Hotel Monastero Arx Vivendi in Arco
Ausspannen im ehemaligen Kloster
Knapp siebzig Jahre lang stand der Südflügel des Klosters der Dienerinnen Marias am nördlichen Ufer des Gardasees leer. In die Räume, in denen ab Ende des 17. Jahrhunderts bis Mitte des 20. Jahrhunderts Nonnen arbeiteten und beteten, ist jüngst ein Hotel mit neu errichtetem Wellnessbereich eingezogen. Sowohl für die Renovierung des ehemaligen Klosters als auch für die Planung des Spas zeichnet das Büro Noa verantwortlich. Dabei bewahrten die Architekt*innen die monumentale Struktur und die spirituelle Aura des Ortes.
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Bei der historischen Klosteranlage handelt es sich um einen imposanten Komplex, der vollständig von einer sieben Meter hohen Mauer eingefasst ist und noch heute eine Kirche und einen Klausurbereich beherbergt. Die Umnutzung des Südflügels wurde entsprechend in enger Zusammenarbeit mit dem Amt für Denkmalpflege von Trient geplant und umgesetzt. Die klassische Typologie des Klosters inklusive der Struktur der Innenräume mit ihrer geometrischen Strenge blieb bestehen. Ins Erdgeschoss zogen die Gemeinschaftsbereiche wie Rezeption, Lobby, Frühstücksraum, Bar und Küche ein; die vierzig Gästezimmer befinden sich im Ober- und Dachgeschoss.
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Nächtigen zwischen 300 Jahre alten Gemäuern
Im Parterre reihen sich die Räume mittig entlang einer zentralen Achse, umschlossen von einem Korridor entlang der dicken Außenwände. Die Räume schließen nach oben mit einem kunstvollen Kreuzgewölbe ab. Im ersten Geschoss vollzieht sich ein Szenenwechsel: Ein imposanter zentraler Korridor mit einer mächtigen, originalen Holzbalkendecke erstreckt sich hier über eine Länge von fast fünfzig Metern. Beidseitig gehen die Gästezimmer ab, für die jeweils zwei ehemalige Klosterzellen zusammengelegt wurden, um Räume von 22 bis 30 Quadratmetern zu schaffen. Die alten Türen aus hellem Holz zum Korridor blieben erhalten. Im zweiten Geschoss beeindruckt der sichtbar belassene, historische Dachstuhl. Zwischen die massiven Balken sind die Zimmer gesetzt, die sich zu einem zentralen Flur öffnen. Der First ist verglast – eine eindrucksvolle Kombination von Alt und Neu, die viel Tageslicht hineinlässt.
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Puristisches Mobiliar für historische Räume
Weiß, Grau und Schwarz – die alten Farben des Klosters – prägen auch heute noch die Innenräume. Wände und Gewölbe wurden nach den Restaurierungs- und Konsolidierungsarbeiten mit Rauputz versehen. In der Lobby empfängt ein großer, mit schwarzem Granit verkleideter Tresen unter einem minimalistischen, zeitgemäßen Kronleuchter die Ankommenden. Im Frühstücksraum dominiert ein langer Tisch mit Feinsteinzeugplatte in schwarzer Marmornachbildung. In den Gästezimmern kommen handgehobelte Eichenböden zum Einsatz. Ein Baldachin aus schwarzem Metall rahmt jeweils die Betten. Die puristischen Möbel und Leuchten in Kombination mit den alten Balken, Böden und Gemäuern erzeugen ansprechende Spannung.
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Gläserner Spa im Garten
Im ehemaligen Klostergarten entstand der neue, 500 Quadratmeter große Wellnessbereich mit mehreren Entspannungszonen, Saunen und Wellnesspfad. Im Kontrast zu den historischen Gemäuern bestehen diese Räumlichkeiten aus Glas und Metall. Vorbild sind leichte, mit Pfosten und Riegeln versehene Metallrahmen von Zitronengewächshäusern, wie sie für die Landschaft am Gardasee charakteristisch sind. Sieben Pavillons mit quadratischem Grundriss reihen sich beidseitig eines „Rückgrats“, bestehend aus einer Reihe von Pfeilern, die mit Vicenza-Stein verkleidet sind und einem übergreifenden horizontalen Träger aus sandgestrahltem Beton.
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Cotto, Terrazzo und Fliesen
Im Hotel findet sich die gesamte Klaviatur der mineralischen Bodenbeläge: Ein original erhaltener Bodenbelag aus Cottoplatten (Terrakotta) leitet die Gäste vom Haupteingang an der Nordseite zur Lobby und der Bar. Auch im majestätischen Korridor im ersten Obergeschoss befindet sich ein Cottoboden – hier allerdings eine Rekonstruktion nach historischem Vorbild. Als Kontrast zu den kleinformatigen, rustikalen und erdigen Cottoplatten kommt in den anderen öffentlichen Bereichen ein heller, fast weißer Terrazzo zur Ausführung. Auch dieser wurde nach den originalen Terrazzoböden umgesetzt.
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In den Bädern sind graue Feinsteinzeugfliesen in Natursteinoptik verlegt. Die Keramik bildet den in Italien beheimateten Stein Ceppo di Gré nach, der sich durch große, markante Kieseleinschlüsse auszeichnet. Die 30 x 60 cm bzw. 60 x 60 cm großen Bodenfliesen haben eine matte Oberfläche, die rutschfest ist und fast samtig wirkt. Auch die maßgefertigten Waschtische sind mit der Keramik verkleidet.
Die Fliesen im Wellnessbereich sind dezenter als in den Bädern. Den hellbeigen Natursteinnachbildungen im Format 80 x 80 cm werden zartbitterschokoladen geflieste Podeste als beheizte Liegeflächen an die Seite gestellt. Auch bei diesem Feinsteinzeug wurde eine Ausführung mit matter Oberfläche gewählt.
Bautafel
Architektur: noa* network of architecture, Bolzano/Berlin
Projektbeteiligte: Marazzi, Sassuolo (Hersteller Fliesen Bäder und Tischplatte Frühstücksraum); Florim, Fiorano Modenese (Hersteller Fliesen Wellnessbereich)
Bauherr*in: Stephanie Happacher & Manuel Mutschlechner
Fertigstellung: 2021
Standort: Via Mantova 13, 38062 Arco TN, Italien
Bildnachweis: Alex Filz, Andrea Dal Negro