Die Uferpromenade in Benidorm
Wabenförmige Keramikplatten in Regenbogenfarben
Rund 50 Kilometer nordöstlich vom spanischen Alicante liegt das Ferienparadies Benidorm. Die 70.000-Einwohnerstadt an der Costa Blanca ist seit den 1960er Jahren ein Domizil für Millionen von Touristen, so dass die Einwohnerzahl der Stadt in der Hauptsaison zeitweise auf über 1,5 Millionen steigt. Mittlerweile prägen dicht beieinander stehende Apartment- und Hoteltürme die Skyline des ehemaligen Fünftausend-Seelen-Fischerdörfchens. Für die Umgestaltung der Uferpromenade am eineinhalb Kilometer langen, weit geschwungenen Oststrand Playa de Levante wurde ein Wettbewerb initiiert, den das Studio OAB unter der Leitung von Carlos Ferrater und Xavier Martí Galí mit einem spektakulären Entwurf im Juni 2002 für sich entscheiden konnte.
Gallerie
Die neue Promenade, welche nach dreijähriger Bauzeit im Jahr 2009 fertiggestellt wurde, schlängelt sich in organischen Linien den Strand entlang und erinnert mit ihrer Form an die Brandung der Wellen des Mittelmeeres. Sie soll nicht als Abtrennung von dicht bebauter Stadt und erholsamen Strand fungieren, sondern vielmehr eine Verbindung zwischen diesen beiden Elementen schaffen. Hierbei galt es einen Höhenunterschied von viereinhalb Metern zu überbrücken. Mit Hilfe von Rampen und Treppen enstand eine Promenade, die zum Einen die Funktion eines Schutzwalls übernimmt, um die Strandurlauber von den betonierten Häusermassen und –schluchten sowie vom Straßenlärm abzuschotten. Zum Anderen wird ein eigenständiger öffentlicher Freiraum gebildet, der Platz für allerlei Aktivitäten bietet und somit einen völlig neuen qualitativ hochwertigen Aufenthaltsraum schafft.
Auf verschiedenen, miteinander verbundenen Ebenen und
Plattformen sind Aus- und Einbuchtungen entstanden, die sich in
unregelmäßigen Abfolgen aus konkaven und konvexen Linien und Wellen
am Strand entlang ausbreiten. So wird die gesamte Promenade, deren
Breite zwischen 8 und 30 Metern variiert, zu einem komplexen
Gefüge, die nicht etwa dem Gesetz des Zufalls gehorcht, sondern
sich streng an geometrische Gesetzmäßigkeiten hält. Dies
erleichterte die Konstruktion und den Aufbau der Anlage, denn die
einzelnen Elemente konnten nach und nach miteinander verbunden
werden.
Fliesen
und Platten
Während auf der Stadtseite der Promenade schlichter Sichtbeton das
Bild dominiert, ist die Kehrseite zum Meer hin in leuchtendem Weiß
gehalten. Die Oberfläche der Uferstraße wiederum strahlt in
kräftigen Farbtönen – von Dunkelblau, über Grün bis hin zum satten
Orange. Sie besteht aus farbigen, glasierten, Keramikplatten, die
mit insgesamt 22 unterschiedlichen Farbtönen an einen Regenbogen
erinnert. Die runden Platten, bestehend aus stanggepresstem
Feinsteinzeug, haben einen Durchmesser von 43 cm und wurden eng
beieinander liegend verlegt. In den Zwischenräumen wurden neben
kleineren Platten in abgerundeter Dreiecksform auch LED-Spots
verlegt, so dass insgesamt eine homogene Oberfläche in Wabenform
entstanden ist. Der dynamische Charakter der Uferpromenade wird
durch die markante Form und Farbgebung der Keramikplatten
verstärkt. Die Pflasterung wird durch kleine, unterschiedlich
bepflanzte Inseln unterbrochen.
Außerdem bieten Treppen und Rampen Auf- und Abgänge von der
Promenade und Zugänge zum Strand. Auf der Strandseite, am Fuße der
Promenade, verläuft ein geschwungener Steg aus imprägniertem Holz,
der als Rückzugsort vor Sonne und Regen dienen kann. So hat
Benidorm einen neuen, heiteren Stadtraum bekommen, der mehr ist als
eine „reine“ Strandpromenade.
Bautafel
Architekten: Carlos Ferrater und Xavier Martí Galí, Studio OAB, Barcelona
Projektbeteiligte: Juan Calvo. Pondio (Aufbau); Ecisa-Dragados (Konstruktion); Luca Cerullo (Mitarbeiter); Keramia, Moncofa (Fliesenhersteller)
Bauherr: Generalitat Valenciana - Ajuntament de Benidorm
Bebaute Fläche: 1,5 km
Fertigstellung: 2009
Standort: 03500 Benidorm
Bildnachweis: Alejo Bagué, Barcelona