeiten, die ein U mit einem innenliegenden Pausenhof formen. Der Ostflügel dieses Ensembles wurde kürzlich um eine Sporthalle erweitert, mit der das für den Entwurf verantwortliche Büro Consequence Forma Architects aus Brünn den formalen Schulterschluss zwischen der Architektur des Ortes und neuen Gestaltungsideen anstrebt. Die erforderliche Gebäudetechnik wurde geschickt in die Konstruktion integriert.
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Bereits zuvor gab es im Erdgeschoss des Bestands eine kleine Turnhalle, die jedoch längst nicht mehr dem nötigen Standard für einen ordentlichen Sportunterricht entsprach. Daher entschied die Stadtverwaltung, eine neue Turnhalle zu errichten, die dann sowohl von der Schule als auch von externen Vereinen und Gruppen genutzt werden kann. Mit dem Neubau, der den Ostflügel des Ensembles verlängert, war zugleich auch eine Generalsanierung der bestehenden Gebäude verbunden – nicht zuletzt, um eine merkliche Senkung des Energieverbrauchs zu erreichen.
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Eindeutige Gebäudeorientierung
Der wichtigste Entwurfsgedanke von Consequence Forma Architects war es, den Innenraum der Turnhalle mit der umgebenden Landschaft zu verbinden. Dafür haben die Architekt*innen an der zum Innenhof orientierten Westseite eine großzügige, nahezu geschosshohe Glasfassade über die gesamte Gebäudelänge angeordnet. Durch die Ausrichtung dieser Öffnung sind insbesondre die Abendstunden bei Sonnenuntergang besonders stimmungsvoll, wodurch eine ideale Atmosphäre etwa für Meditation, Yoga oder Tanz entsteht. In der gegenüberliegenden Ostseite befinden sich drei große, nahezu quadratische Fenster, die die räumliche Durchlässigkeit fortsetzen und von der Tribüne aus einen exklusiven Blick über das Stadtzentrum von Nový Hrozenkov erlauben.
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Klare Innenraumarchitektur
Die Westseite des mit einem Satteldach abschließenden Riegels ist mit einer schmalen, vertikalen Lärchenholz-Lattung bekleidet, die sich auch im Innenraum wiederfindet. In der Halle zieht eine große Kletterwand an der nördlichen Stirnseite die Aufmerksamkeit auf sich, an der man ab Traufhöhe wie in einer Art Kamin bis hoch hinaufgelangen kann. Oben angekommen, werden die Kletterer mit einem Ausblick auf die Landschaft durch ein schmales Giebelfenster belohnt. Darüber gibt es noch ein Oberlicht, das sich in der Außenansicht ebenfalls wie ein kurzer Kamin abzeichnet, mit einem Pendant auf der gegenüberliegenden Giebelseite. Alle anderen Wand- und Fassadenflächen sind vornehmlich weiß; außen in feinem Putz ausgeführt, innen mit teils akustisch wirksamen Platten.
Um das weit spannende Satteldach zu stützen, haben die Planer*innen große Fachwerkbinder in Dreiecksform entwickelt, die unten mit der inneren Decke verschlossen sind. Die Kräfte entlang der großen Westöffnung werden abgeleitet, indem hier ein Stahlgerüst mit schmalen Profilen angeordnet ist.
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Versteckte Lüftungstechnik
Die großzügige Glasfläche nach Westen bietet energetische Vorteile wie den Gewinn von kostbarer Wärmeenergie in den Übergangszeiten. Gegen eine mögliche Überhitzung im Sommer gibt es außenliegende Raffstore. Wichtig ist bei einer Sporthalle zudem eine effiziente Be- und Entlüftung. Dafür gibt es eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, die zwischen den Fachwerkträgern im Dach untergebracht ist. Das hat den Vorteil, dass die Frischluft gleich hier oben über zwei parallel zu den Hallenlängsseiten verlaufende Lüftungsschlitze eingeblasen werden kann. Die verbrauchte, wärmere und deshalb nach oben steigende Luft wird direkt über der Spielfeldebene über versteckte Ansaugöffnungen zwischen den Holzlatten abgeleitet. So wird die Innenarchitektur optisch nur wenig von der nötigen Lüftungstechnik beeinflusst.
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Effiziente Gebäudetechnik
Beheizt wird der Hallenraum über Bodenkonvektoren, die entlang der Glaswand im Boden versteckt sind. Dies ist jedoch nicht nur eine ästhetische Lösung, sondern verhindert im Winter auch ein Beschlagen der Gläser. Die Tribüne und der Verbindungsgang zu den Bestandsbauten sind zusätzlich mit Plattenheizungen versehen. Bei der Beleuchtung kamen – dem Stand der Technik entsprechend – LED-Leuchten zum Einsatz, die durch ihre deutlich längere Lebensdauer und ihren geringen Strombedarf zur Nachhaltigkeit und Energieeffizienz des Gebäudes beitragen. Sie sind in verschiedenen Modi für die unterschiedlichen Bedürfnisse schaltbar. Um kostbares Trinkwasser aus dem öffentlichen Leitungsnetz zu sparen, wird das Regenwasser der Dächer in Speicher mit einer Gesamtgröße von 165 m³ geleitet und für die Bewässerung der Gartenanlagen auf dem Gelände genutzt. -tg
Bautafel
Architektur: Consequence forma architects, Brünn
Projektbeteiligte: TM Stav, Vsetín (Bauunternehmer); Dalibor Vrubel (Tragwerk Hochbau); Střechy 92, Zlín (Tragwerk Dach); Babka & Šuchma, Brünn (Gebäudetechnik)
Bauherr*in: Stadt Nový Hrozenkov
Fertigstellung: 2021
Standort: Nový Hrozenkov 437, 75604 Nový Hrozenkov
Bildnachweis: BoysPlayNice, Prag