Sotheby´s in Carvoeiro
Ornamentale Zementfliesen in Weiß und Türkis
Das traditionsreiche Auktionshaus Sotheby’s ist selbst wenig Kunstinteressierten ein Begriff. Immer wieder sorgt es mit seinen Versteigerungen für mediales Aufsehen, nicht zuletzt im Jahr 2010 als eine Skulptur Alberto Giacomettis für rund 74 Millionen Euro den Besitzer wechselte. Neben Kunst sammelt das Unternehmen auch Wein, Uhren, Schmuck, Autos und Immobilien. Das neue Sotheby’s Real Estate Headquarter in Carvoeiro an der Algarve präsentiert sich jedoch äußerst bescheiden.
Gallerie
Das Büro Correia/Ragazzi Arquitectos entwickelte mit großer Achtsamkeit gegenüber dem Bestand und der traditionellen Bauweise der Region ein Konzept zum Umbau und zur Sanierung eines alten zweigeschossigen Wohn- und Ladenhauses mit Satteldach sowie eines angeschlossen eingeschossigen Hauses mit Flachdach und einem kleinen, quaderförmigen Dachaufbau. Die Gebäude liegen an einer schmalen Straße in Hanglage auf einem keilförmigen, 150 Quadratmeter großen Grundstück, das Richtung Osten spitz zuläuft. Der schlechte Erhaltungszustand des Bestands erforderte umfangreiche Sanierungsmaßnahmen und führte teilweise zum Abriss. Dabei wurde versucht, den originären Zustand der Häuser wiederherzustellen, der im Laufe der Zeit verändert worden war, und zugleich die Räumlichkeiten den neuen Anforderungen, auch im Hinblick auf die Energieeffizienz, anzupassen.
Im Erdgeschoss wurden die großen Ladenöffnungen zu zwei Fenstern mit Rundbogen verkleinert, die in ihren Dimensionen den anderen Gebäudeöffnungen entsprechen, und der Eingang an die südöstliche Ecke des zweigeschossigen Hauses verlegt. Entsprechend der regionalen Bautradition erhielt dessen Fassade ein Gebälk mit Kranzgesims und Fries, der mit einem farbig abgesetzten, ornamentalen Band verziert ist. Der Aufbau verdeckt die Traufkante und vermittelt den Eindruck eines Flachdachs. Die Außenwände sind durchgehend weiß verputzt. Die Fensterfaschen und der Sockel wurden straßenseitig helltürkis abgesetzt. Aufgrund der starken Steigung des Geländes springt die farbige Gestaltung im Sockel stufenweise an. Die rückwärtige Seite zeigt sich schlicht und fensterlos.
Die beiden Häuser sind im Inneren verbunden. Der größte Teil des Erdgeschosses wird bis an die rückwärtige Wand von der Eingangshalle eingenommen, in deren Mitte sich eine weiße, skulpturale, gegenläufige Treppe befindet, die ins Obergeschoss führt. Der Raum wird flankiert von zwei kleinen Besprechungszimmern, links schließen sich die Sanitärbereiche an. Der spitze Gebäudeteil im Osten beherbergt die Sammlung. Im Obergeschoss befinden sich zwei größere Arbeitsräume sowie das Zimmer des Direktors. Über der Treppe wurde der Dachraum trichterförmig aufgefächert und schließt mit einem runden Oberlicht ab.
Der kleine Dachaufbau des eingeschossigen Hauses wurde mit dem Obergeschoss verbunden und beherbergt heute die Teeküche. Er hat einen pyramidenförmigen Aufsatz gleicher Höhe mit quadratischem Oberlicht erhalten. Die übrige Dachfläche wird als Terrasse genutzt. Sie liegt auf einer Höhe mit der hinter dem Gebäude verlaufenden Straße und kann auch von dort erschlossen werden.
Das Innere wurde entsprechend der Fassade hell und schlicht gehalten. Die Wände sind allesamt weiß verputzt. Im Erdgeschoss wurden gemusterte Fliesen verlegt, im Obergeschoss ist der Bodenbelag aus Holz, in der Küche und dem Verbindungsgang aus Sichtestrich. Die Wandflächen des Gangs wurden mit helltürkisen Paneelen ausgekleidet. Das Mobiliar besteht aus hellem, klar lackiertem Holz.
Fliesen
Höhepunkt der Innenraumgestaltung sind die im Erdgeschoss verlegten
quadratischen Zementfliesen. Sie wurden nach traditionellen
Methoden von Hand gefertigt und sind eng mit der Kultur und
Geschichte der Algarveregion verknüpft. Das geometrische Muster aus
Kreis- und Wabenmotiven in Weiß und Türkis führt das Farbschema der
Fassade im Inneren fort. Die Zementfliesen erforderten vor Ort eine
Oberflächenbehandlung zur Wasser- und Fettresistenz, sind danach
aber sehr widerstandsfähig und verschleißfest. Aufgrund der
Handfertigung weisen sie leichte Variationen in Muster und
Farbgebung auf. Sie wurden hier im Erdgeschoss übergangslos in fast
allen Räumen verlegt und fügen diese so zu einer Einheit zusammen,
zugleich wird die Einganghalle optisch erweitert.
Bautafel
Architekten: Correira/Ragazzi Arquitectos, Porto
Projektbeteiligte: Alcepi Engenharia, Guimarães (Grundbau); Luscoclima (Gebäudetechnik); Acácio Cerqueira Gabinete de Projectos, Ponte de Lima (Elektrik)
Bauherren: Sotheby’s Real Estate, New York
Standort: Carvoeiro, Portugal
Fertigstellung: 2016
Bildnachweis: : FG+SG - Últimas Reportagens