Weinrestaurant mit Gästehaus in Passos do Silgueiros
Begehbares Betondach als Fortführung des Zugangsweges
Ursprünglich erhielt der Architekt und Fotograf Hugo Carvalho Araújo aus Braga den Auftrag, ein Gourmet-Restaurant für das 1990 gegründete Weingut Quinta de Lemos in Passos do Silgueiros zu planen. Die Ortschaft in Portugals Norden liegt im bergigen Hinterland zwischen Porto und Coimbra. In der Regel präsentiert sich der Weinbau – als traditionsreiches Handwerk – architektonisch nach ähnlichem Muster: Teils modern, teils historisierend bilden Solitäre inmitten der Weinberge prägnante Landmarken und dienen der wirkungsvollen Selbstdarstellung. Carvalho Araújos Entwurf hingegen verfolgte inhaltlich wie gestalterisch einen ganz anderen Ansatz: Mäanderförmig windet sich der Weg zum Restaurant durch das leicht hügelige Gelände, bis er schließlich unterhalb der Bergkuppe in einen schlangenartig gewundenen Baukörper mündet, der sich wie ein Collier um den Hügel mit Weinterrassen legt. Das Gebäude erscheint so als Fortführung des Weges und wird zum selbstverständlichen Teil der Landschaft.
Gallerie
Je nach Standort und Blickwinkel variiert die Wahrnehmung des Bauwerks: Mal wirkt es dominant, mal scheint es mit der Umgebung zu verschmelzen. Seine Höhe passt sich den Weinbergen an, seine Länge dehnt sich fließend, den Hügel umschlingend. An Stelle eines reinen Restaurants entwarf der Architekt eine moderne Version des ländlichen Gasthauses: Bewirtung, Fremdenzimmer und eine Vinothek als Showroom für die eigenen Produkte.
Eingang und Rezeption befinden sich in einem der Topografie entsprechend südlich hervorstoßenden Teil des mehrfach gewundenen Baukörpers. Dieser Bereich teilt das Gebäude etwa im Verhältnis 2:1. Der kleinere, östliche Teil nimmt Restaurant, Küche und entsprechende Nebenräume auf. Westlich des Entrées folgen einige wenige Gästezimmer samt Pool, die eine private, intime Atmosphäre bieten sollen. Entstanden ist ein zeitgemäßes, familienbetriebenes Weingut mit Fremdenzimmern, Probierstube und Bewirtung, vorwiegend geprägt durch Beton, Glas und Holz.
Flachdach
Als (nicht nur) optische Fortführung des Zugangsweges, formt sich
das Flachdach aus der Landschaft heraus, steigt zunächst sanft an,
um sich anschließend allmählich wieder zu senken und in der Natur
zu verschwinden. Belegt mit sechs Zentimeter starken Betonplatten,
ist das Dach tatsächlich als begehbarer Weg ausgebildet. Den
Untergrund bildet ein Umkehrdach, welches auf einer knapp 30 cm starken
Stahlbeton-Decke ausgeführt wurde: Auf einen im Mittel 12 cm
starken Ausgleichs- bzw. Gefälleestrich folgt eine Abdichtung
aus einer mehrschichtigen Polyvinylchlorid-Kunststoffbahn mit
Glasvlieseinlage. Diese ist geschützt durch eine acht Zentimeter
starke Lage XPS-Dämmung.
Bautafel
Architekt: Carvalho Araújo, Arquitectura e Design, Braga, Portugal
Projektbeteiligte: JBJC – João Bicho e Joana Carneiro, Vila Real (Landschaftsplanung); Nini Andrade Silva, Lissabon (Innenarchitektur); Eduardo Oliveira Irmãos, Moure de Carvalhal-Viseu (Generalunternehmer)
Bauherr: Celso de Lemos Esteves, Passos do Silgueiros, Portugal
Baujahr: 2013
Standort: Quinta de Lemos, Passos do Silgueiros, 3500-541 Silgueiros, Portugal
Bildnachweis: Hugo Carvalho Araújo, Braga
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