Pfarrzentrum St. Franziskus in Wels/A
Beheizung mit Sonnenenergie und Biomasse
Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit standen beim Bau des Pfarrzentrums St. Franziskus im österreichischen Wels an erster Stelle. Die weitestgehend im Passivhaus-Standard errichtete „Sonnenkirche“ wurde von den Architekten Luger & Paul geplant. Sie nimmt Bezug auf ihren Pfarrpatron Franz von Assisi mit dessen Maxime zur Bewahrung der Schöpfung. Außerdem sollte das Gebäude mehr sein als nur „ein Raum zum Beten“; gesucht war ein Ort der Gemeinschaft, der als Treffpunkt und Versammlungsort genutzt werden kann.
Gallerie
Der Kirchenneubau erweitert einen 1998 von Georg Kirchweger gebautes längliches Haus mit Büros, Wohnungen und Jugendräumen. Umgeben vom Grün der Landschaft besteht der Neubau aus zwei Gebäudeteilen: dem Gemeindesaal mit Andachtsraum und Foyer und einem Riegel, der die Nebenräume aufnimmt. Der Turm, indem statt Glocken Klangrohre zum Einsatz kommen, markiert den Eingang. Linker Hand liegt ein schlichter Arkadenhof, hinter dem sich das integrierbare Eingangsfoyer und der große Kirchenraum befinden. Daran angeschlossen ist ein Andachtsraum mit Taufbecken, der nach Bedarf ebenfalls zugeschaltet werden kann. Auf der gegenüberliegenden Seite bleibt der Zugang offen und führt in die Nebenräume mit dem Buffet- und Küchenbereich. Zwischen Gemeindesaal und Riegel liegt der überdachte Vorplatz, der auch als Außenfoyer genutzt werden kann.
Der Gemeindesaal ist als schwarze Glasbox ausgebildet, in deren Fassade 200 m² Photovoltaik-Elemente integriert wurden, die jedoch nicht als solche in Erscheinung treten, sondern eher wie ein quadratisches Fassadenmuster anmuten. Eine 4,00 m breite und 13,00 m lange Glasfuge, zentral im Dach des Gemeindesaals eingelassen, lässt sich je nach Witterung und gewünschter Lichtstimmung durch verstellbare Klima- oder Lichtsegel öffnen und schließen. Anstelle eines Kreuzes ist ein Y-förmiger Olivenbaum aufgestellt. Das Innere des Holzriegelbaus aus wandhohen Fassadenfertigteilen aus Lärchenholz ist mit Gipskarton und farbig gebeizten Birkensperrholzvertäfelungen verkleidet.
Gebäudetechnik
Zur Beheizung des Pfarrzentrums kommen Sonnenenergie und
regenerative Energie aus Biomasse zum Einsatz. Durch die thermische
Optimierung der Gebäudehülle und die Nutzung passiver Sonnenenergie
(vor allem über die Lichtachse des Sakralraumes) wird ein niedriger
Heizwärmebedarf erreicht. Berechnet wurde ein
Heizenergieverbrauch von 31 kWh/m²a. Einen Großteil der noch
benötigten Raumwärme liefert die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Dabei wird die benötigte
Frischluft über einen Erdwärmekanal angesaugt. Im Winter wird die
Zuluft
vorgewärmt, im Sommer abgekühlt. Die Temperatur im Kirchenraum
beträgt im Winter ohne Heizung zwischen 12 und 15°C. Den
Restwärmebedarf liefert eine Fußbodenheizung, die von den
Sonnenkollektoren betrieben wird. Hier kommt ein auf 85 kW
ausgelegter Pellets-Kessel CO₂-neutral zum Einsatz. Zudem speichert
der magnesitgebundene Holzzementestrich des Kirchenraumes die Wärme
besonders gut.
Für die Warmwasserbereitung wurde eine 32 m² große thermische Solaranlage mit zweimal 1.000 Liter Pufferspeicher installiert. Der Jahresertrag der Photovoltaik-Anlage liegt bei rund 15.300 kWh und ist somit höher als der Eigenbedarf. Im Sommer können bis zu 45 Haushalte zusätzlich mit elektrischer Energie versorgt werden. Insgesamt wird durch die aktive Nutzung der Sonnenenergie eine jährliche CO₂-Reduktion von etwa 15,7 t erreicht.
Bautafel
Architekt: Luger & Maul, Wels/A
Projektbeteiligte: KI Raffelsberger, Wels (Tragwerk Massivbau); DI Kulcsar, Wien (Tragwerk Holzbau); Team Gmi, Bernhard Gasser, Dornbirn (Energiekonzept); Helmut Priesner, Linz (Haustechnik)
Bauherr: römisch-katholische Pfarrei St. Franziskus, Wels; Diözesanfinanzkammer, Linz
Fertigstellung: 2005
Standort: Lauriacumstraße 4, 4470 Wels/A
Bildnachweis: Walter Ebenhofer, Steyr/A