Mineralbad & Spa Samedan

Treppauf, treppab im Schachtelbad

Wer den kleinen Wintersport- und Luftkurort Samedan im Herzen des schweizerischen Oberengadins besucht, der gelangt irgendwann unweigerlich auf den historischen Dorfplatz. Zwischen den gut erhaltenen Gebäuden aus dem 16. und 17. Jahrhundert fällt vor allem die Barockkirche mit ihrem zierlichen Turm ins Auge. Direkt an ihre Rückwand schließt ein Neubau an, von dem man zunächst annehmen könnte, dass es sich um eine Erweiterung des Kirchenbaus handelt. Doch weit gefehlt: Nicht dem lieben Gott wird hier gehuldigt, sondern dem Körper – und zwar all derer, die das Mineralbad & Spa Samedan besuchen, das sich in diesem Gebäude befindet. Geplant wurde es von Miller und Maranta Architekten aus Basel, die den zuvor ausgelobten Wettbewerb gewonnen hatten.

Gallerie

Den Architekten war es wichtig, den Neubau behutsam in das Ortsbild einzufügen. Im Süden des Dorfplatzes gelegen, rückten sie ihn ein wenig von der schmalen Straße ab und ordneten seine Traufhöhe denen der Kirche und der Nachbarhäuser unter. Gleichzeitig gaben sie dem Haus eine Gestalt, die sich selbstbewusst gegen die bestehende Bebauung behauptet. Statt verzierter Fassaden und der in der Region typischen Vordächer besitzt es ein Flachdach mit schmaler Dachkante. Auffallend sind einzig die bunt gefliesten Rahmen um die unregelmäßig über die weiß verputzte Fassade verteilten Fenster.

Weil das Grundstück nur wenig Platz bot, entschieden sich Bauherr und Architekten für eine ungewöhnliche Raumanordnung. Anstelle der sonst üblichen Flächenausdehnung sind hier die Räume vertikal auf drei Ober- und zwei Untergeschossen verteilt. Labyrinthartig werden die Besucher treppauf, treppab durch Kammern, Nischen und Höfe bis hinauf aufs Dach geführt. Das Wasser kommt aus einer schwefel- und kalziumhaltigen Mineralquelle, die bei einer Bohrung während der Bauarbeiten in 35 m Tiefe entdeckt wurde – ein Glücksfall für die Betreiber, die sich seitdem Mineralbad nennen dürfen.

Der Eingang ist eher unscheinbar in die Fassade eingelassen. Durch gläserne Schwingtüren gelangen die Besucher zunächst in einen kleinen Empfangsraum und dann weiter ins erste Untergeschoss, wo in rotbraun glänzendem Redwoodfurnier insgesamt 130 Garderoben flächenbündig in die Wände eingelassen sind. Dann geht es wieder hoch ins Erdgeschoss, wo sich das acht Meter hohe Alpenbad befindet, um das herum eine Folge von Dampfbädern unterschiedlicher Größe angeordnet ist. Im ersten Obergeschoss gibt es ein Sprudelbad mit riesigem Lüster an der Decke, daneben in einem hohen, schlauchartigen Raum das Heißbad. Wieder eine Etage höher befinden sich Ruheräume mit und ohne Nischen, außerdem die Arvenstube und die Lärchenschatulle. Der letzte Gang führt ins Dachgeschoss mit kleinem Außenbecken und Liegen auf der Dachterrasse, die im Sommer zum Sonnenbaden einladen. Ganzjährig lässt sich im 35°C warmen Wasser liegend, der Blick auf das Bergpanorama genießen. Tief in der Erde dagegen liegt das zweite Untergeschoss. Hier sind eine Werkstatt und die Technik untergebracht. Dazu gehören Steuer- und Überwachungsmaschinen, eine Wasseraufbereitungsanlage, mehrere Heizkessel, Pumpen und Filter.

Die äußeren Fensterrahmen deuten schon ein wenig daraufhin, was die Badenden im Inneren des Gebäudes erwartet – nämliche viele bunte Fliesen. Jeder Baderaum leuchtet in unterschiedlichen Farbtönungen von Gelb über Grün zu Rot. Die besondere Wirkung der keramischen Wand-, Boden- und Deckenverkleidungen wird durch die gezielte Lichtführung noch hervorgehoben. Durch Fensteröffnungen und Oberlichter fällt mal direktes, mal indirektes Sonnenlicht in die Badekammern. Ergänzt wird es von Leuchten, die in den Wasserbecken installiert sind. Eine Ausnahme in der Raumgestaltung bilden die Lärchenkammer und die Arvenschatulle im zweiten Obergeschoss, die statt mit Fliesen komplett mit Holz verkleidet sind. Mit dieser Entscheidung wollte der Bauherr dem einheimischen Handwerk Respekt zollen.

Fliesen und Platten
Wände, Decken und Böden der Badekammern sind mit handgefertigten Steingutfliesen in unterschiedlichen Farben bedeckt. Dabei hat jedes Bad einen anderen Farbverlauf: Gelbtönungen sind es im Alpenbad, ein tiefdunkles Rot im Sprudelbad, ein helleres in den Dampfbädern. In einem dunklen Grünblau ist der Ruheraum gefliest und im Heißbad taucht der Badende in helles Grüngelb. Alle Farbglasuren wurden eigens für dieses Objekt entwickelt. Nachdem der Hersteller zahlreiche Muster angefertigt hatte, entschieden sich die Planer für insgesamt 26 unterschiedliche Ausführungen. Ausgenommen von dem Farbenspiel sind der Eingang und die Treppenhäuser, die alle mit grauen, matten Fliesen bedeckt sind.

Die bunten Steingutfliesen variieren nicht nur in ihren Farben, sondern auch in ihren technischen Eigenschaften. Während Wände und Decken mit flächenebenen, glänzend glasierten Fliesen ausgekleidet sind, verfügen die keramischen Bodenbeläge über rutschhemmende Oberflächen, die auch bei Nässe Trittsicherheit gewährleisten. Neben dem quadratischen Standardformat von 13,5 x 13,5 cm kamen Formteile für Rinnen, Kehlsockel und Luftauslässe zum Einsatz, die farblich passend ebenfalls von Hand gefertigt wurden. Gebrannt wurden alle Keramikelemente bei 1.100°C, der Brandvorgang dauerte zwei Tage. Die Glasur sorgt für eine gute Beständigkeit, vor allem gegen die chemischen Einflüsse des schwefelhaltigen Quellbadewassers. Außerdem macht sie die Fliesen schmutzunempfindlich und reinigungsfreundlich. Die Verlegung erfolgte im englischen Verband, d.h. jede Fliese wurde um die Hälfte versetzt parallel verlegt. Als Vorlage für die Fliesenleger dienten plakatgroße Verlegepläne der Architekten.

Handgefertigte Keramik rahmt auch die Fenster im Außenbereich. Hier kamen Steinzeugfliesen zum Einsatz, die wegen ihrer geringen Wasseraufnahme (unter 3%) frostbeständig sind. Auch das Außenbecken auf dem Dach des Mineralbades wurde mit diesem Material gestaltet.

Bautafel

Architekten: Miller & Maranta, Basel
Projektbeteiligte: Jürg Buchli, Haldenstein (Tragwerksplanung); Kuster & Partner, Chur (Bauphysik); Grünig & Partner, Liebefeld (Sanitär- und Bädertechnik); Energieatelier, Thun (Heizung, Lüftung); Hilpert, Fulda (Fliesenhersteller Baderäume); Hess, Liestal und Staub Plattenbelege, St. Moritz (Fliesenleger)
Bauherr: CS Anlagestiftung Real Estate Switzerland / Andreas Roth, Zürich
Entwickler und Betreiber: Roger Bernet und Peter Arnold von der Firma Acqua-Spa-Resorts, Mineralbad & Spa Samedan
Fertigstellung: 2011
Standort: Dorfplatz, San Bastiaun 3, 7503 Samedan
Bildnachweis: Blue Water Com, Unterkulm

Fachwissen zum Thema

Die Einteilung keramischer Erzeugnisse

Die Einteilung keramischer Erzeugnisse

Keramische Beläge

Herstellung von keramischen Fliesen und Platten

Zu den keramischen Erzeugnissen gehören Platten und Fliesen, also Baustoffe, die für den Belag von Böden und für die Bekleidung...

Fliesen in Schwimmbädern müssen trittsicher sein, deshalb sorgt eine profilierte Oberfläche für die sichere Fußsohlenhaftung

Fliesen in Schwimmbädern müssen trittsicher sein, deshalb sorgt eine profilierte Oberfläche für die sichere Fußsohlenhaftung

Einsatzbereiche

Schwimmbäder

Fliesen und Platten, die im Barfußbereich eines Schwimmbades verlegt werden, besitzen spezielle Oberflächen. Sie müssen...

Hauptanwendungen für Steingutfliesen sind Wandbekleidungen im Innenbereich

Hauptanwendungen für Steingutfliesen sind Wandbekleidungen im Innenbereich

Keramische Beläge

Steingut

Steingut wird unterhalb der Sintergrenze bei Temperaturen zwischen 900 und 1.100°C gebrannt, weshalb es nicht zum Sintergut,...

Für die Steinzeugfliesen der Kollektion FS orientierte sich der Designer Francisco Segarra an den Ornamenten historischer Zementfliesen

Für die Steinzeugfliesen der Kollektion FS orientierte sich der Designer Francisco Segarra an den Ornamenten historischer Zementfliesen

Keramische Beläge

Steinzeug

Im Unterschied zu Steingut besteht Steinzeug aus Feinkeramik und wird trockengepresst sowie bei 1.150 bis 1.300°C gebrannt. Die...

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Fliesen und Platten sponsored by:
Zum Seitenanfang

Der Neubau nach Plänen von Behnisch Architekten ersetzt das 2015 bei einem Großbrand zerstörte Hallenbad aus den 1980er-Jahren.

Der Neubau nach Plänen von Behnisch Architekten ersetzt das 2015 bei einem Großbrand zerstörte Hallenbad aus den 1980er-Jahren.

Sport/​Freizeit

Schwaketenbad in Konstanz

Dachlandschaft und keramische Fliesen schaffen Zonen von Geborgenheit oder aktivierender Weite

Die Nordseite des neuen Kurhauses ist stufig ausgebildet und soll zusammen mit der sandfarbenen Putzfassade an einen zerklüfteten Felsen erinnern.

Die Nordseite des neuen Kurhauses ist stufig ausgebildet und soll zusammen mit der sandfarbenen Putzfassade an einen zerklüfteten Felsen erinnern.

Sport/​Freizeit

Kurhaus in Bad Alexandersbad

Impulsgeber für Gemeinde und Bäderkultur

Das energieeffiziente und mit der Zertifizierung Klimaaktiv Gold ausgezeichnete neue Paracelsusbad in Salzburg wurde nach Plänen von Berger + Parkkinen Architekten errichtet.

Das energieeffiziente und mit der Zertifizierung Klimaaktiv Gold ausgezeichnete neue Paracelsusbad in Salzburg wurde nach Plänen von Berger + Parkkinen Architekten errichtet.

Sport/​Freizeit

Paracelsusbad in Salzburg

Keramische Welle

Das Noorderparkbad nach Plänen des Büros De Architekten Cie. liegt innerhalb eines Parks im Norden von Amsterdam.

Das Noorderparkbad nach Plänen des Büros De Architekten Cie. liegt innerhalb eines Parks im Norden von Amsterdam.

Sport/​Freizeit

Noorderparkbad in Amsterdam

Familienbad mit Referenzen an die Amsterdamer Schule

Auf mehr als 18.000 m² können Besucher der Wasserwelt Langenhagen das umfangreiche Bade- und Wellness-Angebot nutzen.

Auf mehr als 18.000 m² können Besucher der Wasserwelt Langenhagen das umfangreiche Bade- und Wellness-Angebot nutzen.

Sport/​Freizeit

Sport- und Freizeitbad in Langenhagen

Material- und Farbakzente erleichtern die Orientierung

Die private Spa- und Poollandschaft umfasst ein Außenbecken mit überdachtem Aufenthaltsbereich und ein unterirdisches Innenbecken mit Sauna

Die private Spa- und Poollandschaft umfasst ein Außenbecken mit überdachtem Aufenthaltsbereich und ein unterirdisches Innenbecken mit Sauna

Sport/​Freizeit

Privater Spa mit Pools in Schweden

Weiße Fliesen im Fischgrätmuster

Die gläserne Schwimmhalle wird von zwei Trakten flankiert, die auch den Eingangsplatz im Süden fassen

Die gläserne Schwimmhalle wird von zwei Trakten flankiert, die auch den Eingangsplatz im Süden fassen

Sport/​Freizeit

Hallenbad Svetice in Zagreb

Strukturierung durch farbintensive Keramik im Riemchenformat

Modernisierung der Therme in Soltau

Sport/​Freizeit

Modernisierung der Therme in Soltau

Diffusionsdichtes Reaktionsharz-Abdichtungssystem im Beckenbereich

Der Haupteingang befindet sich mittig im Gesamtbau unter einem scheinbar weit auskragenden Bauvolumen

Der Haupteingang befindet sich mittig im Gesamtbau unter einem scheinbar weit auskragenden Bauvolumen

Sport/​Freizeit

Sportkomplex Koning Willem-Alexander in Hoofddorp

Schallschutz mit 3-D-Wand aus keramischen Formteilen

Mit ihrem 25 x 50 Meter großen Becken war die Schwimmhalle zur Zeit ihrer Entstehung die größte Europas

Mit ihrem 25 x 50 Meter großen Becken war die Schwimmhalle zur Zeit ihrer Entstehung die größte Europas

Sport/​Freizeit

Schwimmhalle Finckensteinallee in Berlin

Altes Bad in neuem Glanz

In die großflächig verglaste Fassade schieben sich zwei organisch geformte Baukörper, die mit sibirischem Lärchenholz verkleidet sind

In die großflächig verglaste Fassade schieben sich zwei organisch geformte Baukörper, die mit sibirischem Lärchenholz verkleidet sind

Sport/​Freizeit

Emser Therme in Bad Ems

Spiel mit Fliesen: Mosaike, Quadrate, Lang- und Großformate

Das Geusseltbad beherbergt auf 1.400 Quadratmetern unterschiedliche Schwimmbereiche: ein Freizeit-, ein Wettkampf- und ein Schwimmerbecken sowie ein Pflegebad und einen Außenpool

Das Geusseltbad beherbergt auf 1.400 Quadratmetern unterschiedliche Schwimmbereiche: ein Freizeit-, ein Wettkampf- und ein Schwimmerbecken sowie ein Pflegebad und einen Außenpool

Sport/​Freizeit

Geusseltbad in Maastricht

Keramische Cradle-to-Cradle-Fassade in Schwarz-Grau-Tönen

Statt in die Fläche verteilen sich die Badekammern schachtelartig über fünf Geschosse, hier das Alpenbad

Statt in die Fläche verteilen sich die Badekammern schachtelartig über fünf Geschosse, hier das Alpenbad

Sport/​Freizeit

Mineralbad & Spa Samedan

Treppauf, treppab im Schachtelbad

Der reduzierte Baukörper ist optisch zweigeteilt: Oben besteht die Fassade aus Profilbauglas, der Sockel ist mit farbigen Fliesen gestaltet

Der reduzierte Baukörper ist optisch zweigeteilt: Oben besteht die Fassade aus Profilbauglas, der Sockel ist mit farbigen Fliesen gestaltet

Sport/​Freizeit

Dreifeldsporthalle in Berlin-Friedrichshagen

Pixellandschaft aus bunten Fliesen

Hallenbad in Bad Saulgau

Sport/​Freizeit

Hallenbad in Bad Saulgau

Feinsteinzeug- und Steingutfliesen in Weiß, Grau und Blau

Das vorhandene Freibad wurde umfassend saniert und mit einem neuen Hallenbad ergänzt, das aus vier Pools besteht

Das vorhandene Freibad wurde umfassend saniert und mit einem neuen Hallenbad ergänzt, das aus vier Pools besteht

Sport/​Freizeit

Sport- und Freizeitbad Allerwelle in Gifhorn

Ausgewogenes Farbkonzept mit Fliesen in Weiß, Grau und Anthrazit

Die Ränder der Schwimmbecken sind aus Marmor, die Beckenumgänge aus einer Feinsteinzeugfliese

Die Ränder der Schwimmbecken sind aus Marmor, die Beckenumgänge aus einer Feinsteinzeugfliese

Sport/​Freizeit

Umbau der Vitasol Therme in Bad Salzuflen

Verfliesung eines Bades mit solehaltigem Wasser

Südansicht der Therme mit Eingang und fünfgeschossigen Gesundheitszentrum

Südansicht der Therme mit Eingang und fünfgeschossigen Gesundheitszentrum

Sport/​Freizeit

Therme Oberlaa in Wien

Fliesenspiegel aus Steinzeug und Feinsteinzeug

Die eineinhalb Kilometer lange Strandpromenade in Benidorm

Die eineinhalb Kilometer lange Strandpromenade in Benidorm

Sport/​Freizeit

Die Uferpromenade in Benidorm

Wabenförmige Keramikplatten in Regenbogenfarben

Eingangsbereich des Schwimmbades

Eingangsbereich des Schwimmbades

Sport/​Freizeit

Geibeltbad in Pirna

Badelandschaft aus Naturstein

Eingangsfassade in Glas und Holz

Eingangsfassade in Glas und Holz

Sport/​Freizeit

Eifel-Therme Zikkurat in Mechernich

Fliesen mit antibakterieller Oberflächenveredelung

Fliesen im Metrostil

Urbanes Flair für diverse Anwendungen mit den glänzenden Facettenfliesen District von AGROB BUCHTAL

Partner-Anzeige