Arten keramischer Fliesen und Platten
Das Wort Keramik leitet sich von dem altgriechischen
keramos ab und bedeutet so viel wie „gebrannter Ton“ oder
„gebrannte Erde“. Im Baubereich unterscheidet man grundsätzlich
zwischen Steingut, Steinzeug und Feinsteinzeug sowie Cotto,
Zementfliesen und neuerdings der sogenannten Porzellankeramik. Beim
Feinsteinzeug hinzugekommen sind in den letzten Jahren zudem extrem
große (bis 3,20 x 1,60 m) und dünne (meist 6 mm) Platten, die in
mancher Hinsicht eine Sonderform darstellen.
Gallerie
Die europäische Norm ist die DIN EN 14411 Keramische Fliesen und
Platten – Definitionen, Klassifizierung, Eigenschaften,
Konformitätsbewertung und Kennzeichnung. Sie klassifiziert
zudem glasierte, unglasierte und engobierte (Engobe =
durchlässige oder undurchlässige Beschichtung auf Tonbasis mit
mattiertem Aussehen) Fliesen und Platten. Diese sind entweder
durchgefärbt oder nicht durchgefärbt. Als Rohstoffe werden
hauptsächlich Tone, Kaolin, Porzellanerden, Quarz, Feldspat und
weitere Mineralien wie beispielsweise Glimmer sowie bei glasierten
Fliesen zusätzlich glasbildende Mineralien (z.B. SiO2) für die
Glasuren verwendet.
Herstellungsverfahren
Folgende Herstellungsverfahren sind üblich: Einbrand
(Glasur wird vor dem Brennen aufgetragen), Zweibrand
(Glasurauftrag erfolgt nach dem ersten Brand), stranggezogene
Platten, trockengepresste sowie gegossene Fliesen und Platten. Nach
diesen Herstellungsverfahren sowie insbesondere der daraus
resultierenden unterschiedlichen Wasseraufnahme ordnet die Norm
keramische Fliesen und Platten wie in der folgenden Tabelle
aufgeführt.
Laut Norm umfasst der Begriff „keramische Fliesen und Platten“ auch
Mosaike, Industriefliesen sowie Platten und Bauelemente für
Schwimmbecken und die entsprechenden Zubehörteile. Ausgenommen sind
jedoch Form- und Kleinteile.
Weitere Kriterien für die Gebrauchseigenschaften von Fliesen sind
ihre Biegebruchwerte, ihre Abriebfestigkeit und ihre Beständigkeit
gegenüber Chemikalien sowie schließlich ihre
Abmessungstoleranzen.
Je nach ihrer Bruchlast werden Fliesen in Belastungsgruppen
eingeteilt. Während etwa im Wohnungsbau generell eine Bruchlast von
unter 1.500 Newton ausreicht (Belastungsgruppe 1), erfordern andere
Einsatzbereiche höhere Bruchlasten.
Verschleiß und Abrieb
Die Abriebfestigkeit von Fliesen wird nach verschiedenen ISO-Normen
geprüft. Die beiden wichtigsten sind die DIN EN ISO 10545-7
Keramische Fliesen und Platten – Teil 7: Bestimmung des
Widerstandes gegen Oberflächenverschleiß - Glasierte Fliesen und
Platten sowie die DIN EN ISO 10545-6 Keramische Fliesen und
Platten – Teil 6: Bestimmung des Widerstands gegen
Tiefenverschleiß für unglasierte Fliesen und Platten. Bei der
Prüfung des Oberflächenverschleißes/Abrieb glasierter Fliesen wird
unter Zugabe von Wasser und definiertem Schmelzkorn sowie
Stahlkugeln künstlicher Abrieb erzeugt. Als Ergebnis erhält man
einen Wert, der angibt, bei welcher Anzahl der Umdrehungen sich
eine sichtbare Veränderung ergibt. Diese Werte werden dann für die
Klassifizierung benutzt. Bei der Prüfung des Tiefenverschleißes
unglasierter Fliesen wird mit Schmelzkorund und einer speziellen
Schleifscheibe der „anfallende Abrieb“ gemessen. Hier gilt: Je
geringer der Wert, desto verschleißresistenter ist die Keramik.
Chemische Resistenz
Sie wird nach DIN EN ISO 10545-13 Keramische Fliesen und
Platten – Teil 13: Bestimmung der chemischen Beständigkeit
geprüft. Steingutfliesen und glasierte Steinzeugfliesen sind gegen Haushaltschemikalien
und Badewasser-Zusätze (außer gegen flusssäurehaltige
Reinigungsmittel und deren Verbindungen) beständig (min. Klasse GB
gemäß DIN EN ISO 10545-13); gegen Säuren und Laugen nur dann, wenn
entsprechend der technischen Merkblätter besonders ausgewiesen.
Unglasierte Feinsteinzeugfliesen sind außer gegen Flusssäure und
deren Verbindungen chemisch beständig. Geringfügige
Farbabweichungen gelten noch nicht als chemischer Angriff.
Maßgenauigkeit
Die erlaubten Abmessungstoleranzen sind in der DIN EN 14411
Keramische Fliesen und Platten – Definitionen,
Klassifizierung, Eigenschaften, Konformitätsbewertung und
Kennzeichnung geregelt; hierfür gilt die Prüfnorm DIN EN ISO
10545-2 Keramische Fliesen und Platten – Teil 2: Bestimmung
der Maße und der Oberflächenbeschaffenheit. Sie untersucht die
Länge, Breite, Dicke, Kantenabweichung, Rechtwinkligkeit und
Ebenflächigkeit der Fliesen und Platten. Es wird jeweils die
Abweichung vom Herstellmaß bzw. die Abweichung von der
durchschnittlichen Seitenlänge (10 Proben) gemessen. Führende
Fliesenhersteller schaffen bei ihren Produkten heute schon maximale
Abweichungen bei den Abmessungen (bis auf Stärke) von nicht mehr
als ± 0,2 %.
Unterscheidung nach Korngröße
Und schließlich lassen sich
keramische Fiesen und Platten noch nach der Korngröße ihrer
Gefügebestandteile in Fein- und Grobkeramik
unterteilen. Da es keine gesetzlich oder in Normen definierte
Unterscheidung zwischen den Begriffen Fliese und Platte gibt,
werden beide Bezeichnungen verwendet: „Fliese“ meist für kleinere
und normalstarke Keramiken, „Platte“ eher für besonders große oder
überstarke.